Blutige Verführung 5 (German Edition)
einem weißen Tuch verhüllt, das ich vorsichtig anhob. Darunter verbarg sich eine Glasvitrine, die angefüllt war mit glitzernden Kostbarkeiten. Schmuck und Diademe, Silberbesteck und Glaskaraffen, ausgefallene Vasen und Pokale, die so außergewöhnlich waren, dass ich sie am liebsten herausgenommen und näher betrachtet hätte. Doch ich wagte nicht, die Glastüren zu öffnen. Es handelte sich um einen regelrechten Schatz und man hatte diesen Schrank sicher deshalb zugehängt, um zu verhindern, dass ein Besucher, der zufällig in diesen Raum kam, sofort darauf aufmerksam wurde.
Ich erschrak, als plötzlich eine Stimme zu mir sagte:
"Das ist der Schatz der Veneri, der im letzten Jahrhundert von deinem Vater erbeutet wurde und seitdem hier lagert. Niemand weiß davon und der Clan der Dämonen sucht noch immer danach. Ein breites Grinsen erhellte ihr düsteres Gesicht." Marina di Carmelo öffnete eine der Türen und nahm ein Diadem heraus. Sie hielt es mir hin und sagte:
"Das würde gut in dein schwarzes Haar passen." Ich nahm es und betrachtete es von allen Seiten. Es war aus Gold, gelbe und rote Steine waren strahlenförmig angeordnet, so dass der Eindruck eines Sonnenaufgangs entstand. Selbst bei dem schwachen Licht strahlte und schimmerte es in allen Farben. Marina nahm es mir aus der Hand und setzte es in mein Haar. Dann zog sie aus einer Schublade des Schrankes einen Handspiegel und hielt ihn mir hin, damit ich mich ansehen konnte. Es war wirklich atemberaubend schön und stand mir so gut, als ob es für mich gemacht wäre. Doch ich nahm es schnell wieder ab und legte es zurück an seinen Platz. Ich sagte zu Marina:
"Wer weiß von diesem Schatz?" Doch sie schüttelte den Kopf.
"Dieser Palazzo wird nicht mehr genutzt. Er gehört deinem Vater und ich bin die letzte Nachfahrin des Carmelo-Clans. Wenn ich sterbe, wird er den Schatz nach Gradara bringen, dann gehört der dir. Aber wenn du willst, kannst du dir jetzt schon etwas davon aussuchen."
Ich trat einen Schritt zurück. Ich wollte keinen erbeuteten Schatz an mir tragen, ausgerechnet von den Veneri, deren Clan heute von meinen Leuten ausgelöscht werden sollte. Doch ich sagte zu Marina:
"Du wirst sicher noch lange leben und so lange soll dieser Schatz auch hier bleiben." Sie lächelte und nahm mich am Arm.
"Möchtest du die anderen Zimmer noch ansehen?", fragte sie.
Ich war dankbar für ihre Gesellschaft, und nahm dieses Angebot gerne an. Sie führte mich im ganzen Palazzo herum und zeigte mir auch die oberste Etage, die eine Überraschung bereithielt. Sie war nämlich offen. Ein Arkadengang umschloss eine riesige Terrasse, die über die ganze Fläche des Hauses ging und die schmalen Fenster in der Außenmauer ließen nicht erkennen, dass dahinter keine normalen Zimmer lagen. In der Mitte der Terrasse standen ein paar Bänke aus Stein, die reich verziert waren und mehrere große Töpfe mit Oleanderbüschen. Ich erinnerte mich an meinen ersten Eindruck des Palazzos, der mir nur wuchtig und fast drohend erschienen war. Dass sich auf dem Dach eine wunderbare Terrasse befand, war von unten nicht zu erkennen. Leider konnte ich nicht hinaustreten in das grelle Sonnenlicht, ohne sofort Verbrennungen davonzutragen. Aber hier konnte man die Abend- und Nachtstunden genießen und hatte nur den Himmel über sich. Ich träumte davon mit Nicholas hier eine Nacht zu verbringen.
Maria di Carmelo schien mir meinen Wunschtraum anzusehen, denn sie sagte.
"Das ist ein wunderbarer Platz für Verliebte und ich habe mit meinem Mann hier viele herrliche Stunden verbracht." Ich nickte nur, denn in meinem Herzen zog sich alles zusammen. Die Sehnsucht nach Nicholas kehrte mit einer so großen Heftigkeit zurück, dass ich beinahe in Tränen ausgebrochen wäre. Wenn er nur bei mir wäre und mich in seine Arme nehmen könnte. Ich bedankte mich bei Maria für die Führung und ging zurück in mein Zimmer.
Ich legte mich aufs Bett und versuchte mir vorzustellen, wie sich die früheren Bewohner hier gefühlt hatten. Der Palazzo lag auf dem Lande und war ringsum von sanften Hügeln umgeben. Man hatte einen weiten Blick in die Landschaft, aber sonst gab es hier nichts. Das Leben fand woanders statt. Die belebten Städte an der Küste hatten mir besser gefallen. Ich hoffte, dass auf meinem Fürstensitz in Gradara mehr geboten war, als Ruhe und Landschaft. Auch die wunderbaren Kostbarkeiten, die mir Maria gezeigt hatte, ließen mich unberührt. Ich brauchte keine Edelsteine, um
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