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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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über diesen Tatort zu wissen glaubte, fliegt aus dem Fenster. »Er war gefesselt«, murmele ich.
    Der Doktor betrachtet bereits das andere Handgelenk, an dem ebenfalls Rötungen zu erkennen sind. Er wirft mir einen düsteren Blick zu. »Ich glaube nicht, dass wir es hier mit einem Selbstmord zu tun haben, Kate.«
    »Der Mörder hat es nur so aussehen lassen«, flüstere ich.
    »Scheint so.«
    Ich denke an die Mutter und das Baby, die tot im Hof liegen, und ein eiskalter Schauder lässt mich zittern. Ich denke an die beiden Mädchen in der Scheune, die augenscheinlich gefoltert wurden, und weiß, dass in meiner Stadt wieder einmal ein kaltblütiger Mörder frei herumläuft. Ein blutrünstiges Monster, dessen Mordlust keine Grenzen zu kennen scheint.

4 . KAPITEL
    Ich habe fast zehn Monate nicht geraucht und heute Morgen wieder angefangen. Es ist eine dumme, selbstzerstörerische Angewohnheit. Doch während ich Doc Coblentz bei der Untersuchung des gefolterten toten Mädchens zusehe, sehne ich mich nach einer Zigarette wie ein Junkie nach einem Schuss.
    Ich stehe mit Glock und Skid in der Sattelkammer. Niemand sagt etwas, und den Anblick der Leichen vermeiden wir. Ich frage mich, ob ich genauso erschüttert aussehe wie meine beiden Kollegen.
    Vor wenigen Minuten ist auch Officer Roland »Pickles« Shumaker eingetroffen. In dem Trenchcoat und den spitzen Cowboystiefeln – seinen Markenzeichen –, sieht er aus, als käme er direkt vom Set eines neuverfilmten Italo-Westerns. Er ist vierundsiebzig Jahre alt, verhält sich wie ein Zweiundzwanzigjähriger und sieht keinen Tag älter aus als achtzig. Er ist ein bisschen langsamer als der Rest meines Teams, sieht nicht mehr gut und hört kaum noch etwas. Aber er hat fast fünfzig Jahre Erfahrung auf dem Buckel, was ihn für mich wertvoller macht als jeden Grünschnabel, der seinen Hintern nicht von einem Erdloch unterscheiden kann.
    »Sieht verdammt nach Blutbad aus«, sagt Pickles in seiner Alter-Griesgram-Manier beim Betreten der Sattelkammer.
    Stimmt. Die Leichen bieten einen makabren Anblick im Schein der grellen Arbeitsleuchten. Solche Szenen lassen nicht einmal hartgesottene Polizisten unberührt.
    »Wir haben es nicht mit einem Mord-Selbstmord zu tun, wie zunächst angenommen.« Ich berichte von den Striemen an Amos Planks Handgelenken und sehe dabei von einem Mann zum anderen. »Hier geht es eindeutig um Mord.«
    »Hoch sieben«, murmelt Skid.
    Pickles sieht sich im Raum um, verzieht das Gesicht. »Dann läuft der Dreckskerl, der diese Mädchen abgeschlachtet hat, also frei herum.« Eine Feststellung, keine Frage.
    Der Gesichtsausdruck meiner Mitarbeiter verrät, dass sie am liebsten sofort loseilen und den Mörder jagen würden. Doch wir alle wissen, dass die Ermittlungen hier drinnen beginnen, mit der Beweissicherung. »Ich habe das Sheriffbüro informiert, sie verstärken die Straßenkontrollen. T.J. weiß Bescheid, er fährt zusätzlich Streife.« Mit Blick auf Glock spreche ich lauter, um das Brummen des Generators zu übertönen. »Haben Sie die Nebengebäude und Getreidesilos gecheckt?«
    »Sind sauber.«
    Ich sehe Skid an. »Haben Sie das Gebiet am Bach hinter der Scheune durchforstet?«
    Er nickt. »Nichts.«
    »Reifenspuren? Schuhabdrücke?«
    »Wenn jemand da unten war, hat er keine hinterlassen.«
    »Sobald die Sonne aufgegangen ist, stellen wir hier alles auf den Kopf. Niemand begeht so ein Verbrechen, ohne irgendetwas zu hinterlassen.«
    Obwohl das Scheunentor offen steht, stinken die Dieselabgase des Generators so sehr, dass es einen Elefanten umhauen würde. Doch niemand beschwert sich. Ich kann sicher für alle sprechen, wenn ich sage, dass uns der Geruch von Abgasen lieber ist als der von Blut.
    »Sobald wir hier fertig sind, befragen wir die Nachbarn. Hoffentlich hat jemand was gesehen.«
    »Informieren Sie das BCI ?«, fragt Glock.
    BCI ist das Akronym für Bureau of Criminal Apprehension and Identification, eine Bundesbehörde. Die für Ohio zuständige Dienststelle befindet sich in Columbus, ungefähr einhundert Meilen westlich von Painters Mill. Sie ist dem Büro des Generalstaatsanwalts unterstellt und verfügt über eine Vielzahl von Ressourcen, die von örtlichen Polizeidienststellen genutzt werden können, einschließlich eines hochmodernen Labors, Computerdatenbanken, Kriminaltechnikern sowie Agenten, die zu Ermittlungen vor Ort geschickt werden. Letztes Jahr hatte der Stadtrat die Behörde um Amtshilfe gebeten, als unsere Stadt von

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