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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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zu sehen – er streckte den Zeigefinger aus, den Daumen hoch und machte eine kurze Auf-und-Abbewegung.
    „Jetzt komm schon!“, gab Theron zur Antwort und machte kurzen Prozess mit dieser Anfrage – wahrscheinlich konnte er sich denken, dass eher die Hölle zufrieren würde, bevor ich mich von meinen Waffen trennte, um sie diesem Bürschchen zu geben! „Du weißt, dass die Knarren nichts zu sagen haben. Wer zum Teufel bist du überhaupt?“
    „Paco. Ramon ist mi tio.“
    „Dann geh schon und hol ihn, Paquito. Ich mag es nicht, zu warten.“ Theron bleckte noch immer die Zähne. Außerdem schien er ein paar Zentimeter zu wachsen, seine Schultern wurden breiter, und ein leises Knacken verriet mir, dass er sich mir zuliebe aufplusterte.
    Im Grunde genommen geht es bei Gangs immer darum, nicht das Gesicht zu verlieren. Paco war in dieser gefährlichen Phase, in der man noch ein junger Möchtegern, aber noch kein vollwertiges Mitglied ist. Das bedeutet, falls Theron hier ein Kräftemessen machen wollte, könnte der Junge auf die Idee kommen, dass er wenigstens gleichziehen müsse.
    Die Aussicht war zwar amüsant, aber ich hatte für solche Rangeleien keine Zeit. Uns ging das Tageslicht aus, und irgendjemand schmiedete neue Pläne, mich zu töten, ich spürte es in den Knochen.
    Theron machte einen Schritt nach vorn und baute sich mit gefletschten Zähnen vor Paco auf. Der Junge zuckte zusammen, überspielte es aber gekonnt und wich zwei flinke Schritte zurück, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte und in der Dunkelheit des Hauses verschwand.
    „Freunde von dir?“ Meine Finger entspannten sich, und ich hielt meinen aufflammenden Ärger zurück. Mein Herzschlag hatte sich beschleunigt und hämmerte heftiger als erwünscht. Mit einem Klicken schloss Theron die Tür, lehnte sich dann gegen die Wand und schob in gewohnt lässig-eleganter Werart die Hüfte nach vorn.
    „Wir finden es wichtig, die Leute zu kennen, die hier draußen das Sagen haben. Geht’s dir gut?“
    „Alles in Butter.“ Vor lauter Adrenalin schmeckte ich Kupfer auf der Zunge. Ich stand total unter Strom. Gleich ein paarmal an einem Tag zu sterben, kann diesen Effekt haben – und selbst deine Reaktionen auf 08/15-Aggressivität übertrieben ausfallen lassen. So hart Jäger auch darauf trainiert werden, maximale Gewalt in minimaler Zeit anzuwenden, genauso werden wir auch darauf getrimmt, die chemischen Reaktionen unseres tumben Körpers unter Kontrolle zu halten, damit sie nicht im falschen Moment überkochen.
    Als ich geduscht hatte, hatten sich die Verkrustungen an meinem Hinterkopf in zwei dicken Brocken gelöst – die Blutklumpen waren so groß gewesen, dass es bei ihrem Anblick sogar mir mulmig geworden war. Das Gefühl, als sie sich abgeschält hatten, steckte mir noch immer in den Knochen – ich konnte das tote Gewebe förmlich spüren, das mir unter dem heißen Wasser an den Nägeln hängengeblieben war.
    Kim zentrier dich, Jill! Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um auszurasten. Spar dir das für später auf – für Höllenbrut oder Scurf. Entspann dich. Ich sog tief die kühle Luft ein. Das Prickeln von Angstschweiß auf meinem Rücken war mir nur allzu bewusst, und mit Gewalt beruhigte ich meinen Puls.
    Gnädigerweise bohrte Theron nicht weiter nach. Ich schob mir die Sonnenbrille zurück auf die Nase. Die Dunkelheit hier drinnen machte mir nichts aus. Selbst durch getönte Gläser sah ich scharf genug, um die sauberen Fliesen, die Struktur des Putzes auf den Wänden und Therons Kopfbewegung zu erkennen. Er legte den Kopf schief und schnüffelte.
    Auch ich konnte Ramon riechen, noch bevor ich ihn sah. Sein Aftershave hatte reichlich Moschus in sich und vermischte sich mit dem Geruch gesunder Männlichkeit und Dominanz, den jeder charismatische Mann ausstrahlt. Außerdem roch ich Metall und Schießpulver – und meine Hände zuckten in Richtung meiner Kanonen.
    Ganz ruhig, Jill. Immerhin ist er nur ein Mensch. Selbst wenn er sich besonders anstrengt, kann er dir nichts.
    Doch die Stimme der Vernunft half nichts. Mit Mühe und Not schaffte ich es, mich zu beruhigen. Die Narbe kitzelte, reagierte sensibel auf die Anspannung in meiner Aura.
    Was Cholos angeht, gibt es zwei Typen: den Spargeltarzan und den Schrank. Ramon war das Letztere, breit gebaut und stämmig. Die Farben der 51s prangten auf seinem Stirnband und dem linken Bizeps. Er hatte ein breites, fröhliches Gesicht und Augen, die so kalt waren wie abgestandener Kaffee. Außerdem

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