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Blutige Rosen

Blutige Rosen

Titel: Blutige Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und sein Alter hat…« Er sprach plötzlich nicht mehr weiter, schaute mich mit halb offenem Mund an und hatte seine Stirn gekraust.
    »Was ist?«
    »Dass ich da nicht sofort draufgekommen bin«, murmelte er.
    »Auf was, bitte?«
    »Harrys Vater, der alte Goring, ist ein ziemlich bekannter Mann. Er besitzt eine Gärtnerei und gehört zu den berühmtesten Rosenzüchtern der Insel. Sie haben doch vorhin von Rosen gesprochen, oder?«
    Das hatte ich in der Tat. Rosen also. Verdammt, da war ja die heiße Spur, das Verbindungsglied zwischen den White Angels und den blutigen Rosen.
    »Merken Sie was?« fragte mich der junge Mann.
    »Ein wenig.«
    Jack Adrian sprang auf. »Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Harry etwas damit zu tun haben könnte. Ich meine, mit Ihrem Fall. Bevor er zu uns kam und akzeptiert wurde, haben wir ihn wirklich auf Herz und Nieren geprüft, das können Sie mir glauben.«
    Ich nickte. »Natürlich, Jack, ich glaube Ihnen. Aber sehen Sie auch in den Kopf eines Menschen?«
    »Natürlich nicht.«
    Da schrillte das Telefon. Der Apparat stand in der Diele, und Jack musste das Zimmer verlassen. Ich wartete so lange und leerte mein Glas. Dieser Besuch hatte mir viel eingebracht und mir weitergeholfen. Harry Goring war für mich jetzt eine heiße Spur, die ich auf keinen Fall erkalten lassen durfte.
    Ich hörte Adrian sprechen, verstand allerdings nicht, was er sagte. Auch glaubte ich, ein schluchzendes Geräusch zu vernehmen, und als Karate-Jack zurückkam, waren seine Schritte schlurfend. Im Türrechteck blieb er stehen. Er war bleich im Gesicht. Wangen und Lippen zitterten. In seinen Augen schimmerten Tränen, und er fiel zur Seite, bis das Türfutter ihn bremste.
    Ich sprang auf. »Was haben Sie?«
    Er schüttelte den Kopf und schlug die Hände vor sein Gesicht. Ein paar Mal vernahm ich ein gepresst klingendes »Nein, nein.«
    Obwohl mir selbst die Spannung unter den Nägeln brannte, ließ ich mir Zeit. Schließlich fragte ich. »Was ist denn geschehen, das Sie so fertig macht?«
    Seine Hände wankten nach unten. Mit tonloser Stimme erwiderte er:
    »Ich habe Ihnen doch vorhin von den beiden Mädchen erzählt, nicht wahr?«
    »Ja, das haben Sie.«
    »Eines davon lebt nicht mehr. Lilian Day. Sie… sie ist tot. Man hat sie ermordet!« schrie er…
    ***
    An Szenen wie diese konnte ich mich nie gewöhnen. Das waren die Scheinwerfer, die ihr kaltes Licht auf den Straßenbelag warfen und grausam jedes Detail hervortreten ließen. Mir kam es immer vor, als würde man die Ruhe eines Toten stören.
    In diesem Fall war es eine junge Frau. Nein, ein junges Mädchen. Neunzehn Jahre alt, eiskalt umgebracht durch einen Messerstich. Die Leiche lag vor dem Eingang zu einer U-Bahn-Station. Der rechte Arm war ausgestreckt, und die Hand hing über der obersten Kante der Stufe. Die Männer der Mordkommission verrichteten schweigend ihre Arbeit. Polizisten hatten einen Sperrring gebildet, um die Gaffer möglichst weit vom Tatort wegzuhalten.
    Ich hatte Jack Adrian mitgenommen. Er konnte die Tote auch gleichzeitig identifizieren. Jetzt stand er etwas außerhalb, hielt den Kopf gesenkt und starrte auf das feuchte Pflaster.
    Auch der U-Bahn-Eingang war abgesperrt worden. Die Fahrgäste mussten einen anderen nehmen. Beamte der Mordkommission machten sich auf die Suche nach Zeugen. Natürlich fanden sie keine. Niemand hatte etwas gesehen. Entdeckt worden war die Tote von Schichtarbeitern, die sich auf dem Weg nach Hause befanden. Ich zündete mir eine Zigarette an und sah zu, wie die Leiche abgedeckt wurde. Der Arzt hatte seine ersten Untersuchungen abgeschlossen, und auch die Aufnahmen des Fotografen befanden sich im Kasten. Für die Männer der Mordkommission war es Routine, für diejenigen, die unmittelbar betroffen waren, nicht.
    Jack Adrian litt unter dem Mord. Er war kaum ansprechbar. Ich ließ ihn deshalb in Ruhe.
    Zwei Männer hievten die Tote in einen Sarg. Er bestand aus Kunststoff und war ein unwürdiges Transportmittel, wobei er mehr einer kleinen Wanne glich.
    Mit leerem Blick starrte Jack Adrian den Männern hinterher und schüttelte dabei den Kopf, als könnte er es noch immer nicht begreifen. Ich sprach ihn an.
    »Haben Sie eine Erklärung, Jack?«
    »Nein.«
    »Ein Racheakt?«
    Er hob die Schultern. »Das ist natürlich möglich. Wir haben manchem auf die Zehen getreten. Dealern und Gangstern. Vielleicht musste es einmal so kommen.« Mit einem Ruck warf er sein Haar

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