Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
Vom Netzwerk:
geschehen?
    Der Gang, der sich hinter dieser Tür erstreckte, war niedrig. Das Gewölbe hatte sich weit herunter gesenkt. Sie mussten sich bücken, um weiter hineinschauen zu können.
    »Seht ihr! Das Gebirge hat die TH-Bögen heruntergedrückt«, erklärte Grewe. Alte teilweise verbogene Eisengitter hielten die Gesteinsmassen zurück, die sich bedrohlich durch die Zwischenräume drängen wollten. »Vielleicht war die Kammer deshalb verriegelt.«
    Die herabhängende Decke sah gefährlich aus, was Unentschlossenheit unter den Auszubildenden auslöste. Auch Grewe spürte Beklemmung bei dem Gedanken, dort hinein zu gehen. Doch jetzt waren sie schon so weit gegangen, jetzt wollte er nicht einfach die Tür wieder schließen. In seinem Hinterkopf nagte die Frage, warum Remmark ausgerechnet jetzt von ihnen verlangte, eine angebliche Gezähekammer mitsamt Tür zuzumauern und sie somit für immer zu verschließen. Die Spuren auf der Innenseite der Holztür verstärkten seine Zweifel noch zusätzlich.

    Sie betraten die Kaffeeküche. Laute Stimmen polterten durch den kahlen Raum. Hinter der Theke wurden Wurst und Fleisch verkauft.
    Kullmann und Schnur mussten nicht lange suchen. Am Tisch in der hinteren Ecke saß Arthur Hollinger und biss gerade genüsslich in einen Lyoner-Weck. Vor ihm lag die Saarbrücker Zeitung aufgeschlagen. Sie gesellten sich zu ihm. Überrascht schaute er von der Zeitung auf. Mit vollem Mund fragte er in Kullmanns Richtung: »Kann es sein, dass wir uns kennen?«
    »Guten Appetit«, meinte Kullmann nur dazu. »Ich warte lieber, bis Ihr Mund wieder leer ist.«
    Hollinger spülte alles mit einem Schluck Kaffee herunter und reagierte gereizt: »Das ist mein Bergmannsfrühstück. Ich gehe hier nicht eher weg, bis ich alles aufgegessen habe.«
    »Soll mir recht sein.«
    Schnur besorgte zwei Tassen Kaffee für sich und seinen ehemaligen Vorgesetzten, der sich inzwischen neben Hollinger niedergelassen hatte.
    »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet«, erinnerte der Bergmann.
    »Ja, wir kennen uns«, antwortete Kullmann. »Ich habe hier vor elf Jahren ermittelt, als das Unglück passiert ist.«
    Hollingers Miene verdüsterte sich. Er stand auf und brachte das Geschirr zur Theke. In dieser Zeit gelang es Kullmann, einen Blick auf das aufgeschlagene Blatt der Zeitung zu werfen. Es überraschte ihn nicht, dass Hollinger einen Bericht über den Bergbau las.
    Als der massige Mann zurückkehrte, meinte er: »Ich dachte, ich soll Ihnen das Erlebnisbergwerk zeigen?«
    »Deshalb sind wir hier«, antwortete Schnur.
    »Sie haben Glück, dass Sie es noch sehen können«, murrte Hollinger mit einem Fingerzeig auf die Zeitung. »Inzwischen ist es nämlich von den Politikern beschlossene Sache, dass das Erlebnisbergwerk im Jahr 2012 verfüllt werden soll.«
    »Was heißt das?«, fragte Kullmann.
    »Das heißt, dass die Stollen einfach mit Beton zugeschüttet werden und nichts mehr davon übrig bleibt.«
    Das klang nicht gut.
    Hollinger verließ mit schnellen Schritten die Kaffeeküche, überquerte den großen Platz und hielt an einer Kammer an, in der Helme, Kopflampen und Grubenjacken für die Touristen bereitlagen.
    »Hier! Bedienen Sie sich!«, forderte er barsch auf. »Ohne diese Sachen dürfen Sie nicht reingehen.«
    Nachdem Schnur und Kullmann ausgerüstet waren, traten sie auf den gegenüberliegenden Berg zu. Ein mit rotem Backstein gemauerter Eingang zog ihre Blicke auf sich. Darüber stand in großen Buchstaben »Erlebnisbergwerk Velsen« und darunter befand sich ein gusseisernes Tor, das Hollinger mit einem Schlüssel aufsperrte. Dahinter öffnete sich eine Stahltür mit lautem Zischen automatisch und schon befanden sie sich in der nachgebauten Welt des Bergbaus.
    Staunend folgten sie dem Bergmann, der ihnen gerade erklärte, dass sie sich auf der dritten Sohle befanden, wobei die Höhenunterschiede zwischen den einzelnen Sohlen im Erlebnisbergwerk wesentlich geringer seien, als die in der echten Grube. Weiterhin berichtete er von den verschiedenen Epochen, denen die stählernen Stützrundbögen entstammten, die eindeutig unterschiedliche Bauweisen aufwiesen. Knapp unter der Decke befanden sich schwarze Wannen, die Kullmanns Aufmerksamkeit auf sich zogen.
    »Was ist das?«, fragte er.
    Hollinger bremste ab und erklärte: »Diese Behälter bestehen aus Plastik und sind voller Wasser. Sollte mal eine Explosion unter Tage ausgelöst werden, platzen die Behälter und das Wasser löscht das Feuer beziehungsweise

Weitere Kostenlose Bücher