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Blutige Rosen

Blutige Rosen

Titel: Blutige Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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das Innere schlich. Wenn die Gefahr tatsächlich im Dunklen lauerte, dann blieb sie auch dort und interessierte sich nicht für den Mann. So seine Gedankengänge.
    Er wunderte sich, wie groß der Durchmesser des Turms war. Von außen merkte man das nicht, und um den Turm herumgegangen, das war er noch nie. Er blieb stehen und schaute über die Schulter. Deutlich zeigte sich die offene Eingangstür im Mauerwerk. Ein helleres Viereck, ein sicherer Fluchtweg.
    Da geschah es. Von oben her fuhr etwas Schwarzes auf ihn zu. Ein Wesen, das irgendwo in der dunklen Wand gelauert hatte. Es kam schnell wie ein Pfeil, und Victor drehte durch.
    Er riss seinen alten Sturmkarabiner hoch und drückte ab. Krachend entlud sich der Schuss. Den Rückschlag der Waffe konnte er kaum auffangen, er hörte auch nicht, wie die Kugel in den Stein klatschte, weil grollende Echos jedes andere Geräusch übertönten.
    Das Wesen wischte davon. Es flog auf die Tür zu, und als der Mann ihm einen Blick hinterher warf, atmete er sichtlich auf. Kein Geist hatte ihn erschreckt, sondern ein normaler Vogel. Wahrscheinlich eine Krähe. Er atmete auf - und wurde im nächsten Moment mit dem erneuten Schrecken konfrontiert.
    Lachen! Grell und gemein. Es stieg hoch, schallte als vielfaches Echo und schauriger Chor von den nackten Wänden zurück und tönte grell in den Ohren des Mannes.
    Aber nicht nur das Gelächter war zu hören, auch ein höhnisches Jammern und Schreien, ein verzweifeltes Heulen, wie es nur Menschen in einer unendlichen Qual ausstoßen können.
    Die Geräusche kamen von allen Seiten. Rechts und links, vorn und hinten. Eine schaurige Melodie tönte durch den alten Hexenturm, und Victor drehte sich verzweifelt um die eigene Achse, weil er nach der Ursache des Gelächters suchte.
    Da mussten doch welche sein, da hatte sich jemand versteckt, das Lachen und Schreien konnte nicht aus der Wand kommen.
    »Wo seid ihr!« brüllte der Mann und drehte sich immer wilder. »Wo seid ihr, verdammt? Gebt Antwort!« In seiner Panik machte er genau das Falsche.
    Immer wieder zog er den Abzug zurück. Die Schüsse dröhnten durch das Gemäuer, vermischten sich mit den unheimlichen Geräuschen zu einem höllischen Inferno, das den guten Victor fast zum Wahnsinn trieb. Plötzlich drehte sich nicht nur er selbst, sondern auch alles andere vor seinen Augen. Er verlor völlig die Orientierung, wusste nicht mehr, wo er genau stand, das mörderische Karussell hielt ihn gefangen, und er taumelte immer wieder im Kreis, bis er nicht mehr konnte, so dass die Beine nachgaben.
    Schwer schlug er auf. Mit der Stirn prallte er gegen einen scharfkantigen Stein. Blut quoll aus einer kleinen Wunde, er merkte es nicht einmal. Victor lag auf dem Boden und hatte seine Hände gegen die Ohren gepresst. Er konnte und wollte die schaurigen Geräusche nicht mehr hören.
    Der Hexenturm war verflucht. Das merkte er deutlich. Am Anfang hatte er noch daran gedacht, dass jemand ein Tonband aufgestellt haben konnte, jetzt nicht mehr.
    Dann verebbte das Gelächter. So schnell und plötzlich, wie es auch aufgeklungen war. Es wurde still.
    Bei Victor dauerte es eine Weile, bis er begriff, dass die Ruhe ihn wieder umfing. Zögernd nur löste er seine Hände von den Ohren, winkelte die Arme an und erhob sich.
    Noch immer hatte ihn der Schwindel nicht völlig verlassen, und er taumelte. Dann bückte er sich und musste zweimal zugreifen, um sein Gewehr in die Hand zu bekommen.
    Mühsam brachte er es in die Höhe. Die Waffe fühlte sich auf einmal doppelt so schwer an. Mit beiden Händen musste er sie festhalten. Zudem benutzte er sie auch als Stütze, um auf den Eingang zuzugehen und den Turm zu verlassen.
    In Schweiß war er gebadet. Kalt fuhr der Wind gegen sein Gesicht und auch unter die Kleidung. Er riss den Mund auf und atmete schwer. Erst jetzt spürte er den Schmerz der kleinen Stirnwunde. Mit den Fingerspitzen tastete er darüber, schaute seine Hand an und sah die kleinen Blutstropfen.
    »Dieser verdammte Turm!« flüsterte er. »Er ist verflucht. Verflucht!« schrie er, hob den Arm und drohte mit der Faust, bevor er mit einem Schluchzen auf den Lippen in die Knie sank.
    Stumm und drohend stand hinter ihm der Hexenturm. Wie ein finsterer Wächter aus uralter Zeit, der genau zu wissen schien, dass die blutigen Überraschungen erst begannen…
    ***
    Jack Adrian, genannt Karate-Jack, wohnte wirklich in keiner guten Gegend. Sie war so finster und mies, dass ich Angst um meinen Bentley bekam.

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