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Blutige Stille. Thriller

Blutige Stille. Thriller

Titel: Blutige Stille. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Shop?«
    »Den Carriage Stop direkt am Kreisel.«
    »Gehen Sie da öfter hin?«
    »Na ja, für Weihnachtseinkäufe, Geburtstage.« Er schiebt das Kissen mit dem Navajodruck beiseite und setzt sich auf den Sessel mir gegenüber. »Möchten Sie etwas trinken? Einen Kaffee?« Er lächelt. »Ein Bier? Ich habe Little Kings’s.«
    Er probiert seinen Charme an mir aus. Unter anderen Umständen wäre es ihm vielleicht gelungen, doch heute Abend bin ich dagegen immun. »Können Sie mir sagen, was Sie vorgestern Abend getan haben?«
    »Sicher.« Er beugt sich vor, die Ellbogen auf den Knien. »So gegen sechs bin ich aus dem Büro weg und zum Brass Rail gefahren. Ich hab einen Burger gegessen und ein paar Biere getrunken und dann mit einem Typen Pool gespielt. Um Mitternacht hab ich mich auf den Heimweg gemacht.«
    »Sind Sie immer so lange unterwegs, wenn Sie am nächsten Tag arbeiten müssen?«
    Wieder schenkt er mir ein charmantes Lächeln. »
So
alt bin ja nun auch wieder nicht, Chief.«
    Diesmal verkneife ich mir ein Lächeln. »Waren Sie allein?«
    »Ein paar Kumpel waren noch da.«
    »Ich brauche die Namen.«
    Er kneift die Augen zusammen. »Also, ein alter Freund war dabei, Todd Long, und Alex Miller, ein Kollege von der Arbeit.« Er legt den Kopf zur Seite. »Darf ich wissen, warum Sie mich wegen Sonntagabend ausfragen?«
    Ich hole mein Notizbuch hervor. »Wie lange kennen Sie Todd Long?«
    »Oje, seit der Grundschule. Und in der sechsten Klasse habe ich ihn mal verdroschen.« Er lächelt. »Seitdem sind wir Freunde.«
    »Gute Freunde?«
    »Ich kenne ihn schon lange, aber wirklich dick befreundet sind wir nicht.« Er zuckt die Schultern. »Seit er wegen Einbruchs verurteilt wurde, ist unsere Freundschaft etwas abgekühlt. Unterschiedliche Lebensentwürfe und so.« Er hält inne, sieht mich vielsagend an. »Ist Todd in Schwierigkeiten?«
    »Ich wollte nur seinen Aufenthaltsort verifizieren.«
    Warner macht große Augen. »Moment mal. Das ist doch die Nacht …« Die Hand auf die Brust gepresst, lässt er sich entgeistert im Sessel zurückfallen. »Das hier hat aber nichts mit der amischen Familie zu tun, oder? Die umgebracht wurde? Großer Gott, damit hat Todd nie im Leben was zu tun.«
    »Im Moment gehe ich auch eher nach dem Ausschlussverfahren vor.«
    »Da bin ich erleichtert. Ich dachte schon, Sie verdächtigen ihn.«
    »Das ist nur Routine.« Ich erzähle ihm von dem Zeugen, der einen dunklen Pick-up in der Umgebung gesehen hat. »Wir überprüfen die Besitzer aller Wagen, auf die die Beschreibung passt.«
    »Verstehe.« Er stößt einen Pfiff aus. »Ziemlich schockierendes Verbrechen.«
    »Haben Sie jemanden aus der Familie gekannt?«, frage ich.
    »Bin keinem von ihnen je begegnet.«
    »Auch nicht Mary Plank?« Ich sehe ihm fest in die Augen, doch sie geben nichts preis.
    »Nein. Warum fragen Sie?«
    »Sie hat in Evelyn Steinkrugers Laden gearbeitet.«
    »Ach so.« Er verzieht angemessen das Gesicht. »Hab sie nie kennengelernt, tut mir leid.«
    Ich stehe auf und gehe zur Tür. »Danke für Ihre Zeit.«
    »Absolut kein Problem. Ich hoffe, Sie erwischen den Typ.«
    »Keine Angst«, sage ich. »Das werden wir.«
    Auf dem Weg zum Explorer bin ich aus irgendeinem Grund unzufrieden, wo ich doch froh sein sollte, dass Longs Alibi bestätigt wurde. Aber etwas an dem Besuch bei Warner irritiert mich. Vielleicht ist es seine Verbindung zu dem Shop, in dem Mary gearbeitet hat, wobei mir bewusst ist, dass in einer Kleinstadt wie unserer solche Zufälle nicht selten sind. Trotzdem werde ich ihn auf meine Liste der Verdächtigen setzen.
    Seit fast drei Tagen läuft mir die Zeit davon. Doch ich lande von einer Sackgasse in der nächsten und fühle mich allmählich wie ein Hamster im Rad.
    Aber das perfekte Verbrechen gibt es nicht. Irgendwo hat jemand eine Spur hinterlassen, und so klein und unbedeutend sie auch scheinen mag, es ist mein Job, sie zu entdecken. Das bin ich der Familie Plank schuldig sowie dieser Stadt und den Menschen. Doch am meisten schulde ich es mir selbst.
    Denn als ich vor siebzehn Jahren Opfer eines Verbrechens wurde, haben meine Familie und ich es totgeschwiegen. Doch jetzt bin ich Polizistin. Es liegt in meiner Macht, diesen Fall zu Ende zu bringen und einem anderen jungen amischen Mädchen, das selbst nicht mehr dazu in der Lage ist, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
    ***
    Als ich am nächsten Morgen auf meinen Parkplatz am Revier fahre, ist die Sonne noch nicht ganz hinterm Horizont

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