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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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verwirrt. »Dann hatte sie also einige Tage vor ihrem Tod Sex, oder sie wurde vergewaltigt.«
    »Richtig.«
    Ich sehe von einem Mann zum anderen. »Wurde sie vergewaltigt?«
    Doc Coblentz zuckt die Schultern. »Es gab keine vaginalen Risse oder Blutergüsse am Schambein. Was natürlich kein definitiver Beweis dafür ist, dass sie nicht vergewaltigt wurde. Aber erkennbare Anzeichen gab es nicht.«
    Ich wende mich an Doktor Rohrbacher. »Wenigstens haben wir jetzt DNA .« Optimismus schwingt in meiner Stimme mit. Diese Entwicklung könnte den Fall ein gutes Stück voranbringen. »Ich beauftrage das BCI , umgehend in der Datenbank des FBI zu recherchieren.« In dieser Datenbank werden seit 1994 DNA -Proben von Straftätern gesammelt. Wenn also das Sperma in Mary Planks Körper von einem registrierten Täter stammt, haben die FBI -Analysten vielleicht einen passenden Namen dazu.
    »Wie lange wird das dauern?«, fragt der Doktor.
    »Ich bin nicht sicher. Vielleicht ein paar Tage. Aber wenn der Kerl im System ist, haben wir bald einen Namen.«
    Die Möglichkeit gibt mir Hoffnung. Doch mir ist auch klar, dass wir wieder von vorne anfangen können, wenn die DNA nicht im System ist. Ich blicke auf die Leiche des Mädchens. So jung und schon so viele Geheimnisse. Mir wäre lieber, ich wüsste nicht, wie sich das auf einen jungen Menschen auswirkt, aber ich weiß es. Und ich bin stärker berührt, als mir lieb ist. Ich weiß, was es bedeutet, einer so engen Gemeinschaft anzugehören, ein Teil von ihr sein zu wollen. Was durch ein solches Geheimnis unmöglich wird.
    »Irgendwelche Haare oder Fasern auf einer der Leichen?«, frage ich.
    Er nickt. »Beides. Ich hab alles zum BCI geschickt.«
    Wenn eines der Haare vom Täter stammt und eine intakte Wurzel hat, gäbe es eine zweite DNA . Ein weiterer Sargnagel für diesen Scheißkerl.
    »Was ist mit Bonnie Plank?«, frage ich.
    Rohrbacher klemmt ein anderes Blatt aufs Brett, Doc Coblentz geht zur zweiten Rollbahre. »Sie starb durch einen einzigen Schuss mitten in den Rücken. Die Kugel durchtrennte das Rückenmark zwischen unterem Hals- und oberem Brustwirbel.«
    »Sie war sofort tot?«
    »Richtig.« Er zieht das Tuch weg. Einen Moment lang höre ich nur die surrenden Neonleuchten und mein heftig schlagendes Herz. Bonny Plank ist eine füllige Frau mit reichlich Körperfett und Brüsten, die rechts und links von ihrem Brustkorb herabhängen. Der Y-Stich ist zugenäht, muss aber noch gesäubert werden. Ihr Kopf ist leicht zur Seite gedreht und erlaubt den Blick auf den Blutaustritt im Nacken, wobei mehrere Tropfen auf das Tuch gefallen sind.
    Wenn ich die Augen schließe, sehe ich sie noch vor mir im Gras liegen, das Baby an sich gedrückt. Sie war weggelaufen und wurde dabei in den Rücken geschossen.
Vor wem bist du weggelaufen?
    »Irgendwelche Anzeichen von sexuellem Missbrauch?«, frage ich.
    »Nein.«
    Wenigstens musste sie nicht noch die furchtbare Kränkung einer Vergewaltigung erleiden. »Und das Baby?«
    Er verzieht das Gesicht. »Das Kind wurde von derselben Kugel getroffen wie seine Mutter.«
    »Können Sie schon irgendetwas über den Mann und die beiden Jungen sagen?«
    »Anscheinend wurden alle drei in den Kopf geschossen, wobei die Schüsse wohl tödlich waren.« Er breitet das Tuch wieder über Bonny Planks Leiche. »Doktor Rohrbacher und ich werden die Nacht durcharbeiten, Kate. Der umfassende Bericht ist morgen Nachmittag fertig.«
    »Danke, Doc.«
    Ich will gehen. Von meinem zwischenzeitlich erwachten Optimismus ist nicht mehr viel übrig, seit ich all das gesehen und gehört habe. Doch eine Frage muss ich noch stellen, bevor ich gehe. »Der Mörder hat einen halbherzigen Versuch unternommen, das Ganze wie einen Mord-Selbstmord aussehen zu lassen. Können Sie mit absoluter Gewissheit sagen, dass Amos Plank sich nicht selbst erschossen hat?«
    Er geht zu einer weiteren Rollbahre und schlägt das Tuch ein Stück zurück. Amos Planks Gesicht hat keine Farbe mehr. Seine gespannten Lippen liegen auf gebrochenen Zähnen, die Zunge sieht aus wie durch den Fleischwolf gedreht.
    Coblentz zeigt mit dem Watteträger auf die Gegend um den Mund, dann wendet er sich an seinen Kollegen. »Doktor Rohrbacher?«
    Der junge Arzt betrachtet die Leiche wie ein aufgeweckter Student, der ein faszinierendes Untersuchungsobjekt vor sich hat. »Die Kugel ist durch den Mund in den Schädel eingedrungen.«
    »Das passt doch zu einem Selbstmord, oder?«, frage ich.
    »Richtig«, räumt er ein.

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