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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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gehören, betrachtet er Pickles und mich wie ein amüsierter Vater, der seinem Jüngsten bei den ersten Gehversuchen zuguckt.
    »Drew Krause?«, frage ich.
    »Chief Burkholder.« Sein Blick wandert zu Pickles. »Officer Shumaker. Welch nette Überraschung.«
    »Sicher.« Ich zeige ihm meine Dienstmarke.
    »Was hab ich denn jetzt wieder verbrochen?«
    »Wir möchten mit Ihnen reden.«
    Mit einem entwaffnenden Lächeln zeigt er auf sein T-Shirt. »Sie können doch sicher lesen, oder?«
    Ich trete dicht an ihn heran, damit er weiß, dass wir nicht zum Spaßen aufgelegt sind. »Wir können hier reden, oder ich kann Ihnen Handschellen anlegen und Sie aufs Revier bringen, was vor all Ihren Kumpels ziemlich peinlich sein dürfte.«
    »Um ehrlich zu sein, mit Peinlichkeit hab ich’s nicht so.«
    Ich nehme die Handschellen vom Gürtel. »Geht mir genauso.«
    »Also bitte.« Lächelnd hebt er die Hand. »Ich hab doch nur einen Scherz gemacht.«
    »Ich hab Neuigkeiten für Sie, Mr Oberschlau«, sagt Pickles: »Nicht lustig.«
    »Schon kapiert.« Ernüchtert sieht er mich an, dann Pickles und wieder mich. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Wo waren Sie gestern Nacht?«, frage ich.
    Er taxiert mich, ein cleverer Teenager, der sich über seine ahnungslosen, herrischen Eltern lustig macht. Der Barkeeper steht jetzt in unmittelbarer Nähe und trocknet mit einem schmuddeligen Tuch ein bereits trockenes Glas ab.
    »Ich war hier«, erwidert Drew.
    »Kann das jemand bestätigen?«
    Er sieht den Barkeeper an. »He, Jimmy. Wo war ich letzte Nacht?«
    Der Mann hinter der Bar, dünn wie eine Bohnenstange und mit ergrauendem Spitzbart, poliert weiter das Glas. »Du warst hier, hast wie immer rumgelabert und ’n Deckel gemacht.«
    Ich werfe Jimmy einen ärgerlichen Blick zu. Es wäre mir lieber, ich wäre mit Drew allein draußen vor der Tür, wo er nicht in seinem Element ist, weg von seinen Gutwetterfreunden. Wenn er hier der Mann mit den Drogen ist, werden alle seine Kunden für ihn lügen, betrügen oder stehlen, nur um den Nachschub nicht zu gefährden.
    Ich drehe mich zu Pickles um und sehe ihn an. »Nehmen Sie sich den dürren Kacker hinter der Theke vor. Ich kümmere mich hier um Mr Ich-war’s-nicht.«
    Pickles greift über eine Reihe Schnapsgläser auf der Theke den Barkeeper am Shirt. »Komm mal mit, Kumpel.«
    Ich wende mich wieder Krause zu. »Wie lange waren Sie hier?«
    »Bis zum Schluss.«
    »Waren Sie allein?«
    »Nur ich und ungefähr fünfzig meiner besten Freunde.« Er macht mit dem Arm eine ausschweifende Geste, die alle im Raum einschließt.
    »Kann das sonst noch jemand bezeugen?« Ich ziehe meinen Notizblock heraus. »Ich will Namen.«
    Er kneift die Augen zusammen. »Normalerweise weiß ich, warum ihr mich aufs Korn nehmt, aber diesmal hab ich keine Ahnung.« Er grinst. »Warum auch immer Sie angepisst sind, ich war’s
wirklich
nicht.«
    Zähneknirschend versuche ich, nicht an die Familie Plank zu denken, deren Körper im Leichenschauhaus langsam auf dem Seziertisch verwesen. »Namen. Sofort.«
    Er rattert sechs Namen herunter. Einige kenne ich, andere habe ich nie gehört. Ich werde sie mir alle vorknöpfen. Drew sollte besser hoffen, dass seine Kumpel ein gutes Gedächtnis haben. »Um wie viel Uhr sind Sie eingetroffen?«
    »Ungefähr um sechs.«
    »Waren Sie zwischendurch mal weg?«
    »Nein, Ma’am. Hab getrunken, ’n bisschen Poolbillard gespielt, mit ein paar Mädels getanzt. Sonst nix, ich schwör’s.«
    »Haben Sie eine Freundin?«
    »Ich hab ne Menge Freundinnen.«
    »Kennen Sie Mary Plank?«
    Er starrt mich an, begreift plötzlich den Hintergrund meiner Fragen. »Ich weiß ja, dass ich nicht den besten Ruf in dieser Stadt hab, aber ein Mörder bin ich deswegen noch lange nicht. Damit hab ich nichts zu tun.«
    »Woher wissen Sie davon?«
    »Alle reden darüber.« Er verzieht das Gesicht, was aufgesetzt wirkt. »Hören Sie, das war ich nicht, ich kenn die Leute nicht mal. Seid ihr schon so verzweifelt, oder was?«
    »Richtig«, fahre ich ihn an. »Wir sind verzweifelt. Und wir können auch Sie zur Verzweiflung bringen, weil Sie nämlich auf Bewährung draußen sind. Ich an Ihrer Stelle würde hier keine Zicken machen.«
    »Okay, okay.« Zum ersten Mal wirkt er verunsichert. »Also, um vier war Arbeitsschluss, dann bin ich nach Hause, hab geduscht und mich umgezogen –«
    »Wo ist ›nach Hause‹?«
    »Ich wohne mit meinem Bruder zusammen auf der Farm.«
    »Und dann?«
    »Bin ich hierhergekommen. Hatte

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