Blutige Vergeltung

verwickelt?“
    Monty? Nein, zum Teufel! „Warum sollte er mich denn dann darum bitten, mir den Fall anzusehen?“ Ich nahm mir die Gabel und klopfte damit gegen die Tischplatte. „Hätte irgendjemand einen Grund, mich aus dem Weg zu räumen, weil ich in der Sache nachbohre?“
    Theron rückte unruhig auf seinem Platz herum und starrte ins Nichts. Er schien sich zu langweilen.
    Carp zuckte mit den Schultern. „Lass es mich mal so sagen, ich wünschte, ich hätte ein paar Kevlar-Arschpfropfen, so sehr habe ich Schiss. Die Sache ist nämlich ernst, Kiss.“
    Die Bedienung kam mit einem Stapel Pfannkuchen und Eiern für Carp zurück, schenkte ihm Kaffee nach und knallte meinen Saft auf den Tisch. „Der Speck braucht noch ’nen Moment“, erklärte sie der Luft über meinem Kopf, bevor sie wieder von dannen trottete.
    Danke auch. Hab ich mitbekommen. „Also, weihst du mich jetzt mal in alles ein, oder hüllst du dich lieber weiter in Rätsel? Immerhin ist das nicht das einzige Eisen, das ich im Feuer habe.“
    „Ehrlich gesagt wollte ich dich um Hilfe bitten.“ Er starrte auf seinen Teller, als läge darauf ein Häufchen Rotze. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass Carp der Appetit vergangen war. „Ich meine, nachdem du dich nun eh schon um die Angelegenheit kümmerst.“
    Ich hob echt keine Zeit für so was. Aber dann hörte ich wieder das Knarren eines Nylonseils, das gegen einen Deckenbalken rieb, und hatte das vor Entsetzen verzerrte, blutunterlaufene Gesicht einer Toten vor Augen. „Worum geht’s dabei? Ich will eine klare Ansage, und zwar schnell.“
    Er stocherte mit der Gabel in seinem Rührei herum. „Erinnerst du dich noch an den Fall im Barrio vor ungefähr drei Jahren? Man hat damals in einer billigen Absteige zwei illegale Einwanderer gefunden. Ohne Nieren. Die Wände waren blutverschmiert.“
    Nach einem raschen Streifzug durch die Straße der Erinnerung klingelte bei mir exakt null Komma nichts. „Nö. Wenn es nicht um etwas ging, das nach meinem Verständnis verdächtig war, dann nicht.“
    „Ich erinnere mich“, sagte Theron leise. „Der Herald hat über eine ganze Serie von Organrauben berichtet. Ein landesweiter Rekord, hieß es. Ein völlig eigenständiger Schwarzmarkt.“
    Schon wieder fuhren mir kalte Finger das Rückgrat entlang. Der letzte große paranormale Vorfall in der Stadt hatte auch mit Organhandel zu tun gehabt, aber nur am Rande. Als ich die Sache durchschaut hatte, waren alle Opfer schon tot und die Organe verkauft – und ich wäre beinahe zum Wirt für eine alte Chaldäische Gottheit geworden.
    Noch immer plagten mich deswegen Albträume. Genau wie nach Hunderten anderer Fälle, die mir böse Träume bescherten. Aber wenigstens weiß ich, dass es überstanden ist, wenn ich noch davon träumen kann. „Sullivan und Badger waren darauf angesetzt, oder?“
    „Man hat sie abgezogen. Sullivan glaubt, dass irgendein großes Tier in die Sache verwickelt ist, weil es jede Menge Tote gab, die man nicht zuordnen konnte – selbst wenn man außer Acht lässt, was diesen Nuttenmördern zugestoßen sein mag, die du gejagt hattest.“ Carp war mittlerweile kreidebleich geworden. Wahrscheinlich hatten diese Mordschauplätze auch in seinen Albträumen keine unwesentliche Rolle gespielt. „Trotzdem hat man die Untersuchungen auf Eis gelegt und den beiden weitere Nachforschungen untersagt. Wir haben die Theorie, dass der unbekannte Drahtzieher vor allem illegale Einwanderer aus Mexiko um ihre Nieren bringt, weil das nur Wanderarbeiter sind.“
    Ich nickte. Illegale Einwanderer sind in vieler Hinsicht Opfer. Sie kommen hier an auf der Suche nach dem amerikanischen Traum – dabei endet für sie die Reise für gewöhnlich damit, dass sie auf die eine oder andere Weise ausgenutzt werden. Wenn sie Glück haben, verdienen sie dabei wenigstens mehr als zu Hause.
    Wenn sie aber Pech haben, gehen sie nur in eine der vielen Statistiken ein. Wenn überhaupt.
    Gefrustet stieß ich die Luft aus. „Okay. Was hat das also zu tun mit …“
    „Ich glaube, es sind Polizisten, die Illegale aufspüren, um sie auszuschlachten. Und wenn sie fertig sind, beseitigen sie danach alle Spuren. Mord am Fließband. Ich wette, das Geld wird danach gewaschen, ich weiß nur nicht, wie. Ich glaube nicht, dass Marv Kutchner sich umgebracht hat. Er war zu tief darin verwickelt und hat zu viel Geld gescheffelt. Dieses mickrige Häuschen in der Vorstadt war doch pillepalle. Er wollte sich in ein hübsches