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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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jemand bestätigt?«
    »Dafür gibt’s ungefähr ein Dutzend Zeugen. Und nach dem Empfang ist er mit seiner Frau nach Hause gefahren.«
    »Was für einen Eindruck hat Glock von ihm?«
    »Er meinte, er sei solide.«
    »Hier scheinen alle solide zu sein.«
    Der Zynismus in seiner Stimme gefällt mir nicht, doch bei mir macht sich allmählich das gleiche Gefühl breit. Ich wähle die Nummer der Zentrale.
    »Mona, besorgen Sie mir bitte die Kontaktinformationen und die Adresse von Glenda Patterson.« Patterson ist Scott Barbereaux’ Freundin. »Beruflich und privat.«
    »Wird gemacht, Chief.«
    Ich lege auf und seufze. »Weißt du, wenn man erst mal damit anfängt, das Alibi des Alibis zu überprüfen, dann ist eigentlich klar, dass der Fall den Bach runtergeht.«
    John betrachtet wieder die Fotos. Auf seinem Gesicht zeichnet sich Ekel ab. »Hast du jemals bei der Sitte gearbeitet?«, fragt er.
    Ich schüttele den Kopf. »Bin von der Streife direkt zur Mordkommission.«
    »Irgendwie finde ich, dass es bei der Sitte am schlimmsten ist. All das üble Zeug – Prostitution, Drogen, Porno. Und oft genug hängen Kinder mit drin.« Er legt die Fotos in die Mappe und schlägt sie zu. »Bei der Mordkommission hat man es wenigstens mit Toten zu tun, und Tote sind tot. Ihr Leid ist vorbei. Die Lebenden leben weiter, leiden weiter. Bei manchen ist das ein nie endender Kreislauf.«
    »Aber für die Lebenden gibt’s immer Hoffnung«, entgegne ich.
    Er schüttelt den Kopf. »Für manche nicht.«
    Mein Mobiltelefon vibriert in der Gürteltasche, und ich ziehe es heraus. Als ich die Nummer des Sheriffbüros von Lancaster County auf dem Display erkenne, schlägt mein Herz schneller.
    »Hallo, hier ist Deputy Phelps aus Lancaster County. Corporal Rossi hat mich beauftragt, Sie anzurufen, wenn ich Bischof Fisher gefunden habe.«
    »Und, haben Sie?«
    »Ich stehe auf seiner Veranda und trinke einen Kaffee mit ihm.«
    »Können Sie ihm Ihr Handy geben?«
    »Sicher.«
    Die Hand auf der Sprechmuschel, sehe ich Tomasetti an. »Ich hab Aaron Planks Bischof von Lancaster County am Telefon.«
    »Gute Arbeit.«
    Ich lächele gerade, als Bischof Fisher sich am anderen Ende meldet. Ich begrüße ihn auf Pennsylvaniadeutsch, stelle mich vor und frage ihn über die Familie Plank aus.
    »Es hat mich sehr geschmerzt, zu erfahren, dass Amos und Bonnie Plank und ihre Kinder tot sind.« Der Bischof hat die langsame Aussprache, die für viele Amische im Mittleren Westen typisch ist. »Aber ich weiß, dass sie der göttlichen Ordnung der Dinge und dem Willen des Herrn vertrauten.«
    »Haben Sie sie gut gekannt?«
    »Ja. Ich habe die Trauzeremonie abgehalten und über die Jahre oft mit ihnen gesprochen.«
    »Wissen Sie, warum sie aus Lancaster County weggezogen sind?«
    Es dauert einen Moment, bis er antwortet. »Ein paar Jahre zuvor hatte es Probleme mit ihrem Sohn Aaron gegeben, wobei ein
Englischer
eine Rolle spielte. Das hat zu Spannungen zwischen Bonnie und Amos geführt. Einige Gemeindemitglieder billigten weder Aarons … Beziehung zu diesem Außenstehenden noch die Art und Weise, wie Bonnie und Amos damit umgegangen sind. Am Ende hat Amos entschieden, dass ein neuer Anfang in einem anderen Kirchendistrikt das Beste sei, und sie sind weggezogen.«
    »Können Sie mir etwas über die Probleme erzählen?«
    »Bonnie hat ihren Sohn sehr geliebt. Sie war eine ausgesprochen tolerante Frau und bereit, alles zu ertragen, nur um ihren Sohn zu behalten. Amos war nicht so tolerant. Das Gleiche gilt für die Gemeinde.«
    »Das hat also eine Kluft zwischen ihnen gerissen.«
    »Ja, zwischen Bonnie und Amos, aber auch zwischen der Familie und anderen Gemeindemitgliedern. Dazu kam, dass Aaron keine Reue zeigte und sich weigerte, seine Sünden zu beichten. Die
Ordnung
verbietet so eine Beziehung, besonders mit einem Außenstehenden.«
    »Die Gemeinde hat die Beziehung zweier schwuler Männer nicht akzeptiert.«
    »Es hat viel Gerede gegeben.« Der alte Mann stößt einen müden Seufzer aus. »
Wer lauert an der Wand, heert sie eegni Schand
.« Wer lauschet an der Wand, hört seine eigne Schand’.
    Das Sprichwort kenne ich gut. Wenn man den Amischen eines vorwerfen kann, dann, dass sie manchmal vorschnell urteilen. »Die Planks sind also weggezogen, um irgendwo anders neu anzufangen?«
    »Ja, in einer neuen Kirchengemeinde in Ohio.«
    »Was können Sie mir über Aarons Beziehung zu seiner Familie sagen?«
    »Sie war problematisch, manchmal ist es hoch hergegangen.

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