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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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ging mir auf die Nerven, deshalb blinzelte ich es weg.
    Ehrlich gesagt war es mehr als das. Heißes Wasser stieg mir in die Augen und rann mir über die Wangen.
    Himmel. Ich bin völlig neben der Spur.
    Klappernd und wirbelnd wehte der Wind über die Straße, die menschenleer war. Mitten in der Nacht auch kein Wunder. Das Leben einer Jägerin spielt sich so oft auf verlassenen Straßen oder an Orten ab, an die kein Licht dringt. Orte, an die dich niemand begleiten kann oder will. Zumindest nicht, wenn sie noch ganz richtig im Kopf sind.
    Saul. Er machte sich bestimmt Sorgen. Ob seine Mutter bereits durch das dunkle Tor hinüber zu ihrer letzten Bestimmung glitt?
    Theron würde sicherlich auch schon im Dreieck springen. Wenn Leon wusste, dass Irene entwischt ist, hätte er die Situation bei Galina sicher unter Kontrolle und würde in meiner Abwesenheit die Werwesen koordinieren. Wie ein treuer Freund würde er dafür sorgen, dass die Stadt nicht im Chaos versank.
    Ich fragte mich, wie lange ich wohl bewusstlos gewesen war. Schätzungsweise nicht sehr lange – bestimmt hat Shen geradezu darauf gebrannt, die Formel und ihren Hauschemiker wiederzubekommen.
    Und mich zu töten, natürlich. Immerhin hatte ich ihre Pläne durchkreuzt und sie damit ziemlich blöd dastehen lassen. Außerdem hatte sie damit bestimmt bei diesem Argoth ein paar Pluspunkte sammeln wollen.
    Ich hob den Kopf und blickte mit trübem Blick aus der Windschutzscheibe. Der alte Mond hing wie eine dünne Sichel tief am Nachthimmel. Es musste auf Mitternacht zugehen.
    Ich wusste, dass Harvill in Riverhurst wohnte, dem schicken Teil der Stadt, einige Minuten in Richtung Norden von der Innenstadt entfernt. Als Jäger spart man enorm viel Nerven, wenn man die hochrangigen Angestellten des Gesetzesvollzugs im Auge behält, egal, ob man von ihnen schwereres Geschütz genehmigt haben will, um mit einem Fall zurechtzukommen -oder ob sie selbst in einen Fall verwickelt sind.
    Was hast du vor, Jill? Du bist nicht in der Verfassung, es mit jemandem aufzunehmen.
    Egal. Ich musste die Sache zu Ende bringen, und bei Gott, das würde ich auch!
    Behutsam startete ich den Dodge. Er hatte ein Automatikgetriebe, also würde ich mir anders als bei meinem Impala keine Sorgen ums Kuppeln machen müssen. Zum Glück -meine Beine waren noch immer schwach und meine Finger schmerzlich geschwollen. Die Scheinwerfer gingen anstandslos an und schnitten eine Schneise aus Licht in die Nacht.
    Du bist nicht mal fit genug zum Autofahren. Such dir irgendeinen Schlafplatz und kümmere dich morgen um Harvill.
    Das hättest du wohl gern. Ich schaltete auf Fahren, hob den Fuß von der Bremse und das Auto glitt vorwärts, auch wenn der Motor überarbeitet und unterbezahlt klang.
    Geht mir auch so, Süße. Aber keine Sorge, dich kriegen wir wieder hin. Ich wollte schon immer einen Dodge haben.
    In meinen Augenwinkeln nahm ich dröhnende Dunkelheit wahr, wie von einem flatternden schwarzen Laken. Ich blinzelte. Die Tränen, die meine Wangen verschmierten, kamen immer schneller, rollten von meinem Kinn herunter und durchnässten die Überreste meines T-Shirts.
    Normalerweise dauert die Fahrt etwa zwanzig Minuten, Jill. Du schaffst es in zehn.
    Der Dodge schob sich über die Straße, ich machte eine Kehrtwende und wartete darauf, dass das Kitzeln einer Vorahnung sich einstellen würde. Dreißig Sekunden lang tat sich gar nichts, also folgte ich der finsteren Straße, meine Finger waren noch immer geschwollen und taten weh. An der Twelfth bog ich ab, das Lenkrad glitt mir geschmeidig durch die Finger. Ich hätte im Zickzack durch die Stadt fahren und so die meisten Polizeistreifen umgehen können, die um diese Zeit nahe den Bars und Nachtklubs beschäftigt sein würden. Etwa um diese Stunde wurden die Betrunkenen immer aggressiv, und auch die Gewalt innerhalb der Familie erreichte jetzt für gewöhnlich ihren nächtlichen Höhepunkt.
    Der Kat Klub wird so schnell nicht wieder aufmachen, Leute. Ich hob die Lady aus dem Geschäft geboxt, wie Leon sagen würde.
    Und es wäre gelogen, zu behaupten, dass ich mich nicht darüber freute, dass Shen An Dua tot war. Blöd daran war nur, dass vermutlich eine noch größere Schlampe sie ersetzen würde. Es war ein Teufelskreis – ein Dämon tritt ab, der nächste steht schon in den Startlöchern. Das ist der Lauf der Welt.
    Als das Kitzeln kam, schüttelte ich mich. Ich war von meiner Spur abgekommen und schrammte mit einem Reifen über den Bordstein, bevor

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