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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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tot aufgefunden, bevor es dazu kommen konnte. Offiziell ist er in einen Schusswechsel zwischen Gangs geraten, nachdem Ay für die Bandenreviere zuständig war. Mit einigen der alten 51s war er eng befreundet, ihr Revier ist ein Teil des Barrios in der Nähe des Plaza. Bevor er zum treuen Gesetzeshüter wurde, ist er mit ihnen um die Häuser gezogen. Aber keiner von denen will mit mir über ihn reden.“
    Ayala war mir noch vage von der Grundausbildung her im Gedächtnis – schlank, dunkel und hoch motiviert. Manchmal verschwimmen all die Gesichter in meinem Kopf zu einem. All die Polizisten, die ohne Ausnahme meinen Kurs bestehen müssen, bevor man sie auf die Straße lässt.
    Man sollte annehmen, dass mir das ein ruhigeres Gewissen verschafft. „Himmel!“
    „Genau. Sie reden weder mit mir noch mit Bernie – seinem Partner. Aber ich halte es für ziemlich unmöglich, dass einer von ihnen Ayala erschossen hat. Er war schon mit sechzehn ausgestiegen, hat nur hin und wieder einige der 51s als Zeugen aus dem Verkehr gezogen, wenn es um Revierkämpfe ging“
    Ich pfiff leise durch die Zähne. Das war keine schlechte Leistung. „Hat man sie danach wieder freigelassen?“
    „Sobald das Töten ein Ende hatte. Ay war ein guter Cop. Er hatte es nicht verdient, mit Blei vollgepumpt zu werden. Der Gerichtsmediziner sagt, es hat ungefähr zehn Minuten gedauert, bis er an seinem eigenen Blut erstickt war.“
    Was das bedeutete, verstand ich nur zu gut. Herrgott! Ich stocherte noch eine Weile in dem Speck herum, knabberte daran, ließ es bleiben. „Du willst, dass ich ins Barrio gehe und mich bei den 51s umhöre.“
    Theron wirkte noch unruhiger. Aber er beherrschte sich, was ich ihm nicht zugetraut hätte.
    Carp hielt meinem Blick stand. „Wenn ich mich dort blicken lasse, bin ich so gut wie tot. Und Monty hat dich eh schon hinzugezogen, Jill.“
    Er meinte es ernst. Das Problem war nur, dass auch ich mehr als nur eine Lunge voll Blei riskierte, wenn ich einen Fuß ins Barrio setzte. Dort draußen laufen die Werwesen Patrouille und sorgen dafür, dass die Dinge nicht aus dem Ruder geraten. Ich kenne die Straßen und Gassen – mittlerweile kannte ich meine Stadt so gut wie meine Westentasche. Aber in die Tiefen der anderen dunklen Seite von Santa Luz abzutauchen war nichts, was jemand mit meiner Hautfarbe auf die leichte Schulter nehmen konnte.
    Ich kann nicht noch mehr Zeit damit verschwenden. Wir haben Scurf in der Stadt, verflucht noch mal! Außerdem waren die Witwe und Winchell keine Opfer im herkömmlichen Sinn.
    Trotzdem. Da war wieder das leise Geräusch des Stricks in meinem Kopf, ein Mensch, den man zum bloßen Pendel degradiert hatte. Und mir war klar, das würde ich nicht auf sich beruhen lassen. Abgesehen davon beunruhigte mich noch etwas anderes, ich wusste nur leider nicht so recht, was.
    Dieses Gefühl kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Denn für gewöhnlich bedeutet es, dass mir jemand mächtig in den Arsch beißen will, was kein Spaß ist. „Na schön. Gib mir die Akte.“
    Seine Hand verschwand unter dem Tisch und brachte dann eine Aktenmappe aus Pappkarton zum Vorschein, die mit einem Gummiband verschlossen war. Sie war beängstigend dick. „Das ist alles, was ich bisher habe. Eine Ansammlung von beschissenen Sackgassen. Wenn du daraus irgendwie schlau wirst …“
    „Meine Vorstellung von Sackgassen ist eine andere.“ Ich schob den gebratenen Schinken von mir, nahm die Mappe und legte einen Zehner auf den Tisch, um einen Teil des Frühstücks zu zahlen. „Pass auf dich auf, Carp. Ich fände es schrecklich, dich zu verlieren, jetzt wo ich dich endlich stubenrein bekommen habe.“
    Seine Antwort kann ich hier nicht wiedergeben.
    Ich folgte Therons anmutigem Beispiel und rutschte von der Sitzbank. Dann salutierte ich Carp zum Abschied zu, und er zeigte mir den Stinkefinger – wir gingen wie üblich in Freundschaft auseinander.
    Sobald wir die Treppe hinter uns gelassen hatten und ins Freie traten, sog der Wer tief die Luft ein und ließ sie sich wie Champagner über die Zunge rollen. „Keine Neuigkeiten“, verkündete er unnötigerweise. „Vielleicht war das neulich ja bereits die Haupt-Brutstätte gewesen. Vielleicht haben wir sie schon alle weggeräumt.“
    Da war ich mir nicht so sicher. Sie waren zu alt. „Mir wären Tatsachen lieber, statt nur zu raten.“ Ich setzte meine Sonnenbrille auf – sogar so früh am Morgen war die Sonne voller Wucht. „Und mir ginge es viel besser, wenn ich

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