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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Kopf war weggesprengt, und der scharfe Gestank von toter Höllenbrut vermischt mit dem Haferbrei seines Hirns machte sich schlagartig breit.
    Ich betrachtete die Runde, alle starrten mich an. Die Narbe rauschte und kribbelte, als würden spitze diamantene Insektenfüße über meine Haut rennen. „So was.“ Meine Stimme klang inmitten der Stille unnatürlich laut. „Ich habe wohl vergessen, mir was reservieren zu lassen.“
    Gabeln verharrten mitten in der Luft. Der Brunnen plätscherte munter weiter, die Pailletten auf den Anzügen der Schlangenmenschen kratzten übereinander, und aus der offenen Küche an der hinteren Wand drang das Scheppern von Kochtöpfen.
    Später am Abend würde man aus der Durchreiche eine Bar machen. Hinter dem Tresen reihten sich dann Flaschen voll bernsteinfarben schimmernder Flüssigkeit, während sich davor die Dämonen drängten. Und man würde Schnaps aus einer altmodischen glänzenden Soda-Zapfanlage ausschenken – zusammen mit anderen Getränken und Pülverchen.
    Ich ließ meinen Blick einmal durch den ganzen Raum wandern. Alles war wie zur Salzsäule erstarrt, abgesehen von den Akrobaten, die sich zu einer lebenden Brezel verdreht hatten. Eine von ihnen dehnte krachend ihre Kiefer und gab ein tiefes Ächzen von sich, als ihr Rückgrat sich zu einem Reifen bog.
    Klasse. „Ich suche eine Bedienung“, rief ich im Plauderton, „die Irene heißt.“ Mit dem Daumen entsicherte ich eine der Pistolen, das Einrasten dröhnte im Raum. „Ein bisschen dalli, wenn ich bitten darf!“
    Etwas schepperte, und mein Blick wanderte zu der Quelle des Lärms. Eine schwarzhaarige Traderfrau, so dünn und schön wie der Rest der Anwesenden, hatte ihr Tablett fallen lassen. Der kurze schwarze Rock ihrer Zimmermädchenuniform knitterte hörbar, als sie unter meinem Blick zurückwich und in ein Grüppchen aus Dämonen und Tradern stolperte, die in ihren Kostümen in Windeseile auseinandersprengten -Harlekine, Dienstmädchen, sogar ein altes Batgirl-Outfit. Was zum Teufel …, fuhr es mir durch den Kopf, hatte es im nächsten Moment aber schon wieder abgetan.
    Ich machte zwei Schritte vorwärts, bevor Bewegung in einen Tisch voller Trader kam und die Dinge interessant wurden -aber erst, nachdem ich einen Blick auf einen Tisch zwischen Tradern und Dämonen erhascht hatte. Darauf lag der zusammengesunkene Körper eines Menschen, grelles rotes Blut verzierte das Leinen, und Carps blaue Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen. In ihnen stand ein glasiger Ausdruck – entweder war er tot oder bewusstlos.
    Vier Schüsse. Meine Peitsche klatschte in das Gesicht eines Traders, knallte zurück. Ich verteilte Tritte. Meine stahlbesetzten Stiefel erwischten die geifernde Höllenbrut direkt unter dem Kinn, und es klang, als hätte man einen schweren Hammer auf ein in Brotteig eingerolltes Stück Glas geschlagen. Ein Höllenloch auszuräumen ist eine schmutzige Angelegenheit, selbst wenn man sich mit Hochleistungsmagie und Silbermunition zu helfen weiß. Dünnes schwarzes Dämonensekret bekleckerte den Boden, bald würde es knöcheltief stehen.
    Ich sprang auf den Tisch, sodass meine beiden Absätze knapp links und rechts von Carps Kopf aufkamen. Mit der Pistole in der einen und der Peitsche in der anderen Hand baute ich mich über ihm auf. Ich sah ihn kurz an – er hatte die Augen halb geschlossen, und sein feuchter Mund zuckte, schloss sich, öffnete sich wieder.
    Er lebt. Dem Himmel sei Dank! Jetzt muss ich ihn nur noch hier rausholen.
    Zwischen jetzt und gleich erstarrte die Welt zu Eis, jede Höllenbrut und jeder Trader im Saal fiel auf einen Schlag zu Boden, als hätte man allen gleichzeitig einen Blausäure-Smoothie serviert. Die Türen zur Küche schwangen auf, eine Kältewelle erfasste den Raum, und das beschissene Plätschern des Brunnens ging mir langsam, aber sicher auf die Nerven.
    Anmutig, zierlich und in einem roten Kimono aufgedonnert, trat Shen An Dua ein. Hinter ihr schwangen die Flügeltüren wieder zu und bildeten für sie einen Rahmen aus glattem Edelstahl – der Look stand ihr ausgezeichnet. Tiefgelbe, leicht mandelförmige Katzenaugen begutachteten das Szenario. Hüftlanges schwarzblaues Haar, das glänzte wie gut geöltes Stroh, war auf ihrem wohlgeformten Kopf zu einem aufwendigen Kunststück aufgetürmt. Passt jedenfalls gut zu dem Brunnen, dachte ich und kicherte innerlich. Sofort explodierte die Narbe an meinem Handgelenk vor grellem Schmerz, sodass sich meine Finger beinahe

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