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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Geld gewesen. So übel zugerichtet wird man nicht, nur weil jemand deine Frisur dämlich findet.
    Grässliche Gewissheit machte sich in mir breit. Etwas ist faul, hatte Monty gesagt.
    Ich stimmte ihm zu, hundertprozentig.
    Ich richtete mich auf und begutachtete Winchells abartig entstelltes Gesicht. Plötzlich bemerkte ich, wie heiß es hier war, und fragte mich, warum ich zuerst das Schießpulver und nicht den Todesgestank gerochen hatte. Vielleicht war mir der Geruch der Verwesung schon zu vertraut.
    Insoweit man sich überhaupt daran gewöhnen konnte.
    Dir rennt das Licht davon, Jill. Gib dem Morddezernat Bescheid und unterhalte dich bei Gelegenheit mit Piper. Und jetzt setz deinen Arsch in Bewegung!
    Aber zuerst warf ich einen weiteren Blick auf Winchell. Ein Kloß machte sich in meinem Hals breit. Niemand hatte verdient, auf diese Weise zu sterben. Oder so wie Kutchners Frau.
    Auf einmal überraschte mich meine eigene Stimme, die die unheimliche Stille durchbrach, die trotz der entfernten Geräusche von Güterzügen und Verkehr den Raum erfüllte. „Monty schickt mich, Winchell. Richte Jacinta aus, dass ich dran bin an diesem Fall.“ Ich hielt inne. „Das kannst du auch Marv Kutchner sagen.“
    Dann eilte ich hinaus ins Tageslicht, um nach einem Telefon zu suchen.

8
     
     
    Galina sieht wie ein Filmstar aus den Zwanzigern aus. Ihr glattes, glänzendes Haar hat sie zu prächtigen Wellen onduliert, und ihre grünen Katzenaugen, die in einem blassen Gesicht sitzen, hätten ihr in Garbos Hollywood einige Türen geöffnet. Jedes Jahr zu Allerheiligen nehme ich mir vor, ihr ein Charlestonkleid und eine Straußenfeder zu kaufen, aber irgendwie schaffe ich es nie.
    Außerdem würde sie es mir vielleicht krummnehmen. Bei einem Bewahrer weiß man nie. Sie kommen auf schräge Gedanken.
    Sie drückte auf die Spritze, zog dann die Nadel wieder raus und klebte mit geübten Handgriffen einen kleinen Mullbausch auf den Einstich. „Ich weiß, dass deine letzte Knoblauchimpfung noch nicht so lange her ist, aber ein bisschen mehr kann nicht schaden.“ Als sie sich abwendete und das Klebeband weglegte, raschelte ihr regengraues Kleid.
    Ich sprang auf die Füße und schüttelte meinen angewinkelten Arm aus. Knoblauchserum brennt wie die Hölle. „Himmel, Herrgott! Aua!“
    Galinas Schnauben klang nicht besonders mitfühlend. Die Bewahrerin beförderte die Nadel der Spritze mit Schwung in einen sterilen Müllbehälter für gebrauchte Kanülen und organische Abfälle von der Größe eines Bierglases und griff sich das Tablett. Sonnenlicht fiel durch die Dachfenster und tauchte Galinas Küchentisch in flüssiges Gold. Sie wohnt über ihrem Laden, in dem sie auf den ersten Blick den herkömmlichen okkulten Krimskrams zu verkaufen scheint. Nur einem geschulten Auge wird schnell klar, dass man in dem kleinen Geschäft so ziemlich alles findet, was man für ernsthafte Zauberei braucht – und außerdem praktisch alles, was man als Werwesen oder Hexe so nötig hat. „Na ja, wenn du lieber zum blutdurstigen Schleimi werden willst …“
    „Das wäre vielleicht eine Verbesserung“, scherzte ich seufzend, während das Brennen allmählich nachließ, das sich über meinen ganzen Arm ausgebreitet hatte. „Ich sollte auch meine Munitionsvorräte aufstocken.“ Ich will so viel beschissene Munition, wie ich nur tragen kann, wenn wir es mit Scurf zu tun haben. Und ein paar Stunden länger Tageslicht wären auch nicht schlecht. Monty saß wahrscheinlich schon wie aufglühenden Kohlen. Ich hatte den Fundort der Leiche gemeldet, aber nicht sehr viel mehr.
    „Schon wieder?“ Aber sie machte keine Zicken. „Warte, ich hol schnell welche. Geht das auf Rechnung? Ein paar Hundert kann ich dir vorschießen.“
    „Nein, ich zahl das gleich. In letzter Zeit läuft das Geschäft ganz gut.“ Jäger werden aus geheimen Töpfen ihrer Stadt und des Staats bezuschusst. Für die meisten Bezirks- und Landesverwaltungen ist das ein kleiner Preis. Für bestimmte, besonders große Fälle von paranormalen Vorkommnissen – oder wenn man auch außerhalb der eigenen Staatsgrenze ermitteln muss -erhalten wir sogar Geld von der Bundesregierung.
    Der „Verteidigungsetat“ deckt nicht nur alltägliche Problemchen ab.
    Außerdem finanziert die Kirche vielen Lehrlingen die Ausbildung. Auch wenn sie uns vom Himmel ausschließen, stellen sie doch sicher, dass wir über ausreichend Geld verfügen, um die Hölle in ihre Schranken zu verweisen. Normalerweise sind

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