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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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auf dem Asphaltstreifen stehen. Zu beiden Seiten des Blocks flirrte die Hitze.
    Das Gefühl, beobachtet zu werden, überzog mich mit einer Gänsehaut. Solche Eingebungen zu ignorieren konnte einem Jäger das Leben kosten. Ich drehte mich einmal um die eigene Achse, überprüfte Gebäude, Dächer, Gehsteige, jeden noch so kleinen Winkel.
    Wer sollte mich beschatten? Noch dazu mitten am Tag, wenn die Sonne die meiste Kraft hat.
    Ich konzentrierte mich, auf der Lauer wie eine Katze vor dem Mauseloch. Komm schon. Lass dich blicken, egal, wer du bist. Hol mich, wenn du dich traust!
    Der Wind verstummte, und das Hitzeflimmern im brodelnden Kessel des Tages hielt inne. Im Unterschlupf der Scurf würde es ebenfalls heiß sein. In einem riesigen, ansteckenden Schleimhaufen würden sie einer auf dem anderen liegen und die gefährliche Zeit des Tages verschlafen. Sich gegenseitig fauligen Atem voller Erreger zuhauchen, während sie Hitze ausströmten.
    Ich brauche mehr von diesen Blendgranaten. Drei reichen nie im Leben. Es war einer der flüchtigen Gedanken, die einem durch den Kopf huschen, kurz bevor die Hölle über einen hereinbricht.
    Ich spürte einen harten Schlag gegen die Brust. Mir blieb die Luft weg, ich geriet ins Straucheln und fiel hin, während immer weiter Prügel auf mich niederdonnerten. Es tat nicht weh, bis ich versuchte, mich zur Seite zu rollen und eine Welle aus intensivem Schmerz mich überrollte, als würden eiserne Nägel in Muskeln und Knochen getrieben. Mit kleinen zitternden Klauen bohrte sich die Qual in mein Fleisch – ich spürte sie mit jeder einzelnen Faser meines Körpers.
    Die Welt versank in Schwärze, begann zu beben und stand kurz Kopf, bevor ich mit einem Mal wieder bei mir war, als hätte mich ein Blitz getroffen. Nur war es kein Blitz. Es war die Narbe an meinem Handgelenk, die einen Schwall wütender Energie in mich pumpte, als mein durchbohrtes Herz darum kämpfte, weiterzuschlagen, während Kugeln mich durchsiebten und meinen Körper zerfetzten, dampfendes Blut auf die Straße troff und kleine Asphaltsplitter in die Luft flogen.
    Jemand schoss auf mich. Und stellte sich dabei gar nicht mal schlecht an.
    Abermals peitschte Schmerz durch mich hindurch, ein ganzer reißender Strom einer neuen Art. Und damit meine ich die Machart und die Form, die brannte, wehtat. Bitte Gott, mach, dass es aufhört …
    Ein halb erstickter Schrei. Die Mauern von Galinas Laden stießen ein tiefes beunruhigtes Brummen aus. Das hustende Brüllen eines Werwesens, das in Rage war – das klang wie Saul, aber Saul war ganz woanders, oder?
    Saul? Meine Lippen wollten seinen Namen formen, eine seltsame heiße Blase zerplatzte auf ihnen, und der Inhalt rann mir das Kinn hinunter. Ich lag allein und ungeschützt mitten auf einer riesigen brennenden Straße – falsch, jemand zerrte mich am Arm davon, und meine Schulter wurde mit einem kurzen komischen Plopp! aus dem Gelenk gekugelt. Unter anderen Umständen hätte ich über das Geräusch gelacht, wäre es nicht meine eigene Schulter gewesen. Die Narbe kochte und wühlte sich auf den Knochen zu, grub sich mit kranker Freude immer tiefer. Abermals explodierte mein Herz, mein Körper zuckte, als ich plötzlich schwerelos zu werden drohte.
    Die Narbe hatte mir tatsächlich einen elektrischen Schock verpasst, wie ein Defibrillator. Die Amulette in meinen Haaren spuckten Funken.
    „Wag es ja nicht, Jill!“, schrie Galina. Ihre Stimme war wie ein leuchtendes Rettungsseil in finsterem Wasser, das über meinem Kopf zusammenschlug, während ich um mich trat und ein rot getränktes Wimmern von meinen Lippen drang. „Wag es ja nicht, mir einfach so wegzusterben!“
    Kratzen, Scharren. Ich öffnete die Augen und hielt erschrocken den Atem an, als ein weiterer Blitz mich durchfuhr. Aber dieser war anders. Das zerfetzte, auseinandergerissene Fleisch, das mein Herz gewesen war, lag wie ein Stück verbrannter Kohle in meiner Brust, während mein Kreislauf mit dem plötzlichen Schock und dem gesunkenen Blutdruck kämpfte.
    Wumm! Diesmal war es Galina – die Energie, die ich spürte, hatte Galinas ganz eigenes Aroma von Weihrauch und wachsendem Grünzeug. Mit gewaltiger Wucht strömte diese Kraft in mein Herz und zwang es, wieder zu schlagen, während Zellen sich regenerierten: jede einzelne aus grässlichem Schmerz geboren.
    Ich hustete, verschluckte mich und schrie auf, schlug um mich, doch mein ausgerenkter Arm baumelte nur nutzlos hin und her. Der Schlag wurde abgewehrt,

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