Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow

Vom Netzwerk:

endlich gehen?
    „Dann mal los.“ Ich setzte mich hinters Steuer und schlug die Tür zu. Ein Hauch von Kirschtabak erfüllte den Wagen -Saul rauchte Charvils. In diesem Moment hätte ich mir beinahe selbst gern eine angesteckt. „Wohin jetzt, gato?“
    „Himmel, fang du nicht auch noch damit an!“ Er schloss die Tür übertrieben sorgfältig. „Nach Westen. Dann kommen wir über die Antilles. Ist er nicht dort erschossen worden?“
    „Ja, Ecke Antilles und Tabasco, Block 3100. Gute Idee, sich den Tatort endlich mal anzusehen. Schnall dich an.“ Nachdem ich meinen Gurt festgemacht hatte, ließ ich den Motor an, der mit einem lieblichen Schnurren zum Leben erwachte. Einige Köpfe drehten sich uns zu. Das Sonnenlicht ließ die Luft über der Straße flirren, und die Gebäude schienen sich unter der Hitze müde zu biegen und zu schwitzen-. Ich teilte dieses Gefühl – in Anbetracht der Umstände war ein Bier nicht annähernd genug. Na los, Theron. Sag irgendwas. Trau dich.
    Er sprach mit allem gebotenem Taktgefühl: „Na ja, da drüben mag man die 51s nicht besonders. Steck das Haarband besser weg.“
    Nach zehn Minuten hatten wir das Gebiet der 51s hinter uns gelassen, und ich fühlte mich zunehmend unwohl, auch wenn diese Vorahnung nicht eindeutig genug war, um irgendeine Bedeutung zu haben. Etwa zwölf Blocks später bemerkte ich, dass die ploppenden und klingelnden Geräusche, die uns begleiteten, von Schüssen auf mein Auto kamen! Aber da hatte ein verirrter Glückstreffer schon einen Reifen erwischt, und das gesamte Gefährt – Tonnen von Metall – schlingerte und hüpfte wie die Hülle einer Höllenbrut, die man mit Silber vollgepumpt hatte.
    Oh nein! Nein! Schleudernd und schlitternd kam ein knatterndes Geräusch dazu, als der Reifen den Geist aufgab und ich gegen den plötzlichen Zug am Steuer ankämpfte. Die Zeit verlangsamte sich, als hätte man sie in Melasse getaucht. Der Motor machte einen Sprung, sträubte sich gegen die Trägheit, und auf einmal wurde der Gang der Dinge mehr als interessant.
    Ich lenkte mit dem Schleuderdrall, drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch, um uns nach Möglichkeit aus der Gefahrenzone zu bringen, und hörte Therons heiseres Gebrüll, als das Auto noch einmal bockte und dann vom Boden abhob. Die Physik nahm endlich und fürchterlich Rache. Ich hörte das helle Klirren von zerbrechendem Glas und das malmende Geräusch von Metall, das sich auf eine Art und Weise verbog, die ihm nicht gefiel. Die Welt stand Kopf, oben war plötzlich unten und unten war oben, viel zu lange. Ich wurde in die Höhe gerissen, durchgeschüttelt, gleichzeitig in verschiedene Richtungen geschleudert und schließlich für einen endlos langen Moment voll verwirrender Dunkelheit in die Leere katapultiert, die zwischen Alltag und Katastrophe lag – dann wurde ich am anderen Ende mit Getöse wieder ausgespuckt. Ein Feuerwerk aus grellen Farben und reißendem Schmerz.
    Der scharfe Gestank von auslaufendem Benzin stieg mir in die empfindliche Nase. Ich blinzelte etwas Feuchtes und Warmes aus meinen Augen.
    Wenigstens stehe ich nicht mehr Kopf. Oder?
    Es dauerte eine Sekunde, bis ich mich wieder orientieren konnte. Das Blut in meinen Augen lief mir in dicken Tropfen die Wangen hinab. Muss eine Kopfwunde sein, Die machen immer eine Riesensauerei. Bluten wie blöd.
    Es folgten weitere klingelnde und knallende Geräusche, mein Körper bewegte sich instinktiv, suchte nach möglicher Deckung. Das ist Benzin, dieser Geruch, Jill. Los, beweg dich! - Sieh zu, dass du verflucht noch mal hier rauskommst! – Theron, wo ist Theron?
    Glassplitter waren auf den Sitzen verstreut. Von dem Wer fehlte jede Spur. Ich befreite mich aus dem Gurt und krümmte und wand mich an der Gangschaltung vorbei, deren Knauf abgerissen war. Die roten Plüschwürfel, die Galina mir geschenkt hatte, waren weg. Das Auto hatte sich ein paarmal überschlagen und war schließlich richtig herum stehen geblieben. Gottverflucht! Ich hab’s überlebt. Schon wieder. Was sagt man dazu!
    Ich stemmte mich mit den Schultern gegen den Sitz und trat zu. Die Wucht presste meinen Oberkörper noch tiefer in die mit Glas übersäten Polster. Aber ohne Erfolg – der Wagen war völlig verzogen, ich bekam die Tür einfach nicht auf.
    Theron hatte das Fenster auf der Beifahrerseite offen gehabt, nun war es ein unförmiges Loch. Der Gestank nach entflammbaren Flüssigkeiten wurde so intensiv, dass ich würgen musste. Raus hier, Jill! Ein einziger