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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Funke würde schon ausreichen …
    Ich zwängte mich zum Fenster durch. Noch immer sausten Kugeln scheppernd und pfeifend in die Wagenseite. Noch mehr Glas zerbarst. Eine regelrechte Salve prasselte auf mich ein! Verfluchte Scheiße! Und JETZT?!
    Ich hatte die Wahl, entweder zu bleiben, wo ich war und möglicherweise gegrillt zu werden, wenn das Auto explodierte, oder erschossen zu werden, während ich aus dem Fenster kletterte. Ich erstarrte, eine wertvolle halbe Sekunde verrann wie zäher Schlick, während mir mein Körper, dieses dumme Stück Fleisch, das er nun mal war, so deutlich wie nur irgend möglich zu verstehen gab, dass er bitte nicht noch mal erschossen werden wollte.
    BEWEGUNG!
    Meine Arme schossen vor, meine Finger schlossen sich um die Ränder des Lochs. Das scharfkantige Metall schnitt mir tief ins Fleisch. Aber das war mir egal. Mit einem schrillen Schmerzensschrei, den ich als meinen eigenen erkannte, katapultierte ich mich ins Freie und ließ einen ganzen Schwall an dreckigen Schimpfworten los, die mir vor ein paar Jahren noch die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätten – bevor ich zur Jägerin wurde.
    Jetzt weiß ich, wie sich Zahnpasta fühlt, wenn man sie aus der Tube quetscht. Zum Glück bin ich ziemlich mager.
    Ich schälte mich aus dem Metallkäfig und ignorierte den Kugelhagel. Dicker Rauch wallte auf, und der abartige Gestank von brennendem Kunststoff trieb mir heiße Tränen in die Augen. Mein Mantel verfing sich irgendwo, zerriss, ich kam endlich frei und fiel auf den Asphalt, wo ich mir gewaltig den Kopf anschlug. Ich rollte mich ab, antrainierte Reflexe brachten mich wieder auf die Beine gerade in dem Moment, als mein Baby, mein wunderschöner Impala, den ich vom Schrottplatz gerettet und liebevoll hochgepäppelt hatte, explodierte.
    Die Druckwelle schickte mich mit der Nase voraus zu Boden, Leder wetzte über die schartige Straße, und mein Kopf wurde nach hinten geworfen, knallte abermals hart auf. Ich krabbelte von dem Wagen weg, weiter in die Richtung, in die ich ohnehin geworfen worden war.
    Dann rappelte ich mich hoch. Meine Ohren bluteten, dünne, kalte Flüssigkeit rann mir über den Hals und verdampfte.
    So eine Scheiße! Mein Auto!
    Auf einmal drang der Rest der Welt wieder zu mir durch, wenn auch alles klang wie in Watte gepackt. Eine Frau brabbelte und kreischte in schrillem Spanglish. Kinder schrien. Oh Gott, hab ich etwa jemanden gerammt? Hoffentlich nicht. Deckung, geh irgendwo in Deckung! – Ich sprang, hielt auf die gegenüberliegende Straßenseite zu und rollte mich ab, kurz durchfuhr ein stechender Schmerz meinen Rücken.
    Noch immer wurde auf mich geschossen, aber wenigstens sorgte das brennende Autowrack dafür, dass man mich nicht sehen konnte. Das war allerdings nur ein kleiner Trost, und sobald der Rauch dünner würde, hätten sie freie Sicht.
    Vor mir lag eine endlos lange und weite Asphaltwüste, die von der Sonne aufgerissen war. Weit und breit keine Deckung. Dann landete Theron elegant neben mir und kam mit gespreizten Fingern auf der Straße auf. Weitere Kugeln zerschnitten die Luft. Er ergriff mich, verlagerte das Gewicht, und ich stieß mich mit den kräftigen Muskeln in meinen Beinen ab und federte zu einem Sprung hoch, der zwar seltsam aussah, aber seinen Zweck erfüllte. Wieder spürte ich einen Riss im Kreuz, und die Narbe erwachte, prickelte in hellem Aufruhr, während ich blindlings Sphärenenergie durch sie abzapfte – ein völlig unphysikalischer Kraftakt, der nichtsdestotrotz in der physischen Welt sein Echo hinterließ und mir zusätzliche Auftriebskraft verschaffte.
    Die Gasse öffnete sich wie ein Päckchen und verschluckte uns einfach. Im flutenden Sonnenlicht waren die Schatten hier tiefschwarz. „Auto!“, stieß ich schnaufend hervor, und Theron packte mich am Mantelkragen. Als ich versuchte, wieder in die andere Richtung zu rennen, riss er mich einfach zurück.
    „Verflucht noch mal, die schießen noch immer!“, brüllte er, als ich erneut zum Ende der Gasse hechten wollte. Immer mehr Kugeln schlugen in Lehm und Backsteinen ein, der aufwirbelnde Staub schien golden. Dann spuckte das Auto schwarze Rauchschwaden – es war völlig hinüber, ein Totalschaden. Nichts weiter als ein verbogenes Wrack auf drei Reifen aus schwarzem, geschmolzenem Gummi, der sich auf den geflickten, kaputten Asphalt ergoss.
    Mein Baby. Im Nu dahin!
    Theron riss mich abermals zurück, so heftig, dass mir der Kopf schwirrte. „Herr im Himmel!“
    Ich

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