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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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verkrampften.
    Großartig. Einfach spitze! Ihre Aura hatte die tiefen vollmundigen Wunden einer ausgewachsenen Höllenbrut, sodass die Verderbtheit der Hölle sogar die Stränge der physischen Welt in Shen An Duas direktem Umfeld verzerrte. Wie mit wabbeligen Fingern zupfte sie an den Saiten dieses Fleischpalasts.
    Ich richtete die Kanone auf sie, sodass die Kugel ihren natürlichen Weg genau zwischen ihre Augen finden würde. Angriff war noch immer die beste Verteidigung! – So hieß es doch.
    Hey, außerdem ist das nun mal mein Stil – das Pflaster mit einem schnellen Ratsch abziehen und mich von Gebäuden herunter auf Höllenbrut stürzen. Man könnte es sogar meinen Job nennen.
    „Na schön, Schlampe.“ Den Rest des Satzes verkniff ich mir. „Irene. Die Bedienung. Bring sie mir, und vielleicht werde ich diese Realität gewordene Geschmacksverirrung hier nicht niederbrennen.“
    Sie legte ihre kleinen Hände aneinander und verbeugte sich steif – ein kleines Absenken des Oberkörpers ab der Hüfte. „Kismet. Sie beehren unser bescheidenes Haus mit Ihrer Anwesenheit.“
    „Spar dir die Plattitüden, Shen. Bring mir die Scheißbedienung, oder ich dezimiere die Anzahl deiner zahlenden Kunden und deiner Angestellten. Deine Entscheidung.“
    Mit einer Zungenspitze, die viel zu rosa und viel zu feucht war, um menschlich zu sein, fuhr sie sich über die Lippen, die etwas von einem Liebesapfel hatten. „Welche Sünde werfen Sie ihr vor, Racheengel?“
    Perry stellt ab und an die gleiche Frage. Scheint in der verdrehten, abartigen Welt der Hölle so etwas wie eine Formalität zu sein. Nicht, dass es mir wichtig genug wäre, um nachzufragen. „Lass das mal meine Sorge sein, Höllenabschaum.“ Mein Herzschlag beruhigte sich und wurde zu einem harten Rhythmus, langsamer als während eines Kampfes, aber garantiert ein Mordsstück schneller als während eines Sonntagnachmittags auf der Couch. „Übergib sie mir, damit ich sie vernehmen kann. Und wenn du schon dabei bist, bleib doch gleich hier sitzen und stell dich darauf ein, dass ich dir als Nächstes ein paar Fragen stelle.“
    Ihr Lächeln wurde breiter. Ihre Zähne waren wie weiße Knochen hinter blutroten Lippen, und ihre Wangen wurden hinreißend prall. Mit raschelndem Kimono ließ sie sich nieder -vielleicht auf ihre Hacken, wer weiß das schon. Ich hatte keine Ahnung, was sie unter den langen Röcken verbarg, die sie für gewöhnlich trug – und die Erfahrung hatte mich gelehrt, lieber gar nicht erst darüber nachzudenken. „Ich glaube, Sie missverstehen die Situation, Jägerin.“
    Das kann doch unmöglich dein Ernst sein -fängst du jetzt wirklich diese Spielchen mit mir an? Aber ich verlor nicht die Beherrschung. Stattdessen drückte ich den Abzug. Der Knall verdrängte alle Luft im Raum, das Silber in meinem Haar erwachte, blaue Funken sprühend, zum Leben, und das Knistern untermalte auf einmal das Scheppern von zerbrechendem Geschirr aus der Küche.
    „Hoppla. Sieh sich das einer an.“ Ich klang verdammt schadenfroh. Ein angedeutetes Lächeln begleitete den rasiermesserscharfen Klang, den meine Stimme angenommen hatte. „Ich bitte tausendmal um Entschuldigung, verehrteste Shen An Dua. Etwas muss mich wohl verärgert haben. Willst du sehen, was passiert, wenn ich so richtig wütend werde?“
    Schwarze Haarsträhnen fielen ihr ins Gesicht. Ich hatte das unsichtbare Gestell durchschossen, das ihre mühsam aufgetürmte Haarpracht aufrecht gehalten hatte – auch wenn das nur zur Hälfte meine Absicht gewesen war, war der kleine Trick nicht weniger eindrucksvoll. Erst im letzten Moment war mir die Idee gekommen, dass es ein taktischer Fehler wäre, sie an Ort und Stelle zu töten.
    Aber ach, was für eine Genugtuung wäre das gewesen.
    Das war kein besonders guter Gedanke, denn er war gefährlich leichtsinnig.
    Im Augenblick gab ich nicht so sehr Acht, wie ich sollte.
    Kann passieren, nachdem man gleich mehrmals hintereinander ermordet wurde.
    Carper stöhnte leise. Ich wollte lieber gar nicht wissen, was sie mit ihm gemacht hatten, bevor ich aufgehört hatte zu fackeln und die Tür gestürmt hatte. Stattdessen ließ ich die Peitsche kreisen und die Flechets klimpern. Die Trader und Höllenbrut, die den Tisch umringten wie die Fleisch gewordene Finsternis, die sich um den Schein einer Kerze drängte, erschauderten unter dem süßen Klingeln.
    Die Situation war kurz davor, auszuufern und in Gewalt umzuschlagen. Wenn ich erst einmal Ernst machte, dann

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