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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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ein paar Drinks und bin bis zum Schluss geblieben.«
    »Kennen Sie jemanden aus der Familie Plank?«
    »Das soll jetzt nicht klugscheißerisch klingen, aber die Amischen und ich verkehren nicht in den gleichen Kreisen.«
    »Sind irgendwelche Ihrer Drogenkumpel durchgeknallt genug, um eine ganze Familie umzubringen?«
    Er sieht mich an, als hätte ich gerade verlangt, dass er sich den kleinen Zeh abhackt. Eins ist sicher, er würde niemals über seine Drogenfreunde reden. Selbst unter Dieben gibt es einen Ehrenkodex – falls man das so nennen kann.
    »Hören Sie, ich hab jetzt nen richtigen Job.«
    Ich rolle die Augen. »Jeder weiß, dass Sie und Ihr Bruder auf der Farm Meth zusammenbrauen.«
    »Totaler Quatsch. Das Gerücht haben Leute in die Welt gesetzt, die uns nicht leiden können.«
    »Tun Sie sich selbst einen Gefallen, Drew, und beantworten Sie die Frage. Haben Sie irgendwas gehört? Ist irgendeiner Ihrer abgefahrenen Freunde verzweifelt genug, so was zu machen?«
    »Ich hab keine abgefahrenen Freunde. Ich bin raus aus dem Drogengeschäft, hab meine Lektion gelernt.« Jetzt scheint er wirklich die Ruhe zu verlieren. Mr Cool wird uncool.
    »Sie labern nur Scheiße.« Ich stoße ihn mit dem Finger so fest an die Schulter, dass er einen Schritt zurückweicht.
    »He.« Er weiß, dass ich ihn provozieren will, handgreiflich zu werden, aber er ist zu clever, um eine Polizistin zu attackieren.
    »Was ist mit Ihrem Bruder?«, frage ich.
    »Er ist auch raus aus dem Geschäft. Ich schwör’s.«
    »Ich will einen Namen.« Wieder stoße ich ihn an die Schulter, diesmal noch fester, wobei mir klar ist, dass wir jetzt Aufmerksamkeit erregen. Die Happy-Hour-Trinker sind ein gutes Stück von uns weggerückt. »Also, einen Namen.«
    »Ich kenn keinen.« Er weicht noch einen Schritt zurück. »Nicht mal die ganz harten Typen würden so was machen. Sieben Leute? Und wofür? Für fünfzig Dollar? Niemals.«
    Er hat recht, aber ich bin noch nicht so weit, ihn einfach laufen zu lassen. Drogenhändler kann ich nämlich nicht ausstehen. »Bleiben Sie schön in der Stadt, Drew.«
    »Ich hab nichts angestellt.«
    »Das ist bei Ihnen nur eine Frage der Zeit.« Ich trete näher an ihn heran und raune ihm zu: »Und dann bin ich zur Stelle.«
    Sein Gesicht verdunkelt sich, und der Kiefer zuckt kurz. In dem Moment kann ich unter der
Ich-bin-nur-ein-Farmjunge
-Fassade den Mann erkennen, der mir mit bloßen Händen den Hals umdrehen würde, wenn ich keine Waffe und keinen Dienstausweis hätte.
    Ich lächele ihn an. »Man sieht sich.«
    Seine Wangenmuskeln beben. Er lächelt nicht zurück.
    Ich drehe mich um und gehe, wobei er etwas Hässliches über amische Polizisten hinter mir herknurrt. Pickles will zu ihm hin, doch ich packe ihn am Arm und ziehe ihn mit mir. »Vergessen Sie’s.«
    »Ich mag die Fresse von diesem Mistkerl nicht«, brummt er.
    »Keine Sorge, Pickles. Wenn einer der Krause-Brüder irgendwas mit den Morden zu tun hat, werden sie dafür bezahlen, dafür sorge ich.«

9 . KAPITEL
    Weder Painters Mill noch Millersburg haben ein Leichenschauhaus, weshalb Tote, die obduziert werden müssen, ins Pomerene Hospital nach Millersburg gebracht werden. Das Krankenhaus ist entsprechend ausgestattet und erhält Zuschüsse von zwei benachbarten Countys.
    Es ist fast achtzehn Uhr, als ich in die Krankenhauseinfahrt biege und illegal auf einem Platz im Notaufnahmebereich parke. Während ich durch Glastüren eile, sitzt mir die fortschreitende Zeit im Nacken. Der Tag ist fast vorbei und ich habe nur einen Bruchteil dessen geschafft, was ich vorhatte. Ich wollte mit dem Manager des Touristenladens sprechen, in dem Mary Plank gearbeitet hat, doch andere Dinge sind dazwischengekommen, und jetzt muss ich es auf morgen verschieben.
    Der junge Afroamerikaner an der Information winkt mir zu, ich winke zurück und gehe schnurstracks zum Aufzug, der mich in den Keller bringt. In diesem Teil des Krankenhauses bin ich schon öfter gewesen, als mir lieb ist. Denn an den Anblick und den Geruch von Toten werde ich mich nie gewöhnen.
    Die Aufzugtüren gehen auf, und ich trete in einen gekachelten Korridor, in dem kein Laut zu hören ist. Ich passiere ein gelbschwarzes Symbol für Biogefährdung und ein Schild mit der Aufschrift:
Zutritt nur für Mitarbeiter des Leichenschauhauses
. Am Ende des Korridors stoße ich die Schwingtür auf und komme in einen weiteren Flur, wo eine Frau mittleren Alters in einem roten Kostüm am Schreibtisch sitzt. Als ich

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