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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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besonders kaltblütig sein, um einen menschlichen Körper aufzuschneiden. »Es scheint mir leichter, die Leiche irgendwo zu entsorgen.«
    Er stößt einen Seufzer aus, wie ein Mann, der sehr viel ertragen muss. »Ich weiß nicht, ob es von Bedeutung ist, aber die Wunde befindet sich sehr nahe bei der Gebärmutter.«
    Ein eiskalter Schauder durchfährt mich. Unerwünschte Bilder ziehen vor meinem inneren Auge vorüber. »Könnte das eine symbolische Bedeutung haben?«
    »Möglich.«
    »Oder er ist ein Sadist und hasst Frauen.«
    Der Doktor zuckt die Schultern. »Das herauszufinden ist Ihr Job, nicht meiner.«
    Ich zeige auf das zweite Opfer. »Was ist mit dem anderen Mädchen?«
    Der Doktor geht zu ihr hin. Annie Plank. Sie war sechzehn Jahre alt, ein wenig schwerer und nicht ganz so hübsch wie ihre Schwester. Es bricht mir das Herz, zwei so junge Leben ausgelöscht zu sehen.
    Mit der gleichen Behutsamkeit wie bei der Schwester legt er die behandschuhte Hand auf den gesäuberten Unterleib. Ich sehe die Stichwunden sofort. Bei ihr sind sie höher, nur wenig unter dem Brustkorb.
    »Wie es aussieht, wurde auf sie drei Mal eingestochen. Ich vermute, dass mindestens zwei der Stiche den Magen durchbohrt haben.«
    »Dieselbe Waffe?«
    »Vermutlich schon.« Er verzieht das Gesicht. »Aber ich bin nicht sicher, ob sie daran gestorben ist.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Er hebt den Arm und zieht mit der Hand vorsichtig ein Augenlid hoch. Obwohl sich alles in mir dagegen wehrt, zwinge ich mich hinzusehen. Der Augapfel ist milchig und klebrig, die äußere Ecke blutrot. Ich kann das nicht nüchtern wie ein Mediziner betrachten, dafür bin ich zu wütend und zu traurig. Meine Emotionen spielen verrückt, das Herz schlägt mir bis zum Hals und Schweiß läuft mir den Nacken hinunter, obwohl mir kalt bis auf die Knochen ist.
    »Der rote Bereich auf der Bindehaut ist eine petechiale Blutung«, erklärt der Doktor.
    Diese Bezeichnung höre ich nicht zum ersten Mal. »Sie wurde erwürgt?«
    Er schüttelt den Kopf. »Es gibt keine sichtbaren Strangulationsmale am Hals. Keinen Bluterguss.« Er zeigt auf einen dünnen weißen Strich rechts von ihrem Mund, auf der Nase und der linken Wange. »Es ist nur eine Vermutung, Kate, aber ich würde sagen, das hier ist Klebstoff.«
    »Ihr wurde der Mund zugeklebt?«
    »Und anscheinend auch die Nase.«
    »Sie ist erstickt?«
    »Ich glaube schon.«
    »Man hat sie gefesselt, auf sie eingestochen und dann erstickt.« Einfach unfassbar. Wenn ich mich in die Lage des Mädchens versetze – was mir nicht schwerfällt –, kann ich ihr Entsetzen und ihre Panik mit einer Klarheit sehen, die mir Angst macht.
Wie kann man einem Menschen so etwas antun?
, fragt jener Teil in mir, der noch an eine Form von Unschuld glaubt. Doch der andere, der diesen Glauben verloren hat, kennt die Antwort. Es gibt Ungeheuer unter uns, Menschen, die so aussehen wie du und ich. Ihnen fehlt ein wesentliches Element der menschlichen Gattung: das Gewissen.
    »Haben Sie schon ihre Körpertemperatur gemessen?«, frage ich.
    »Ja.« Um sein Notizbuch nicht zu kontaminieren, streift er den Handschuh ab und zieht es aus der Innentasche. »Vierunddreißig Komma sieben.«
    »Dann sind sie zuletzt gestorben.«
    »Eine, vielleicht zwei Stunden, nachdem er die Leute im Haus umgebracht hat.« Der Doktor seufzt. »Falls das jüngere Mädchen verblutet ist, hat sie möglicherweise noch etwas länger gelebt, Kate. In dem Fall wäre sie bewusstlos gewesen.« Er zuckt die Schultern.
    Ich versuche, das alles mit den Augen des Mörders zu sehen, doch diese Perspektive gibt mir das Gefühl, Abschaum zu sein, schmutzig und schuldig. »Warum hat er die beiden Mädchen auf eine andere Weise getötet als den Rest der Familie?«, denke ich laut.
    Der Doktor zieht die Augenbraue hoch, als wollte er sagen:
Mich dürfen Sie das nicht fragen
.
    Glock tritt zu mir. »Vielleicht ist der Typ ein sadistischer Triebtäter. Er ist wegen der Mädchen hergekommen und hat die anderen Familienmitglieder getötet, weil sie ihm im Weg oder potentielle Zeugen waren.«
    Ich sehe Doc Coblentz an. »Wurden die Mädchen vergewaltigt?«
    Er nickt. »Spuren von Wundscheuerung sind sichtbar, aber das Licht ist zu schlecht, um es endgültig zu sagen.«
    Ich betrachte die beiden toten Mädchen eingehend. »Das Ganze hat definitiv etwas Sexuelles«, sage ich, »aber da ist noch etwas anderes. Etwas fehlt.«
    »Zum Beispiel?«, fragt Glock.
    »Ich bin mir nicht sicher. Es hat mit

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