Blutige Verfuehrung 2
einer der Fangzähne abgebrochen war.
"Diese Nacht kannst du in deinem Salon verbringen, wenn die Umwandlung dann völlig abgeschlossen ist, wirst du die Tage schlafend mit uns zusammen in der Gruft verbringen, dein Nachtquartier hast du ja schon gesehen.", sagte sie und deutete in die Richtung der Türe, aus der ich zusammen mit Orlando in das Refektorium eingetreten war.
Ich nickte nur, denn ich erinnerte mich an den mit Seide ausgeschlagenen Sarkophag, der dort auf mich wartete. Eine Gänsehaut kroch meinen Rücken hinauf. War ich wirklich vorbereitet auf das, was mir bevorstand? Ich sagte zu meiner Mutter:
"Kann ich mich jetzt einen Augenblick zurückziehen, ich möchte in meinen Salon gehen." Meine Mutter lächelte:
"Geh nur, meine Liebe", hauchte sie.
"Das war jetzt alles Viel für dich. Wir sehen uns später!"
Wie Recht sie hatte. Ich ging den Gang zurück bis zu meiner Zimmertüre und öffnete sie. Ein frischer Duft nach Rosen empfing mich. Das war mir vorher gar nicht aufgefallen, doch der Strauß mit roten Rosen auf dem Kaminsims schien auch neu zu sein. Ich sah ihn mir genauer an. Ein kleines Kärtchen steckte darin, darauf stand:
"Herzlich Willkommen im Clan der Gradaras", Dein ergebener Bruder Orlando. Ich musste mich aufs Bett setzen. Meine Knie waren weich und mein Kopf schien zu bersten. Außerdem holte mich ständig die Erinnerung an Nicholas ein. Hoffentlich hatten sie mich nicht belogen, denn ich musste ihn unbedingt wiedersehen. Seine letzte SMS hatte ich heimlich gelesen, sie lautete:
"Meine süße Lucia, ich vergehe vor Sehnsucht nach dir und deiner Umarmung." Ich hatte ihm noch nicht geantwortet, doch jetzt schrieb ich ihm zurück. Ich beteuerte auch meine Liebe zu ihm und meine Sehnsucht, die ich kaum mehr ertragen konnte. Doch von meiner neuen Familie schrieb ich ihm nichts. Das war einfach zu kompliziert. Ich würde alles daran setzen, ihn bald zu sehen.
Wenn ich erst ein rechtmäßiges Mitglied dieses Clans war und zudem die 'Principessa' , die die Regentschaft übernehmen soll, würde man es mir nicht verbieten können, meinen Geliebten zu treffen, wann immer ich wollte. Die Zusage von Fürst Raimundo hatte ich bereits.
Dann verfasste ich auch noch eine SMS an Mareike in der ich ihr mitteilte, dass Ikarus zu ihnen zurückkehren würde, ich dafür bei meiner Familie bleiben wollte. Ich hatte sie kaum abgesetzt, als schon die Antwort zurückkam:
"Lucy-Ferry, das kannst du uns nicht antun. Wir holen dich ab!"
Es blieb mir nichts anderes übrig, als sie anzurufen. Mareike schluchzte laut los, als ich ihr erklärte, dass es mein Ernst war, bei meiner neuen Vampir-Familie zu bleiben. Sie hatte tausend Einwände, doch ich blieb stark. Am Schluss sagte sie dann:
"Und wie soll ich das Ben erklären? Er schaut alle paar Minuten zum Fenster hinaus, um nachzusehen, ob du nicht kommst. Er ist wegen dir völlig durchgedreht."
"Ich weiß es nicht", gab ich kleinlaut zur Antwort, doch dann fiel mir der Vorschlag des Fürsten ein. Ich sagte:
"Den nächsten Urlaub werdet ihr zusammen mit mir in Gradara verbringen, das verspreche ich euch." Als ich aufgelegt hatte, kamen auch mir die Tränen. Das war mein Abschied von meinem alten Leben, ein dummes Telefongespräch. Ich warf mich auf das Bett und ließ meinen Tränen freien Lauf. Der arme Ben hatte mein Sexbedürfnis bereitwillig befriedigt, doch seine Gefühle für mich würden ins Leere laufen. Ich hoffte, dass er mich bald vergessen konnte.
Jetzt stand nur noch meine Umwandlung bevor, die mich endgültig ins Reich der Schatten verbannen würde, doch mit der Aussicht, ewig zu leben, - unsterblich zu sein - eine Vorstellung, der ich mit großer Angst und gleichzeitiger Hoffnung entgegensah.
Ende Buch 2
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