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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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zweifelten an Grewes Absichten hier unter Tage. »Wir hatten lange Zeit keinen Kontakt. Erst, als er wieder zurückkam. Da hat er mir erzählt, dass er in Prosper-Haniel war und wegen seiner Scheidung das Feld räumen musste.« Bonhoff versuchte, so gelassen wie möglich dreinzublicken. Dabei kostete es ihn viel Mühe, alles richtig wiederzugeben, was sie abgesprochen hatten.
    »Glaubst du diese Geschichte?«
    »Ja natürlich!« Erst als es raus war, ahnte Bonhoff, dass er zu schnell geantwortet hatte. Also fügte er an: »Warum fragst du? Glaubst du ihm etwa nicht?«
    »Er hat einfach nicht gemacht, was ich ihm gesagt habe«, gab Remmark unfreundlich zurück. »Und was dabei rausgekommen ist …« Er beendete den Satz nicht.
    »Dafür konnte er wirklich nichts. Wer hätte geahnt, dass im Gezähestollen einer der Vermissten liegt?« Damit versuchte Bonhoff, den Leichenfund abzuwiegeln. Doch Remmark reagierte anders als erwartet. Er spuckte seinen Kautabak auf den Boden und brummte: »Ich gehe mal nach dem Rechten gucken.« Dann ging er davon, ohne Bonhoff zu fragen, ob er mitkommen wollte.
    Verärgert schaute Bonhoff ihm nach und sah, wie er zusammen mit Paolo Tremante und Hans Rach den Bandberg I ansteuerte. Wie immer gehörte er nicht dazu.

    Morgens um halb zehn in Deutschland, ging es Grewe durch den Kopf, als sie das Grubengelände in Velsen erreichten. Er ließ seinen Blick über die Umgebung wandern und wünschte sich woanders hin. Auf eine einsame Insel zum Beispiel, mit viel Sonne. Hier blieb der Tag hartnäckig grau. Alles verschwamm im Nebel. Und seine Aussichten waren schwarz wie Kohle. Grewe bog ab und ließ den Wagen langsam die Straße hinunterrollen. Einige LKWs der Müllabfuhr kamen ihnen entgegen. Beherrscht wurde dieses Gelände seit einigen Jahren von der Müllverbrennungsanlage, deren Betreiber den Großteil der Grube Velsen aufgekauft hatte.
    Deshalb gefiel ihnen der Anblick des stählernen Industriegebäudes nicht sonderlich.
    Sie erreichten den Parkplatz, auf dem Kevin und Bruno ihre Autos abgestellt hatten. Die beiden Auszubildenden stiegen aus, um von dort mit ihren eigenen Autos weiterzufahren. Grewe wollte wenden und losfahren, als er im Rückspiegel Arthur Hollinger in Begleitung eines Herrn sah, der in seinem Anzug mit Grubenhelm skurril wirkte. Verwundert drehte er sich um und schaute den beiden nach. Sie steuerten das Erlebnisbergwerk an und verschwanden darin, ohne sich einmal umzudrehen.
    Schulterzuckend wendete er und folgte Kevin und Bruno, die in rasantem Tempo bereits losgefahren waren. Er hatte Mühe, ihnen noch zu folgen. Mit jedem Meter, den sich Grewe der Grube Warndt näherte, fühlte er sich unwohler. Auch wenn er der Staatsanwältin gegenüber vorgegeben hatte, er habe alles unter Kontrolle, entsprach das nicht der Wahrheit. Ausgerechnet unter diesen Bedingungen einen solchen sensationellen Fund zu machen, verhinderte es, diese Entdeckung als Erfolg zu genießen. Denn eigentlich war es ein Erfolg, weil sie nur so mit ihren Ermittlungen entscheidend weiterkamen. Aber nun spürte er anstelle von Stolz Angst. Doch so schnell wollte er seinen Einsatz nicht beenden. Er hatte sich vorgenommen, zur Auflösung dieses Falles beizutragen, und das würde ihm über Tage nicht gelingen. Nur er hatte die Chance, in den Kern vorzudringen. Nur ihm bot sich nun die Möglichkeit, sich endlich mal vor Schnur als guter Ermittler in einem fast aussichtslosen Fall zu beweisen. Und genau das wollte er jetzt tun.
    Der hohe Betonturm kam in Sicht. Sein Herz schlug höher.
    Kevin und Bruno warteten schon auf ihn. Er parkte hastig und verließ den Wagen. Zu dritt eilten sie auf die Waschkaue zu, entledigten sich ihrer Straßenkleidung und hüllten sich in die schwarze Arbeitskluft, bevor sie den Schacht ansteuerten, um in die Tiefe zu fahren.

    »Ich kann absolut nichts finden«, stöhnte Andrea und wühlte sich durch die langen, dunklen Haare.
    »Wonach suchst du?«, fragte Schnur, der sich in ihrem Büro niedergelassen hatte.
    »Ich suche nach Banküberfällen, Entführungen mit Lösegeldübergabe oder Erpressungsfällen, die nicht aufgeklärt worden sind.«
    »Warum? Hilft das in unserem Fall weiter?«
    »Wir haben eine Gemeinsamkeit zwischen allen Todesopfern gefunden, die in der Grube Warndt tödlich verunglückt sind.«
    Schnur richtete sich überrascht auf.
    »Und zwar ist bei allen eingebrochen worden«, sprach Andrea weiter. »Aber nur eine Witwe hat zugegeben, dass Geld gestohlen worden

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