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Blutige Seilfahrt im Warndt

Blutige Seilfahrt im Warndt

Titel: Blutige Seilfahrt im Warndt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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neugierig.
    »Nein. Wir hatten keine schlagwettergeschützten Fotoapparate«, bedauerte Schnur. »Dafür kann ich euch aber versichern, dass der Streb sehr eng war, denn Kullmann ist drin steckengeblieben.« Nun lachten alle laut. »Er wollte nämlich tatsächlich dort hineinklettern.«
    »Der Unverbesserliche«, kommentierte Anke.
    »Also, kommen wir wieder auf den Bericht zu sprechen«, fuhr Schnur fort. »Hinter jedem Streb befindet sich der sogenannte Alte Mann , das wissen wir ja inzwischen.« Er schaute hoch und sah, wie alle zustimmend nickten. »Und genau in diesem alten Streb ist der Alte Mann eingestürzt. Nun vermutet die Grubenwehr, dass die Wand zwischen Gezähekammer und altem Streb durch die schwere Erschütterung eingestürzt ist und Winfried Bode von den Gesteinsbrocken erschlagen wurde.«
    »Und dieser Streb brach genau dann ein, als die beiden Männer dort eingesperrt waren?«, zweifelte Andrea.
    »Und wie erklärt die Grubenwehr das Nichtauffinden von Karl Fechter?«, fragte Erik.
    »Die einzige Erklärung, die sie finden, ist, dass Karl Fechter in den Alten Mann geraten sein könnte.«
    »Das kann ja gar nicht sein«, widersprach Erik. »Die beiden hatten sich doch auf der anderen Seite dieser Wand aufgehalten, als der Alte Mann einstürzte.«
    »Soweit wir wissen, ja«, meinte Schnur geheimnisvoll.
    »Soweit wir wissen?«
    »Ich warte immer noch auf den Bestätigung der Staatsanwältin, dass wir die Steine zur KTU bringen dürfen«, erklärte Schnur. »Es ist nämlich stark anzunehmen, dass die beiden eingesperrten Männer versucht haben, diese Wand zu bearbeiten und dass sie dadurch eingestürzt ist.« Kurze Zeit herrschte Stille. Diese Enthüllung stimmte alle nachdenklich. »An der Tür haben sie sich vergeblich versucht, wie die Spuren zeigen. Eichenholz ist steinhart.«
    »Du glaubst also, dass jemand der Bergleute billigend in Kauf genommen hat, dass die beiden in der Gezähekammer sterben?« Andrea wurde blass.
    »Ja, das glaube ich«, sagte Schnur. »Es sind nämlich zu viele Zufälle am Werk.«
    »Zum Beispiel?«
    »Zuerst einmal wollte der Steiger, dass Grewe und die Auszubildenden genau diese Tür so zumauern, sodass sie niemand mehr sehen kann«, begann Schnur aufzuzählen.
    »Du meinst, er wollte auf Nummer Sicher gehen?«
    »Richtig!«
    »Und warum kann es nicht sein, dass der Steiger wirklich nur die Tür zumauern wollte?«, fragte Andrea hartnäckig weiter.
    »Weil der Zeitpunkt zu genau gewählt war: nämlich unmittelbar nach dem spektakulären Tod von Peter Dempler. Wir waren bereits dort unten. Er konnte nicht wissen, ob uns das Bergamt ermitteln lässt oder nicht. Es hätte doch sein können, dass wir regelmäßig unter Tage auftauchen.«
    »Das ist wirklich interessant«, gab Andrea zu. »Aber du hast von zu vielen Zufällen gesprochen. Damit meintest du doch bestimmt mehr als zwei?«
    »Ja! Und zwar denke ich an das Unglück von damals, vor elf Jahren, als sich dieser Einsturz in der Fußstrecke ereignete«, meinte Schnur. »Inzwischen wissen wir, dass jeder Bergmann eine Fahrmarke hat. Wenn er die nach der Schicht nicht abgibt, wird er von der Grubenwehr gesucht. Karl Fechter und Winfried Bode haben sich angeblich abmelden lassen, weil sie eine Schicht anhängen wollten. Das konnte niemand bestätigen beziehungsweise dementieren. Dafür gibt es nur die Aussage von Steiger Remmark. Und zuhause hatte die beiden niemand vermisst.«
    »Warum nicht?«
    »Karl Fechter lebte mit seinem Sohn zusammen. Tim hatte damals ausgesagt, dass er in der Nacht selbst nicht zuhause war. Er hätte bei einem Freund übernachtet. Also hatte er nichts mitbekommen. Und Winfried Bode war Witwer und hatte allein gelebt. Bei ihm hat es niemand gemerkt.«
    »Und wo ist der Zufall?«
    »Der Zufall ist genau dieses Unglück. Es ist in der gleichen Nacht passiert. Bis dahin hatte sich noch niemand Gedanken über den Verbleib der beiden gemacht. Der Zeitpunkt hätte für unseren Täter nicht besser kommen können. Er könnte dieses Unglück doch zum Anlass genommen haben, die beiden Männer einfach in der Gezähekammer zurückzulassen und ihr Verschwinden damit in Zusammenhang zu bringen.«
    »Klingt plausibel«, gab Erik zu.
    Andrea fröstelte bei der Vorstellung.
    »Besser hätte es nicht kommen können. Niemand ist je dahintergekommen. Sogar Kullmann nicht, der damals wegen dieser Unstimmigkeiten runtergeschickt worden ist. Die Leiche von Winfried Bode wäre niemals aufgetaucht, hätte Grewe seine

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