Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
müsste ich Carp beschützen. Und das wäre ein Handicap.
    Werd damit fertig, Jill.
    Shens Finger zuckten. Ich stellte mich auf einen Angriff ein, aber dann wurde eine Frau mit blutroten Haaren – die Mähne war wirklich unglaublich: dunkelrot, und sie hing ihr bis zu ihrer Wespentaille, die von einem weinroten, mit Pailletten besetzten und hautengen Kleid umhüllt wurde – aus der Menge heraus in meine Richtung geschubst. Sie hatte Kurven wie Mae West, ein blasses, hartes kleines Gesicht, auf dem die faulige Röte höllischer Schönheit blühte wie Scurf-Pulver auf Blut. Und ihre Augen waren aus flüssigem Dunkel – hinter dem Glanz eines Traders.
    „Sie ist es, die Sie suchen“, zischte Shen.
    Juhu. Jetzt musste ich nur noch einen Plan aushecken, wie ich uns drei hier lebend rausbekam.
    „Wir werden uns nun alle wie zivilisierte Leute aufführen, einverstanden?“ Ich ließ die Peitsche baumeln, tick tack, wie das Pendel einer Uhr, bevor sie sich wie von selbst aufrollte und ich sie an ihren Platz zurücksteckte. Meine freie Hand lag auf dem Griff einer Pistole, aber noch zog ich sie nicht. „Ich nehme die Bedienung und den da …“ Ich stupste Carp mit dem Stiefel sachte gegen die Schläfe, und er gab ein Stöhnen von sich wie ein Mann, der in einem Albtraum gefangen war, „… mit“.
    Die zweite Knarre drehte von Shen ab, und der Rest der Anwesenden zuckte unter dem einäugigen stieren Blick des Laufs zusammen. Dann richtete ich die Waffe wieder auf die Herrin des Kat Klub, zielte auf ihre Stirn. Wenn ich sie umbringe, wird der ganze Rest auf mich einstürmen. Und das weiß sie auch. Denk nach, Schnuckelchen, und zwar schnell. „Hat irgendjemand damit ein Problem?“
    Totenstille. Auch aus der Küche drang nun kein Laut mehr, wahrscheinlich hatten sie inzwischen gemerkt, dass hier im Speisesaal irgendwas nicht mit rechten Dingen zuging.
    Shen gab abermals einen knappen Wink. Um ein Haar hätte ich abgedrückt – aber nein, die versammelten Verdammten traten zurück, krabbelten oder hüpften, wichen von mir, als hätte ich die Pest.
    Sie gaben eine nette deutliche Schneise frei zwischen der Herrin des Klubs und meiner Wenigkeit.
    Herrlich. Wundervoll! Jill, das wird wehtun.
    „Sie und Ihr Meister werden dafür bezahlen.“ Fette, ölige schwarze Haarsträhnen ringelten sich um Shen An Duas Gesicht, verdrehten sich wie etwas Lebendiges. Jetzt sah sie nicht mal mehr halb so hübsch aus. In ihren Augen loderte eine gelblich trübe Flamme, und ihre Oberlippe hob sich wie die einer Katze, die etwas Widerliches wittert.
    Mein Meister? Michail ist tot. „Mein Lehrmeister ruht in Walhalla“, stellte ich mit nüchterner Endgültigkeit fest. Wenn Shen dachte, dass mich die Erwähnung von Misha aus der Ruhe bringen würde, damit ich einen Fehler beging, dann war sie entweder dumm – oder hatte noch ein Ass im Ärmel. Und egal, was man sonst von ihr halten mochte, dumm war Shen An Dua bestimmt nicht. „Du kannst ihm nichts mehr anhaben, Schnepfe.“
    „Nicht seine Hand hält Ihre Leine, Jägerin.“ Ihre perlweißen, scharfen Zähne wurden sichtbar, als sie die Lippen zu einem Knurren verzog – ihre süßen Apfelbäckchen machten den Anblick umso gruseliger. Der Rock des Kimonos raschelte, und darunter bewegte sich etwas Unförmiges. „Sagen Sie dem Herrn des Monde, dass er für das hier bezahlen wird.“
    Jetzt war ich doch vor den Kopf gestoßen, so sehr, dass die Worte für mich keinen Sinn ergaben. Perry? Großer Gott. Ich bitte dich! „Falls du glaubst, dass er mich geschickt hat, liegst du falsch. Perry kann mir gar nichts befehlen.“ Allerdings gebe ich mich tausendmal lieber mit ihm als mit dir ab, immerhin hat er wenigstens ein Interesse daran, mich am Leben zu erhalten. Damit er seine Spielchen mit mir treiben kann. Ich sprang vom Tisch, die Knarre immer noch locker in der Hand. Die Bedienung fuhr ängstlich zusammen, duckte sich. Ich musterte sie. „Heb ihn hoch, Trader.“
    „Sie werden nicht …“, setzte Shen an, und mein Puls wurde ruhig, gleichmäßig. Ich hob den Kopf und sah sie erneut an. Sie alle konnten meinen Herzschlag hören, und die plötzliche Ruhe, die über mich kam, war ebenso verhängnisvoll wie ein Unwetter.
    Jetzt sieh zu, wie du dich rausredest, Kismet. „Der hier gehört zu meinen Leuten, Höllenabschaum. Sucht euch gefälligst was anderes zu essen.“
    Um eine Glock abzufeuern, muss man einen Widerstand von etwa drei Kilo überwinden, zweieinhalb davon hatte ich

Weitere Kostenlose Bücher