Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
Vom Netzwerk:
Wagen vor dem Appartementhaus, in dem Anke und ihre Tochter Lisa lebten. Er zögerte. Am Vortag hatte er sie nicht angetroffen. Vermutlich war Anke von Norbert und Martha Kullmann eingeladen worden, um die Heimkehr zu feiern. Im trauten Familienkreis – wobei diese Familie nicht auf Verwandtschaft beruhte. Erik spürte, wie ihm warm ums Herz wurde. Er wusste viel über diese Menschen, die sich selbst zur Familie ernannt hatten, weil sie Gleichgesinnte waren, deren Lebenswege sich gekreuzt hatten. Wie gerne würde er dazugehören.
    Doch jetzt, am Samstagmorgen, saß er vor Ankes Wohnung und fragte sich, ob der Zeitpunkt der richtige war, sie und ihre Tochter zu besuchen.
    Plötzlich fuhr ein Auto vor und hielt direkt neben seinem. Er drehte sich um und erkannte Anke, die ihm lachend zuwinkte. Verlegen ließ er die Seitenscheibe runterfahren.
    »Auf wen wartest du?«, fragte Anke und grinste verschmitzt.
    Es war das Grinsen, das Erik so an ihr liebte. Das er schmerzlich vermisst hatte. Ihre Augen funkelten. Ihre kurzen Haare betonten ihr strahlendes Gesicht noch mehr. Er war überrascht, wie hübsch sie aussah. Mit dieser Frisur hatte er sie noch gar nicht gesehen.
    »Ich wollte dich besuchen.«
    »Fein!«, rief sie. Schon mischte sich eine weitere Stimme dazu. Es war Lisa, die aus dem Fond des Wagens etwas rief. Doch Erik konnte sie nicht verstehen.
    Schnell stieg er aus und folgte Ankes grünem Subaru, den sie geschickt in ihre Garage einparkte. Dort stand alles voller Balkonmöbel, daneben die Sommerreifen für den Wagen und Reiterzubehör, sodass es wirklich schon an ein Wunder grenzte, dass der große Wagen noch hineinpasste.
    Sie stieg aus und holte Lisa ebenfalls aus dem Wagen, die vor lauter Ungeduld schon gegen die Scheibe trommelte.
    »Erik, Erik«, rief sie und sprang mit einem Satz in Eriks Arme.
    Anke lachte und meinte: »Jetzt wollte ich, dass du mir hilfst, die Einkäufe hochzutragen. Aber so wie es aussieht, hat dich Lisa in Beschlag genommen.«
    Es gelang Erik trotzdem, Anke zur Hand zu gehen. Gemeinsam trugen sie mehrere Tragetaschen in den dritten Stock, in dem ihre Wohnung lag. Lisa sprang munter in der Wohnung herum und erzählte unentwegt von ihren Abenteuern, die sie im Schwarzwald erlebt hatte. Erik tat der Anblick des kleinen Mädchens gut. Ihre Traurigkeit war spurlos verschwunden, ein Zeichen dafür, dass diese Kur ihre Wirkung nicht verfehlt hatte. Währenddessen half er Anke dabei, ihre Lebensmittel einzuräumen, eine Tätigkeit, die er bisher immer als nervig angesehen hatte. Doch in diesem Augenblick tat es ihm richtig gut, mit anzupacken, sich die richtigen Schränke weisen zu lassen und alles an seinen Platz zu legen. Das vermittelte ihm ein Gefühl von Vertrautheit. Dabei fühlte er sich Anke viel näher, als er es je erlebt hatte.
    Als sie fertig waren, ließen sie sich auf dem Sofa nieder. Anke wollte gerade damit beginnen, von ihrer Kur zu erzählen, als es an der Tür klingelte.
    Vorbei war der Zauber, der gerade zwischen ihnen entstanden war. Erik verwünschte denjenigen, der diese Idylle zerstört hatte. Doch als er Norbert Kullmann eintreten sah, nahm er seine Verwünschungen wieder zurück.

    Andrea rieb ihre müden Augen. Die Aufgabe, nach Auffälligkeiten im Leben der Bergmänner zu suchen, erwies sich als stinklangweilig. Diese Männer hinterließen den Eindruck, als hätten sie noch nie etwas anderes in ihrem Leben gemacht, als in der Grube zu arbeiten.
    Plötzlich stieß sie auf etwas.
    Sie riss die Augen weit auf und staunte. Das sah richtig gut aus. Und dann gleich noch etwas. Und noch etwas. Endlich Ergebnisse, mit denen sie etwas anfangen konnte
    Sie druckte die Informationen aus, riss den Zettel aus dem Drucker und steuerte im Eiltempo Schnurs Büro an, dessen Tür offenstand.
    Der fühlte sich unbeobachtet. Er saß vor einem kleinen Spiegel und rasierte sich mit einem elektrischen Rasierapparat das Kinn. Dabei ging er äußerst akribisch vor, um nur ja kein Härchen zu übersehen.
    Andrea beobachtete ihn eine Weile, bis er vom Spiegel aufsah und die Kommissarin bemerkte.
    »Hast du Neuigkeiten oder willst du von mir das Rasieren lernen?«
    »Neuigkeiten«, antwortete Andrea schnell. »Rasieren kann ich mich schon.«
    Schnur lachte und räumte seine Utensilien vom Schreibtisch.
    »Dann pack mal aus. Was hast du über die Bergleute herausgefunden?«
    »Also, über die Männer, die in Georg Remmarks Gruppe arbeiten, nichts. Dafür habe ich festgestellt, dass vor zwei

Weitere Kostenlose Bücher