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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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und mein Brustkorb war eine Zelle voll rotglühender Pein. Wühlende, furchtbar quälende Hitze stieg in mir auf und fuhr mir wie ein Pflock in die oberen Rippen. Die Narbe gluckste vor sich hin, als Elektrizität durch mich hindurchschoss, und meinen Körper mit durchgebogenem Rücken in die Höhe fahren ließ. Mein Mund war voller Blut, meine Augen traten beinahe aus ihren Höhlen, und ein Schrei blieb mir in der Kehle stecken, der keinen Weg an dem Kloß darin vorbeifand.
    Herzklopfen. Ich hatte wieder einen Herzschlag!
    „… wag es nicht zu sterben, Jill Kismet! Ich habe schon zwei Jäger zu Grabe tragen müssen, dich werde ich nicht auch noch verlieren. Und jetzt atme!“ Galinas Stimme war tief und duldete keinen Widerspruch. Sie stemmte sich gegen meine Brust und drückte ordentlich zu, dann hielt sie mir die Nase zu und pustete mir in den Mund, versuchte mich zu beatmen, aber schaffte es um ein Haar, mich an meinem eigenen Blut ersticken zu lassen.
    Ich würgte und musste spucken, ein ordentlicher Anteil spritzte mir sogar aus der Nase. Galina fuhr mit einem erschrockenen Schrei zurück, verstummte urplötzlich, und ich verkniff es mir, instinktiv zuzuschlagen. Die Wände um mich herum bebten und zitterten wie Seegras. Eine Bewahrerin in ihrem eigenen Haus anzugreifen bedeutete ziemlich schnell ziemlich viel Ärger – und mir ging’s auch so schon beschissen genug.
    Das Blöde ist nämlich: Wenn man beinahe den Löffel abgegeben hat, raubt es einem alle Kraft, weil man in einen Schockzustand fällt und der Körper ums pure Funktionieren kämpft. Ich rollte mich wie ein Fötus zusammen und übergab mich, um Blut und Lungenflüssigkeit loszuwerden. Mit jedem Husten und Würgen wurde der bösartige Schmerz in meiner Brust schlimmer. Meine ausgerenkte Schulter pochte in einem tiefen Basston – ein ganzes Orchester an Leiden hatte eine Hymne angestimmt. Mehrere Male zuckte ich zusammen, als meine Nerven Impulse aussendeten, und zwar ohne jeden Grund, einfach nur so, frei nach dem Motto: Heiliger Bimbam, wir haben s überlebt! Funktioniert alles?
    „Braves Mädchen“, flüsterte Galina. „Gut gemacht.“ Sie tätschelte mir den Rücken, während ich mir die Seele aus dem Leib kotzte, um blockierte Luftwege und bleiverstopfte Arterien wieder freizuräumen.
    Die lächerlich winzige Glocke an Galinas Ladentür klingelte. „Keiner mehr da.“ Das war Hferon. „Bitte sag, dass es ihr gut geht.“
    „Alles bestens.“ Die Bewahrerin, Wunder über Wunder, klang nervös. „Zumindest so gut es geht, wenn man sein ganzes Blut verloren hat.“
    Ich hab nicht alles verloren, verflucht! Es tut nämlich immer noch weh, also muss auch noch was da sein. Aber ich fühlte mich schwächer und wackliger, als mir lieb war. Die Todesqualen ließen nach und ebbten zu durchschnittlichem Schmerz ab.
    Damit kam ich klar.
    Hoch mit dir, Milayal Michails Stimme ertönte in meinem Kopf, als die Erinnerung aufstieg. Oder muss ich dich noch mal schlagen?
    Und er meinte grundsätzlich ernst, was er sagte. Ich bemühte mich darum, aufzustehen, zu kämpfen.
    „Ganz ruhig, Killerin. Schön langsam.“ Hände legten sich auf meine schmerzende Schulter – ein so vertrautes Gefühl. Und dazu dieses tiefe Brummen – das Schnurren eines Wers, der jemanden beruhigen will.
    Saul? Nein, er ist meilenweit fort. Was geht hier vor?
    Gleichgültigkeit hüllte mich ein, wie ein Sumpf aus Lethargie, so mächtig, dass ich am liebsten die Augen geschlossen und nachgegeben hätte. „WassumTeufl?“, nuschelte ich. Meine Zunge war zu dick, um richtig zu funktionieren.
    „Jemand hat dich gerade umbringen wollen, Kismet.“ Theron klang untypischerweise ernst. Kein Wunder, dass er mich an Saul erinnert hatte. „Mit einem Sturmgewehr von einem Dach aus ein Stück die Straße runter. Kennst du jemanden, der einen blauen Buick fährt?“
    Das war so lächerlich, dass ich mich nur wiederholen konnte. „Wassum Teufl? “
    „Bleib einfach eine Weile liegen.“ Ich hörte Galinas Rock rascheln. Die Wände beruhigten sich, wurden wieder zu normalen Holzlatten, Putz und Farbe statt schimmernder Vorhänge aus Energie, die bereit waren, Geist und Raum dem Willen der Bewahrerin zu unterwerfen. „Ich gehe den Verbandskasten holen.“
    Viel Erfolg! Ich glaube, mit einem Pflaster ist mir nicht geholfen. „Arm“, wisperte ich durch einen abermals mit Blut gefüllten Mund. Jetzt hör endlich auf zu bluten, Jill. Herrgott noch mal. „Mein Arm.“
    „Das tut mir

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