Blutige Verfuehrung 2
zog überrascht eine Augenbraue hoch und wartete. Dann sagte er:
"Darf ich eure Entscheidung erfahren?" Mein Halbbruder Orlando machte einen Schritt auf mich zu, dann sagte er mit seinem wunderbaren Bariton:
"Lucia wir werden diesen Dämon frei lassen, wenn du bereit bist, sofort hier zu bleiben und dich der Prozedur des Blutaustausches zu unterziehen. Du kannst ihm dann sogar noch Grüße an deine Freunde bestellen und ihn selbst zur Tür bringen. Doch diese Entscheidung ist dann endgültig. Noch bist du sterblich, nach dem Bluttransfer gehörst du zu den Unsterblichen."
Ich musste mich setzen. Sie wollten mich also sofort behalten. Was war, wenn ich mich weigerte? Meine Unschlüssigkeit war mir bestimmt anzusehen, denn meine Mutter meldete sich wieder zu Wort:
"Lucia, ich weiß, dass das alles nach einer Erpressung klingt. Aber wir haben so lange sehnlichst auf dich gewartet und wir sind sicher, dass dein Platz hier bei uns ist und du hier auch glücklich werden wirst. Ich möchte dir, bevor du dich entscheidest noch unsere Räumlichkeiten zeigen, die nur vorerst unser Domizil sind. Schon bald werden wir zusammen mit dir nach Gradara umsiedeln."
Wie konnte ich nur so blauäugig mitten in das Lager der Vampire gehen und glauben, ich würde ihnen wieder entkommen? In meinem Kopf hämmerte es wie verrückt. Mit einem Blick in die Runde sah ich, wie sie an meinem Gesicht hingen und mich beobachteten. Ich war mir nicht sicher, dass alle so begeistert von der Idee waren, mich für immer hier zu behalten. Orlando schon, doch die anderen?
Fürstin Ricarda nahm mich bei der Hand und ich zuckte bei ihrer Berührung zurück, als ob mich eine kalte Flamme berührt hätte. Sie ließ sich jedoch nichts anmerken und ich ging mit ihr zusammen aus dem Raum. Wir gingen ein Stockwerk höher, wo sogar etwas Tageslicht durch abgetönte Scheiben schimmerte. Sie sagte:
"Jenseits dieses Raumes liegt das Museum der Burg. Dort sind die Touristen unterwegs. Doch es ist schon Abend und die Tore werden bald geschlossen. Sie können uns weder sehen noch hören, die Mauern sind sehr dick. Sie öffnete eine breite Eichentüre, die in den Angeln quietschte. Dahinter verbarg sich ein Salon, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Mir stockte der Atem. Sie ging ein paar Schritte voraus und drehte sich zu mir um.
"Das gefällt dir, oder?" fragte sie mit verzücktem Blick. Ich war zunächst sprachlos, denn der Anblick, der sich mir bot, war unglaublich. Ein polierter Dielenboden, der über und über mit kostbaren hellen Perserteppichen belegt war, füllte den Raum. Ein steinerner Kaminrahmen, in dem ein Feuer brannte, lag an der Wand gegenüber, darüber ein riesiger mit Muscheln verzierter Spiegel, vor dem lange Kerzen standen. In der Mitte des Raumes stand ein Himmelbett, dessen Baldachin mit rotem Samt bezogen war, seidene Schals am Kopfende waren kunstvoll an den Pfosten festgebunden. Die Fürstin zeigte auf ein zierliches Schminktischchen mit einem vergoldeten Barockstuhl davor. "Diese Kostbarkeit stammt vom römischen Flohmarkt 'Porta Portese', ich habe es dort schon vor vielen Jahren für dich ausgesucht."
Sie nahm eine Fernbedienung in die Hand und zeigte auf eine freie Wand neben dem Kamin. Wie von Geisterhand öffnete sich die Wandverkleidung und gab den Blick auf einen riesigen Fernseher frei, der dahinter verborgen war. Sie schaltete ihn an und sagte stolz:
"Wir Gradaras gehen schon mit der Zeit, denn die jungen Vampire heute wollen auf nichts verzichten." Dann zeigte sie auf einen Laptop, der auf einem Marmortischchen neben der Sitzgruppe stand, die ich erst jetzt wahrnahm.
"Dieser Raum wurde auf deine Bedürfnisse abgestimmt und ich bin überzeugt, dass du dich hier wohlfühlen wirst." Dann öffnete sie eine kleine Seitentür, die mit Damast bespannt war.
"Hier ist dein Badezimmer", sagte sie und ließ mich eintreten. Der ganze Raum war mit roséfarbenen Fliesen belegt und der Spiegel, der über die ganze Wand ging, hatte eine indirekte Beleuchtung. Die Badewanne stand frei im Raum, sie war etwas erhöht und die Armaturen waren vergoldet. Ich blieb irritiert stehen. Das war alles für mich bestimmt? Ich drehte mich zu meiner Mutter um, die schwer atmend am Türrahmen lehnte. Die Sache schien sie sehr anzustrengen. Sie wankte zurück in den Salon und ließ sich in einen Sessel fallen. Sie deutete auf das Sofa gegenüber und sagte:
"Setz dich einen Augenblick zu mir, ich muss dir noch etwas sagen."
Ich befolgte ihre Anordnung und
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