Blutige Verführung 5 (German Edition)
glücklich zu sein. Ein Mann, der mich wirklich liebte, wäre mir genug. Ich war müde und glitt langsam hinüber in einen unruhigen Schlaf. Es war einfach zu hell im Zimmer und das Sonnenlicht machte mir zu schaffen. Ich dachte wehmütig an den Sarkophag, in den ich mich in Bran verkrochen hatte. Das war die richtige Schlafstatt für einen Vampir – und ich vermisste sie.
4. Der Veneri-Clan
Ich wurde durch laute Stimmen im Hof geweckt, die durcheinander riefen. Darunter auch die aufgeregte Stimme von Maria di Carmelo. Als ich ans Fenster ging, um hinauszusehen, war der Spuk auch schon wieder verschwunden. Es war inzwischen dunkel geworden und ich hatte anscheinend lange geschlafen. Doch ich hatte mich geirrt.
Plötzlich wurde meine Türe aufgerissen und zwei fremde Männer stürmten herein. Der eine hatte eine Pistole im Anschlag und der andere kam mit großen Schritten auf mich zu. Er sagte irgend etwas auf Italienisch, das ich nicht verstand, dann drehte er mir brutal einen Arm auf den Rücken und fasste auch nach meinem anderen Arm, um mich zu fesseln. Ich wagte keine Gegenwehr, denn die auf mich gerichtete Pistole jagte mir Angst ein.
"Was wollt ihr von mir?", rief ich und blickte dem, der mich fesselte ins Gesicht. Er lächelte nur höhnisch und gab mir keine Antwort. Er zerrte mich aus dem Raum. Ich sah aus dem Augenwinkel wie der andere meine Sachen zusammenraffte. Im Flur stand Francesco und sah mich ohne Bedauern an. Ich rief:
"Francesco, willst du nicht etwas unternehmen?", denn ich wusste ja, dass er mich verstand. Doch Francesco ging wortlos an mir vorbei und in mein Zimmer. Der andere zerrte mich die Treppe hinunter. Unten am Treppenabsatz lag Maria di Carmelo. Ihr Hals war durchgeschnitten und ihr Blut floss über den bunten Mosaikboden. Ich war wie erstarrt. Sie hatten die alte Frau einfach umgebracht. Vor dem Haus, neben dem Auto lag Vittorio, er hatte eine blutende Wunde am Kopf und bewegte sich nicht. Der Fremde stieß mich vor sich her zum Auto und schob mich auf den Rücksitz. Die beiden anderen, Francesco und der Mann mit der Pistole kamen aus dem Haus gerannt. Francesco hatte meinen Koffer, den er in den Kofferraum warf und die Beiden setzten sich nach vorne und fuhren los. Mein Bewacher hielt noch immer das Seil, mit dem er meine Hände gefesselt hatte und ließ mich nicht aus den Augen.
Ich versuchte nochmals mit Francesco zu sprechen, der sich ans Steuer gesetzt hatte. Er zischte mich nur an:
"Halte den Mund, wenn dir dein Leben lieb ist. Wir bringen dich an einen sicheren Ort." Diese ganze Aktion war für mich völlig undurchsichtig. Warum wurde ich plötzlich wieder weggebracht und warum hatte Francesco so seltsam reagiert und nicht eingegriffen?
Ich versuchte festzustellen in welche Richtung man mich fuhr, doch es war dunkel und ich konnte nur Felder und Hügel erkennen. Gelegentlich kamen wir an einzelnen Häusern vorbei, doch die Straßen waren klein und schlecht. Ich wurde immer wieder gegen meinen Bewacher geschleudert. Francesco fuhr so ruppig und schnell, dass mir übel wurde.
Ich versuchte noch einmal, von ihm etwas zu erfahren:
"Wohin wollt ihr mich denn bringen? Das war doch ein sicherer Ort."
Francesco lachte laut auf. Dann sagte er:
"Unser Clan, die Veneri, warten auf dich." Mein Herz setzte einen Moment lang aus. Die Veneri! – unsere schlimmsten Feinde. Ich war ihnen ausgeliefert. Und Francesco war einer von ihnen. Wer hatte meinen Aufenthaltsort verraten? Und wer hatte diesen Dämonen zum Palazzo geschickt? Mir wurde eiskalt. Ich war jetzt in den Händen von Dämonen. Das war so ziemlich das Übelste, was mir passieren konnte. Und heute Nacht sollte diesem Clan der vernichtende Schlag zugefügt werden. Nun würde ich doch noch in die Schusslinie geraten. Es würde genau das passieren, was mein Vater vermeiden wollte. Irgendetwas war furchtbar schiefgegangen.
Mit Mühe unterdrückte ich mein Zittern, das die Angst in mir ausgelöst hatte. Meine Zähne schlugen gegeneinander und ich spürte, wie sich meine Fangzähne in meine Unterlippe gruben. Auch meine Fänge waren voll ausgefahren. Doch ich war gefesselt und im Augenblick auch etwas geschwächt. Seit meiner letzten Blutmahlzeit waren mindestens 24 Stunden vergangen und außerdem hatte Orlando mich halb zu Tode gesaugt. Die Trockenheit in meiner Kehle war jetzt so stark, dass ich unbedingt etwas zu trinken brauchte. Egal was.
Unsere Fahrt endete abrupt vor einer Ruine. Ich erkannte in der
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