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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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wir hoffnungslos überarbeitet und verdienen gerade so genug, aber das ist immerhin besser als nichts. Niedergelassene Jäger müssen sich zum Glück keine Sorgen um Miete oder ihre nächste Mahlzeit machen.
    Kummer macht uns nur die Sache mit der Verdammnis.
    Und hellseherisch begabt zu sein hat auch seine Vorteile, wenn es um Investitionen geht. Michail hatte ein hübsches Vermögen angehäuft. Scheiß auf „Setze deine Fähigkeiten nie dazu ein, um dich persönlich zu bereichern“! Wenn man ständig unter Beschuss gerät, mit Messern malträtiert, mit Elektroschockern getoastet, erwürgt, in Flüsse geworfen, von Dächern gestoßen oder um ein Haar ausgeweidet wird, während man die braven Bürger der Stadt beschützt, ist es das Mindeste, von der Welt ein oder zwei nette Gewinne am Aktienmarkt beschert zu bekommen.
    Die Schwierigkeit ist nur, auch so lange zu überleben, dass man im Ruhestand noch was davon hat.
    „Willst du bei den Glocks bleiben oder lieber was anderes ausprobieren?“ Galina unterbrach sich, und die Sonne beschien ihr glänzendes Haar.
    Ich benutzte normale Glockpistolen, nicht die kleinere Version, wie sie Polizistinnen haben. Meine Hände mögen klein aussehen, aber die Kraft einer Höllenbrut zu haben, bedeutet, dass ich mit dem Rückstoß besser klarkomme als die meisten Männer. Auf größere Kanonen umzusteigen war einer der besten Augenblicke meines Lebens gewesen. „Nein, ich bleib dabei. Aber Hohlspitzgeschosse und diese Silberfaserkugeln, die Panzer durchbohren können, brauche ich. Diesmal gehe ich fieser vor als sonst.“
    Sie nickte und legte den Kopf schräg, als unten die Glocke über der Tür schellte. „Werwesen“, sagte sie kurz angebunden und verschwand.
    Gekommen, um mich zum Ball zuführen. Ich griff mir meinen löchrigen Mantel und schlüpfte hinein. Die Wände vibrierten leicht, als das Refugium auf meine und Galinas Nervosität reagierte. Innerhalb ihrer kleinen vier Wände ist der Wille eines Bewahrers Gesetz, dafür sind sie außerhalb verletzlicher als selbst der schwächste, untrainierte Hellseher. Aber für gewöhnlich schaffen sie es, so gut wie nicht nach draußen zu müssen – und Jäger und Werwesen, nicht zu vergessen der Großteil von Höllenbrut, werden jeden zu Brei schlagen, der einem Bewahrer Ärger macht. Neutralität und das Beschaffen diverser Gegenstände ist nur ein winziger Teil der Dienstleistungen, die ein Bewahrer erbringt.
    Ich schätzte den Einfall des Lichts ab und warf einen Blick auf die Küchenuhr – ein in Rot gekleideter Elvis, der im Takt mit den Hüften wackelte. Die Tage waren lang, dennoch erhöhte jede verstrichene Stunde Sonnenlicht die Wahrscheinlichkeit auf einen nächtlichen Kampf mit den Scurf.
    Bei diesem Gedanken würde jeder Jäger das Muffensausen bekommen. Als hätte ich nicht schon genug am Hals damit, über tote Cops zu stolpern und voller Knoblauch gepumpt zu werden.
    Die Narbe fing an zu pochen. Mit zitternden Fingern griff ich nach dem Lederarmband an meinem rechten Handgelenk und streifte es ab. Starrte auf den Streifen Haut, der blasser war als der ohnehin bleiche Rest.
    Während unserer viel zu kurzen Flitterwochen hatte ich das Armband gar nicht getragen und war tatsächlich ein bisschen braun geworden. Sosehr die Jäger die Sonne auch vergötterten, ich bin viel zu oft bei Nacht unterwegs, weshalb ich meistens eher die Farbe eines Fischbauchs habe. Aber inzwischen legte ich das Band wieder an, wenn ich nicht von der Flut an übergenauen Sinneseindrücken überrollt werden wollte.
    Luft strich mir über die Haut wie mit tausend kleinen Nadeln, und urplötzlich war ich voll da. Mir kitzelte die Nase, die den Gestank von Knoblauch, Silber, getrockneten Kräutern aus der großen Vorratskammer und nasser Erde aus dem Treibhaus auf dem Dach wahrnahm. Außerdem Fell und Aftershave – das stammte von dem Wer unten –, Galinas Parfüm, Weihrauch und die psychische Energie des Ladens.
    Ich untersuchte den Lippenabdruck auf meiner Haut. Er war nicht gewachsen. Er sah aus wie immer, und als ich ihn zögernd ins Sonnenlicht hielt, durchfuhr Hitze wie von einer allergischen Reaktion meinen Arm.
    Verflucht seist du, Perry! Schon wieder versuchte er, sich in meinen Kopf zu fressen und mich zu manipulieren.
    Als ich ausatmete, bewegten sich im Lufthauch die Blätter der kleinen eingetopften Kräuterpflanzen, die auf dem Fensterbrett in extra viel Licht standen. Die Klimaanlage pustete mir eine kalte Brise über die

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