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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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überhaupt?
    Nicht viele. Nur: Wer sonst könnte wissen, wo ich mich gerade aufhielt, wenn nicht mein Kontaktmann Nummer Eins bei der Polizei?
    Und dann gab es schließlich noch diese Tippgemeinschaft, die sämtliche Jägersichtungen protokollierte. Und ich gab mir keine Mühe, mich vor der Polizei zu verbergen, schließlich waren sie meine Verbündeten.
    Zumindest die meisten. Offenbar sahen das jedoch nicht alle so. „Ayala von der Sitte. Wurde vor Kurzem aus dem Weg geräumt – erschossen in einem Bandenrevier. Aber verantwortlich war nicht eine der Gangs. Er musste sterben, weil er auf etwas gestoßen war.“ Endlich steckte ich die Pistole zurück in das Holster. Monty würde jetzt keine Dummheiten begehen. „Hör zu, Monty. Pass auf dich auf und verhalte dich unauffällig – halte dich aus der ganzen Angelegenheit raus. Ich will nicht, dass du Schwierigkeiten bekommst. Wem hast du sonst noch davon erzählt?“
    „Erzählt?“
    „Dass du mich auf den Kutchnerfall angesetzt hast. Wer weiß davon? Irgendjemand?“
    In der Seventeenth bog er scharf rechts ab, fuhr aber noch immer wie eine brave alte Jungfer. „Nicht einer beschissenen Menschenseele, Kismet. Himmel, hältst du mich für bescheuert?“ Seine Augen suchten im Rückspiegel nach meinen, wandten sich dann wieder der Straße zu. Es war nicht viel Verkehr. „Wie groß ist diese Sache?“
    „Du hast doch schon eine Theorie, stimmt’s? Von Anfang an. Verfluchte Scheiße, Monty, du hättest mir was sagen sollen! Ich steh nicht drauf, ins offene Messer zu laufen.“
    Er sah aus wie immer – ein alternder dicker Mann mit gehetztem Blick und einer schmutzigen Krawatte. „Marv hat also Mist gebaut? Wie schlimm war’s?“
    Als ich keine Antwort gab, starrte er die Straße an. Nach einigen angespannten Sekunden schlug er aufs Lenkrad und ließ eine wahre Fluchtirade los. Zuletzt sagte er: „Und ich hatte verflucht noch mal keinen blassen Schimmer, Jill. Herrgott, ich hätte dir doch was gesagt, verdammte Scheiße!“
    Heiliger Bimbam! Monty hatte mir noch nie was verschwiegen, und ich hätte es ihm auch nicht zugetraut. Trotzdem musste ich Gewissheit haben. Wenn ich nämlich etwas hasse, dann sind es Leute, die angeblich auf meiner Seite stehen, aber auf Informationen hocken, die ich brauchte, um einen Fall aufzuklären. Noch immer hatte ich Vater Gui vom Seminar zur Heiligen Gnade nicht vergeben für die Aktion mit dem Wendigo und dem Feuerspeer. Und ich wusste auch noch nicht, ob ich es je tun würde.
    Oder ob ich es tun sollte.
    „Ich weiß. Aber etwas ist gewaltig faul.“ Wer sonst sollte auf die Idee kommen, dass du mich auf Kutchners Selbstmord ansetzt? Oder lag es daran, dass ich im Haus der Witwe vorbeigeschaut habe? Himmel, Arsch und Zwirn, wenigstens zwanzig Leute müssen mich dort gesehen haben.
    Gedankenverloren stierte ich durch die Windschutzscheibe, und kalte Luft strömte aus den Lüftungsschlitzen. Es wurde rasend schnell angenehmer im Auto, nur roch es noch immer nicht besser. „Na, mach schon. Wenn du willst, kannst du ruhig eine rauchen.“
    „Oh, na herzlichen Dank auch.“ Trotz seines Sarkasmus grapschte er nach der Zigarilloschachtel voller Swisher Sweets in seiner Brusttasche und schmatzte wie ein Pferd. Mit einer Hand am Lenkrad zündete er sich eine davon an. Das Aufflammen des Feuerzeugs war wie ein Stern in der Dunkelheit und ich musste meine Augen abwenden. Orangefarbenes Laternenlicht reflektierte von den harten, ausgebleichten Straßen. Monty kurbelte sein Fenster runter und atmete Rauch mit einem seltsamen Aroma aus.
    Plötzlich und mit jeder Faser vermisste ich Saul, als hätte ich ein Loch in der Brust. Schon wieder. Es war, als würde einem eine Hand fehlen, oder ein Bein. Ich hatte mich so sehr an die Arbeit mit ihm gewöhnt, an seine schweigsame Präsenz, die in jedes Wirrwarr in meinem Kopf Klarheit brachte.
    „Du meinst also, ich soll die Finger davon lassen?“ Monty klang unsicher, was ihm gar nicht ähnlich sah.
    Prima Vorschlag, Batman! „Lass es mich mal so ausdrücken. Ich will dich nicht auch noch rächen müssen. Lebend bist du mir lieber.“
    „Ist es so schlimm?“
    Ich ließ die Stille für mich antworten.
    „Wie tief steckte er drin?“ Monty trat auf die Bremse, wir fuhren schnell auf ein Stoppschild an der Ecke Tewberry und Twenty-Eighth zu. Ich machte mich bereit.
    „Vergiss das erst mal, Monty. Sorg einfach nur dafür, dass du nicht in die Sache mit reingerätst. Geh nirgends allein hin.

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