Blutige Rache
Tasche.
»Paul Queenen«, meldete sich eine Männerstimme am anderen Ende der Leitung.
»Virgil Flowers. Wo sind Sie?«
»Fünfzehn, zwanzig Minuten südlich des Orts auf der 71«, antwortete Queenen.
»Bleiben Sie auf der 71, bis Sie die Country Club Road erreichen.«
Virgil beschrieb ihnen den weiteren Weg, bevor Raines ihm, Jarlait und Bunch das Sicherheitssystem der Hütte erklärte. »Weil es hier so viel Wild gibt, lassen wir den Audio-Alarm die meiste Zeit aus, aber heute Nacht ist er eingeschaltet.«
Draußen war etwa ein Dutzend Videokameras installiert, deren Aufnahmen auf drei kleine Schwarzweißmonitore übertragen wurden. »Wenn der Alarm ausgelöst wird, piepst es hier, und auf der LED-Anzeige leuchtet ein Licht auf«, erläuterte Raines. Darüber befand sich eine Karte von Knox’ Grund, aufgeteilt in nummerierte Abschnitte, die mit denen auf der Anzeige korrespondierten. »Man kann die Ansichten vergrößern … Fast immer löst Rotwild den Alarm aus, aber hin und wieder hatten wir auch schon Bären. Manchmal sieht man überhaupt nichts, weil die Kamera nicht nah genug dran ist.«
»Und in der Dunkelheit?«
»Die Kameras haben Infrarotausstattung.« Raines drückte einen Knopf, und auf einem der Monitore erschien das Schwarzweißbild scharf konturierter Bäume.
»Ihnen fällt vielleicht auf, dass es rund um die Hütte nicht allzu viel Unterholz gibt - das lässt Carl regelmäßig entfernen. Und die Bäume werden unten ausgedünnt. Man kann hier sehr viel weiter sehen als in einem normalen Wald.«
»Wie werden Bewegungen gemeldet?«, wollte Bunch wissen. »Über Radar?«
»Zwei Systeme: Mikrowellen und Infrarot für Körperwärme.
Wer das System überwacht, muss wissen, wo unsere Leute sich aufhalten. Dort darf keinesfalls Licht eingeschaltet werden. Für Nachtsichtgeräte wäre das wie Flutlicht.«
Virgil warf einen Blick auf seine Uhr. »Ich glaube nicht, dass sie vor dem Morgen hier sein werden«, sagte er. »Es sei denn, sie sind geflogen, und dann müssten sie das letzte Stück immer noch mit dem Auto fahren.«
Da piepste es, und Raines schaltete einen der Monitore ein, über den sich ein Wärmefleck bewegte. »Das Tier ist klein - wahrscheinlich ein Reh«, sagte er und aktivierte die Infrarotausstattung. Nun war das Reh klar zu erkennen.
»Supersystem«, bemerkte Virgil.
Wenige Minuten später meldete sich das Sicherheitssystem erneut, und sie warfen wieder einen Blick auf die Monitore. »Da kommt ein Wagen«, stellte Raines fest und vergrößerte das Bild. »Ein Truck.«
»Bemidji«, sagte Bunch.
»Die Autos sollten wir in die Garage stellen, sonst schöpfen sie Verdacht«, meinte Jarlait.
Paul Queenen, Chuck Whiting und Larry McDonald aus Bemidji hatten Gewehre, kugelsichere Westen und Funkgeräte dabei. Sie setzten sich in Knox’ Arbeitszimmer zusammen, wo sich ein Mac-Computer mit riesigem Monitor befand und wo Virgil mit Hilfe von Google Earth eine Satellitenansicht von Knox’ Anwesen auf den Bildschirm zauberte.
»Ich sehe zwei Möglichkeiten«, sagte Virgil. »Erstens: Sie kommen übers Wasser, wahrscheinlich mit einem Kanu. Zweitens: Sie nähern sich mit dem Truck vom Highway … Den werden sie entweder hier« - er deutete auf den Monitor - »oder hier abstellen.«
Einer der Kollegen aus Bemidji bemerkte: »Hier rauf führen nur zwei Straßen.« Er zeigte auf den Bildschirm. »Wenn man da und da Straßensperren aufstellt und dort zusätzlich Leute im Wald versteckt, sitzen sie in der Falle.«
»Daran hab ich auch schon gedacht«, sagte Virgil. »Das Problem ist nur, dass es dabei tote Cops geben würde. Diese Leute setzen, wenn nötig, ihre Waffen ein. Sie haben bereits sieben oder acht Menschen umgebracht, halten sich illegal im Land auf und sind vermutlich Geheimagenten. Außerdem ist hier gleich die Grenze zu Kanada.« Virgil zeichnete die Linie auf dem Monitor nach. »Im Notfall schwimmen sie hinüber. Wenn sie es nach Kanada schaffen, sind sie weg.«
»Tja, das stimmt«, pflichtete ihm einer der Agenten bei. »Kanada liefert nicht aus. Da müssten wir schon einen ziemlich merkwürdigen Deal vorschlagen. Aber die Politiker lassen sich ungern von den Kanadiern vorschreiben, was sie tun sollen.«
»Und noch eins«, sagte Virgil. »Die planen diese Aktion seit einem Jahr und sind nicht dumm. Sie haben sich bestimmt Alternativen überlegt. Es könnte ja zum Beispiel sein, dass sie ohne Waffen nach Fort Frances fliegen, durch den kanadischen Zoll
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