Blutige Rache
reden. Ich frage mich, ob er mir das alles verraten hat, um Warren aus der Reserve zu locken.«
»Mach ich. Seien Sie vorsichtig da oben.«
Am Truck sagte Virgil: »Ich rufe Sie in ungefähr einer Minute an - sie hören meinen Wagen wahrscheinlich immer noch ab und sollen denken, dass ich nicht weiß, wo Knox steckt. Vielleicht könnten Sie sich ja ein bisschen aufregen.«
»Gut, ich spiele mit«, erwiderte Davenport.
Auf dem Weg zum SKA-Büro wählte Virgil Davenports Nummer und brüllte ins Handy: »Warren ist tot. Sie haben ihn vor seinem Haus erschossen …«
»Haben Sie Knox gefunden?«, fragte Davenport. »Wo zum Teufel steckt der?«
»Keine Ahnung. Seine Tochter behauptet, er sei beim Fotografieren, wahrscheinlich irgendwo in North Dakota. Ich werde die Kollegen dort bitten, nach seinem Wagen Ausschau zu halten …«
»Und woher wissen diese Vietnamesen das alles?«, erkundigte sich Davenport.
»Gute Frage«, antwortete Virgil. »Ich red mal mit Sinclair darüber.«
»Sie haben doch gesagt, der ist nicht daheim.«
»Ist er auch nicht. Ich weiß nicht, wo er sich rumtreibt«, erwiderte Virgil. »Er geht nicht ans Handy. Vielleicht macht er mit den Vietnamesen gemeinsame Sache - er war ja früher mal ein linker Spinner …«
»Und was wollen Sie jetzt machen?«
»Ich postiere Shrake vor Sinclairs Haus. Wenn er zurückkommt, kriegen wir ihn. Ich fahr zum Büro und häng mich an die Strippe. Wir finden Knox, das verspreche ich. Wir könnten morgen früh was an die Presse rausgeben, damit er sich meldet.«
»Wenn er das überhaupt sieht«, entgegnete Davenport. »Mann, Sie können doch wirklich mehr.«
Das Gespräch hatte ziemlich überzeugend geklungen, dachte Virgil.
Virgil machte Zwischenstation im SKA-Büro, holte seine Outdoor-Sachen, darunter auch ein Kopfnetz und Handschuhe, die zum Schießen und Abwehren von Mücken geeignet waren, aus dem Truck und legte sie in einen anderen Wagen. Aus der Ausrüstungskammer des SKA besorgte er sich eine kugelsichere Weste, ein M16 mit fünf Magazinen und zwei Nachtsicht-Monokulare. Dann fuhr er zum Motel, packte eine Jacke ein und tauschte seine Cowboy- gegen Wanderstiefel.
Da rief Davenport an. »Ich hab einen Flug für Sie, vom Flughafen in St. Paul. Drei Leute aus Bemidji machen sich ebenfalls auf den Weg nach International Falls, aber es wird dauern, bis die da sind.«
»Mai braucht länger, es sei denn, sie fliegen«, sagte Virgil. »Allzu viel Vorsprung haben sie nicht. Ich werd auch versuchen, Knox per Handy zu erreichen, damit der sich vom Acker macht.«
»Sagen Sie ihm, er soll die Lichter an- und den Wagen in der Auffahrt stehen lassen«, riet Davenport. »Wir müssen sie dort erwischen und den Fall endlich zum Abschluss bringen.«
Virgil wählte die Nummer von Knox; diesmal ging tatsächlich jemand ran. Virgil nannte seinen Namen und erhielt die Auskunft, Knox liege im Bett. »Dann holen Sie ihn raus. Ich muss mit ihm sprechen, und zwar sofort.«
Knox meldete sich wenig später. »Was ist passiert?«
»Sie haben Warren erschossen, ein vietnamesisches Killerteam. Offenbar ein Rachefeldzug wegen der Morde von 1975.«
»Damit hatte ich nichts zu tun«, beteuerte Knox.
»Das wissen die nicht - oder es ist ihnen scheißegal«, sagte
Virgil. »Aber sie wissen, wo Sie sind und rücken Ihnen auf die Pelle.«
Ein paar Sekunden Schweigen, dann: »Woher?«
»Unsere Rechercheurin hat es innerhalb einer Stunde rausgefunden. Sie zahlen Steuern für die Hütte und machen den Betrag bei der Einkommensteuer geltend. Das heißt, falls Sie sich in Rainy River aufhalten, gleich bei International Falls.«
»Scheiße.« Wieder Schweigen, dann: »Sind sie am Ende schon hier?«
»Nein, noch nicht, nicht mal, wenn sie fliegen. Ich komme selber mit dem Flieger; Leute aus Bemidji und Red Lake sind ebenfalls unterwegs. Wir wollen sie in einen Hinterhalt locken. Beschreiben Sie mir den Weg zu Ihnen.«
Das tat Knox. »Es ist dunkel hier in der Gegend. Wenn Sie sich verirren, finden Sie sich nie wieder zurecht.«
»Keine Sorge. Mein GPS kennt den Weg bis zum Ende Ihrer Auffahrt. Ich wusste nur nicht so genau über die Straßenlage Bescheid«, erklärte Virgil. »In der Zwischenzeit sollten Sie verschwinden.«
»Glauben Sie wirklich?«
»Ja. Im Moment gibt es sonst nichts für Sie zu tun. Telefonieren Sie nicht mit dem Handy, das können die möglicherweise lokalisieren. Suchen Sie sich ein Zimmer irgendwo in einem Motel.«
»Ich lasse Ihnen jemanden
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