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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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fühlte mich mindestens genauso fassungslos. „Die haben mein Auto in die Luft gejagt!“
    „Weib, du kannst dich glücklich schätzen, dass sie dich nicht schon wieder voller Blei gepumpt haben. Du führst dich auf wie eine Verrückte.“ Sein Haar stand wild nach allen Seiten ab, und seine Wangen waren gerötet.
    „Die haben mein Auto hochgejagt!“ Ich klang, als hätte man mir in die Cornflakes gepisst. Salzigwarmes Blut tropfte und brannte mir in den Augen. „Gottverflucht, du beschissener Wer, jetzt tu doch was!“
    „Was bitte soll ich deiner Meinung nach denn machen?“ Er zerrte mich weiter in die Gasse und fluchte leise in sich hinein. „Verfluchte Scheiße. Wer hat es so nötig, dich ins Jenseits zu schicken, Jill? Hä?“
    „Woher zum Teufel soll ich das wissen? Jede Woche versucht es ein anderer.“ Ich musste nach Luft schnappen, meine Muskeln brannten, so sehr verlangten sie nach Sauerstoff.
    Am Eingang der kleinen Straße waren Schatten aufgetaucht. Theron zog mich hinter einen Müllcontainer und drückte mich zu Boden. Dort kauerten wir beide, meine Rippen hoben und senkten sich hastig, so heftig schnaufte ich durch, und der grässliche Gestank von Abfällen kroch mir die Kehle hinunter. „Wo sind wir?“
    „Psst!“ Er winkte mit einer Hand und legte den Kopf schief, wie eine Katze, die etwas forderte. Seine Augen glühten orange. Die Sonnenstrahlen trafen wie scharfe Schwerter auf die hohe, leere Wand eines heruntergekommenen alten Mietshauses auf der anderen Seite der Gasse. Noch immer hörte man Schreie und Geballere – und ein dumpfes, brutales Knarzen. Mein Auto. Das brannte.
    Bei Gott, ich schwöre, ich werde die Verantwortlichen dafür umbringen! Ich beruhigte meine Atmung und hüllte mich in Stille. Mehr Schatten bewegten sich am Eingang der Gasse. Weiter hinten auf unserer Seite ragte eine Feuerleiter nach oben, aber sie sah klapprig und verrostet aus. Vermutlich würde sie keinen von uns beiden tragen. Das ist der Nachteil, wenn man viel Muskeln und solidere Knochen hat – weniger leicht verwundbar, dafür mehr Gewicht.
    Trotzdem, wenn sie näherkommen, müssen wir sie entweder töten oderfliehen. Eine dritte Alternative gibt es nicht - schließlich können wir uns nicht einfach in Luft auflösen. Schon gar nicht am helllichten Tag!
    Schnelle Brocken in Spanisch wurden ausgetauscht. Ich strengte mich an, etwas zu verstehen. „Aqui?“, fragte jemand.
    „Nada, ese. Caray.“
    Dann noch mehr Stimmen. Die Stimmen von Männern und das Fiepen von Jungs. Ihre Herzen klopften so schnell und laut, dass ich sie hören konnte, obwohl meine Narbe durch das Armband abgedeckt und dadurch halb taub war. Und ich konnte sie riechen: Schweiß, Schießpulver, Bier und Haargel, vermischt mit dem intensiven Geruch von dunkelhaarigen Männern.
    Therons Griff um meine Schulter verstärkte sich. Meine Hand hatte sich längst um einen Pistolengriff gelegt.
    Mein Auto! Verdammt!
    Mir wurde kalt. Denk nach, Jill. Denk nach!
    Noch einmal ließ ich mir das eben Gehörte durch den Kopf gehen: Jemand, den sie pendejo nannten, wollte, dass man ihm Beweise für meinen Tod lieferte. Das klang ernst. Und „el pendejo“ hat zwei Bedeutungen.
    Einmal „Dummkopf“ oder „Tölpel“. Eine etwas freiere Übersetzung wäre dann „Hurensohn“.
    Nicht gerade politisch korrekt, wenn ihr versteht, was ich meine. Denn die andere Bedeutung, die es in Santa Luz außerdem hat, ist „Polizist“.

16
     
     
    Der blaue Chevrolet Caprice hatte einen herben Geruch. Aber er war einigermaßen sauber, trotz der Bourbonflasche, die unter dem Beifahrersitz klemmte, und dem Mief von gerauchten und ausgedrückten Zigarren. Es war heiß, aber die Hitze ließ langsam nach, als die Sonne unterging und Schatten auf den Parkplatz fiel.
    Er parkt so weit hier draußen, weil es die einzige Zeit ist, die er mal für sich hat. Diese Einsicht gefiel mir nicht. Ich lag auf dem Rücksitz, still und bewegungslos wie ein Stein. Natürlich hätte man mich so sofort gesehen, nur hatte ich einen kleinen Zauber in meine Aura eingesponnen. Vollständig unsichtbar zu werden ist aufwendig – kostet viel Energie. Es ist viel leichter und billiger, einfach die Blicke der Leute zu meiden. Sich den Umstand der Austauschbarkeit in der physischen Welt zunutze zu machen, die die meisten Menschen in eine Art Schlafwandeln einlullt.
    Das macht sie zu leichter Beute. Sogar Cops, die immerhin mehr bemerken als die meisten.
    Eine kränkelnde Kiefer, die am

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