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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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ich wieder zu mir kam. Die vielen neuen Verletzungen in meinen überlasteten Muskeln waren diesmal nicht nur ein Gewicht auf meinen Nerven, sondern auch ein Balsam, der mich wach hielt.
    Na mach schon, Jill! Nur noch eine Sache auf der Liste, dann kannst du dich ausruhen.
    Mir war klar, dass ich mich selbst belog. Aber ich verstärkte den Griff meiner schmutzigen Hände um das Steuer, schüttelte mir die Haare in den Nacken und gab Vollgas. Noch steckte ein Rest Leben in dem alten Dodge, und er machte einen Satz nach vorne, als hätte ihn jemand mit einer Nadel gepikt. Die Straßenlichter warfen gleißende Tupfen auf die Kühlerhaube, und die Gebäude in der Twelfth Street schienen mich alle anzugähnen, während sie wie Schemen an mir vorüberzogen. Ich stieß ein schmerzerfülltes, halb hysterisches Lachen aus. Über den Wind hinweg, der durch die heruntergelassenen Fenster hereinwehte und durch die zerknüllten Papierverpackungen im Innern des Wagens blies, hörte es sich heiser an. Sobald ich die Zeit dafür fand, würde ich diesen Saustall erst einmal ausmisten müssen. Es war die reinste Schande, ein gutes Stück amerikanischer Wertarbeit so verdrecken zu lassen!
    Und jetzt soll sich mal einer getrauen, sich über meinen Fahrstil zu beschweren!
    Für einen Bezirksstaatsanwalt hatte er eindeutig das falsche Haus. Es war ein hübscher Bungalow im Pseudo-Backsteinstil mit einem roten Ziegeldach und allem Drum und Dran. Der Garten, auch wenn er klein war, war top gepflegt, und der Rasen verbrauchte wahrscheinlich jede Woche das Regenwasser eines ganzen Winters.
    Hier in Riverhurst fiel der Dodge richtig auf. Es ist der reiche Teil der Stadt, bestens abgeschottet sowohl gegen lästige Bewohner der Innenstadt als auch den Gestank des Industriegebiets. Die Gegend war bestimmt von breiten Gehsteigen, herrlichen und durstigen Grünflächen, dazwischen immer wieder hohe Mauern mit Eisentoren. Und Bäume. Abgesehen von den Parks ist das hier der einzige Fleck in der ganzen Stadt, wo man waschechte Bäume findet, die vor allem noch aus den ruhigen Wohnorten der zwanziger und frühen vierziger Jahre stammten.
    Harvills Haus war bei Weitem das schäbigste, aber trotzdem einen ganzen Haufen Kleingeld wert. Allein schon die Grundsteuer war hier extrem hoch. Die Fenster waren allesamt dunkel, nur das Licht im Eingangsbereich brannte.
    Und was jetzt? Willst du rübergehn und an der Tür klingeln? Ist er verheiratet, hat er Kinder?
    Im Augenblick fiel es mir nicht mehr ein.
    Was wird dich wohl erwarten, wenn du diesen Weg hochläufst und an der Tür klopfst?
    Während ich noch darüber nachgrübelte, kam ein zweites Auto angefahren, das langsam über die Straße schlich. Es war ein kleiner roter Importwagen, dessen Motor sich anhörte wie eine überforderte Säge und der definitiv noch mehr fehl am Platz war als der Dodge. Ich duckte mich und beobachtete den Neuankömmling. Was haben wir denn da?
    Das kleine rote Auto – und jetzt konnte ich auch sehen, dass es ein Honda war – kam vor Harvills Haus unter einer großen alten Ulme mit prächtiger Krone tuckernd zum Stehen. Der Motor ging aus, und eine der Türen öffnete sich quietschend.
    Ein schmächtiger Mann erhob sich aus dem winzigen Vordersitz, und ein vertrauter Duft stieg mir in die Nase. Nur wollte mir das passende Gesicht nicht gleich einfallen.
    Gilberte) Rosario Gonzalez-Ayala ging auf die Haustür zu. Er überprüfte die Hausnummer, dann drückte er auf die Klingel.
    Herrgott! Was zum Teufel wird das denn?!
    Ganze zwei Minuten vergingen. Dann drückte er abermals die Klingel.
    Schließlich ging ein Licht an.
    Zwanzig Sekunden später wurde die Haustür geöffnet, und ein Rechteck aus goldenem Licht erschien. Darin stand Harvill, ein Berg von einem Mann im Schlafanzug. Er sah verwuschelt und übernächtigt aus, und mein blaues Auge erkannte den schwachen Fleck auf seiner Aura, sah, dass er von der Hölle gezeichnet war. Er war kein Trader, aber er hatte sich mit Höllenbrut abgegeben.
    Gilberto sagte etwas, das ich nicht verstand.
    „Verflucht, wer bist du denn?!“ Harvill sprach so laut, dass ich ihn bis auf die andere Straßenseite hören konnte. Er redete mit der überlauten Stimme von jemandem, der an Auftritte vor dem Gericht und in den Medien gewohnt ist.
    Es machte leise Plopp, als der Junge die Waffe abfeuerte. Er benutzte einen Schalldämpfer.
    Harvill sackte zu Boden. Ich langte nach dem Griff der Autotür.
    Gilberto machte einen Schritt nach vorn und

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