Blutige Stille. Thriller
Wohnzimmerausbau, der auf einem alten Betonfundament sitzt. Ein knallroter Grill liegt umgefallen neben der Eingangstür, Asche und Kohlereste sind über den Rasen verstreut. Nicht weit davon stehen vier Metallstühle und eine Kühlbox im Halbkreis. Ein weißer Ford F-150 schimmert auf dem Unterstellplatz. Ich stelle mir vor, was eine Pistole in der Hand eines paranoiden Meth-Freaks anrichten kann, und hoffe im Stillen, dass keiner der beiden Männer so durchgeknallt ist, auf Polizisten zu schießen.
»Sieht aus, als wären sie zu Hause«, sagt Pickles.
»Also dann, scheuchen wir sie ein bisschen auf.«
In den vergangenen drei Jahren hatte ich schon einige Zusammenstöße mit den Krause-Brüdern. Zweimal habe ich Derek verhaftet, einmal wegen Randalierens unter Alkoholeinfluss, nach einer Schlägerei in der Brass Rail Bar, wobei er mit einer Geldbuße und Bewährungsstrafe davongekommen war. Das zweite Mal ging er ins Gefängnis, weil er eine junge Frau von neunzehn Jahren derartig zusammengeschlagen hatte, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Ich hatte den Angriff mit eigenen Augen gesehen und anschließend hocherfreut gegen ihn ausgesagt. Doch seit seiner Entlassung im letzten Frühjahr schließe ich meine Tür stets ab und habe die Waffe immer griffbereit.
Mit Drew hatte ich selbst noch nichts zu tun, kenne aber seine Akte, die ich vor der Fahrt hierher gelesen habe. Er hat wegen Besitzes und Verkaufsabsicht von Meth in Mansfield gesessen. Seitdem hat er sich nichts mehr zuschulden kommen lassen, aber vielleicht hat er einfach auch nur Glück gehabt. Ich bin ziemlich sicher, dass beide Männer bis zu ihren haarigen Achseln im Drogengeschäft stecken.
Als ich die Stahlstufen hinaufgehe, bewegt sich die Gardine am Fenster. Ich stelle mich neben die Tür – falls jemand dahinter glaubt, ich wäre eine Außerirdische, und mich durch sie hindurch erschießen will –, und klopfe, die rechte Hand auf der .38er im Holster. Pickles, der etwas schneller atmet als sonst, steht direkt hinter mir. Unser beider Adrenalinspiegel ist definitiv gestiegen.
Die Tür geht auf, und ich habe einen lastwagengroßen Oberkörper mit Körbchengröße DD und so viel Haaren vor Augen, dass man daraus einen Mantel stricken könnte. Ich muss den Kopf in den Nacken legen, um dem Mann ins Gesicht zu sehen.
»Derek Krause?« Ich erkenne ihn wieder, frage aber trotzdem.
»Und wer sind Sie?«
Seine Augen sind beängstigend blutunterlaufen. Sein Atem stinkt nach verwestem Tierkadaver, und der Geruch, der seinen Achselhöhlen entströmt, treibt mir die Tränen in die Augen. »Polizei.« Ich zeige ihm meine Dienstmarke.
»Ach, wen haben wir denn da.« Er sieht an mir vorbei zu Pickles und grinst. »Frisch aus dem Altersheim, was?«
Pickles lacht gequält. Ich lasse Krause nicht aus den Augen. »Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
Er sieht auf mich herab, als überlege er, mir mit der Faust den Schädel zu spalten.
»Treten Sie heraus«, sage ich.
»Haben Sie irgend ne Vollmacht?«
»Wir wollen nur wissen –«
»Dann trete ich nirgendwo hin.«
Ich balle innerlich die Fäuste. Hinter mir fängt Pickles an zu fluchen. Ich hebe leicht die Hand, damit er ruhig ist. »Wir wollen nur mit Ihnen reden.«
Derek will die Tür zumachen, doch ich stelle den Fuß dazwischen. »Kommen Sie raus und reden Sie mit uns, oder ich komme mit einem Durchsuchungsbeschluss wieder und lasse Ihr Anwesen hier auseinandernehmen.«
»Ich hab nix gemacht.«
»Das hat auch keiner behauptet.«
Er stößt die Tür auf, und ich trete gerade noch rechtzeitig zurück, um sie nicht an den Kopf zu kriegen. »Da runter.« Ich zeige unten vor die Treppenstufen.
Seufzend schlurft er an mir vorbei. Ich sehe Pickles kurz an. Er zeigt verstohlen auf seine Waffe, hebt fragend die Augenbrauen.
Soll ich ihn erschießen?
Das entlockt mir ein Lächeln.
»Was wollt ihr von mir?«, fragt Krause, als er unten angekommen ist.
Ich folge ihm und hoffe, dass er keine Lust hat, sich bloß wegen seiner körperlichen Überlegenheit zu schlagen. Zweihundertzwanzig Pfund, ein Meter neunzig. Mit so einem will ich mich wirklich nicht prügeln. »Wo waren Sie letzte Nacht?«, frage ich.
»Hier.«
»Kann das jemand bezeugen?«
»Mein Hund.«
»Auch jemand, der spricht?« Pickles spuckt seinen Zahnstocher aus.
Derek grinst ihn an. »Nein.«
Ich zeige auf sein Auto. »Netter Wagen. Ihrer?«
Er sieht mich an. »Ja. Was dagegen?«
»Wo arbeiten
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