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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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„Du redest nur, wenn du gefragt wirst, Trader!“
    „Wann kann ich ihn wieder mitnehmen?“ Ich ließ den Blick meines zweifarbigen Augenpaars auf Connie wirken.
    Sie wurde blass, aber verdrehte tapfer die Augen. „Senora, das muss genäht werden. Außerdem hat er einen Schock und …“
    „Das kriegen wir schon selber hin. Geben Sie mir Nadel und Faden.“
    „Ich bin keine Ärztin …“
    „Sofort, Connie“, sagte ich betont leise. Ich werde nicht so lange warten, bis jemand hier aufkreuzt, um ihn endgültig kaltzumachen. „Jetzt holen Sie schon das Scheißnähzeug und machen Sie Carper transportfällig.“
    „Zu Galina?“ Leon zuckte schon wieder nervös herum, und ich schaute ihn finster an.
    „Wohin sonst.“ Der einzige Ort in der ganzen Stadt, wo er wirklich sicher ist, nachdem er sich mit Shen angelegt hat. Himmel! Ich hab ihre Frisur zerschossen. Mit Sicherheit hat sie es jetzt auf mich abgesehen, und ich muss noch diese Tradertussi befragen.
    Gründlich.
    Wieder hatte ich dieses ungute Gefühl, dass etwas nicht stimmte, aber mir fehlte die Muße, um dieser Ahnung auf den Grund zu gehen.
    Genau diesen Moment wählte die Traderfrau, um schon wieder den Mund aufzumachen. „Ich hab ihn hergebracht, ich hab mir Sorgen gemacht, dass …“
    Ich sah die Handbewegung kaum, da hatte Leon schon seine Smith & Wesson gezogen und sie auf Irenes Stirn gerichtet. Die silberbeschlagene Klinge in seiner anderen Hand presste sich flach gegen ihre milchig weiße Schulter. Der Rotschopf zitterte. Das Silber zischte leise und spuckte blaue Funken. In das Gebräu aus Desinfektionsmittel und menschlichem Schmerz, das in den Krankenzimmern vorherrschte, mischte sich ein heftiger süßlicher Fäulnisgeruch von brennendem, höllenverseuchtem Fleisch.
    Concepcion hielt vor Schreck die Luft an.
    „Halt endlich die Schnauze“, sagte Leon im Plauderton. „Du bist nur noch einen winzigen Schritt davon entfernt, deinem Schöpfer und Richter gegenüberzutreten, Trader. Kapiert?“
    Irenes kränkliche Blässe wurde nicht von Röte durchbrochen, stattdessen erblühte auf ihren Wangen ein grünlicher Farbton. Sie mahlte mit den Kiefern, ihr Blick wanderte nervös zwischen mir und Leon hin und her, aber ansonsten machte sie keinen Mucks. Sie nickte schließlich, und meine Finger zogen sich von dem Pistolengriff zurück. Die Waffe blieb im Holster.
    Warum sollte ein Trader Carp helfen? Sie muss denken, dass ihr das irgendeinen Vorteil verschafft. Naja, sicherzustellen, dass ich sie nicht kille, ist allerdings ein Vorteil. Aber habe ich ihr wirklich so viel Angst eingejagt?
    Als Leon das Messer wieder wegnahm, blieb auf Irenes Haut eine entzündete Strieme zurück. Auch sie wurde nicht rot, sondern grünlich, wie der Bauch eines Giftfrosches.
    Ich fragte mich, ob wohl auch ihr Blut grün war, wollte es aber eigentlich nicht herausfinden. Aufweichen Handel hatte sie sich eingelassen, dass sie nun so aussah?
    Kann dir doch egal sein, Jill.
    Ich spürte keine Magie an ihr, und sie schien auch nicht gerade unverwundbar zu sein oder irgendwelche Superkräfte zu haben. Andererseits hatte ich natürlich auch noch nicht versucht, sie umzubringen, also konnte der erste Eindruck täuschen. „Nähzeug, Connie. Und heute noch, wenns geht. Ich habe auch noch andere Termine.“
    „St, Senora.“ Concepcion verschwendete keine weitere Zeit mehr mit Diskussionen, sondern drängte sich an mir vorbei und schob den Vorhang beiseite.
    „Jill?“ Carp klang noch immer ganz weggetreten und verwirrt. Das war kein gutes Zeichen.
    „Ich bin hier.“ Dann überraschte ich mich selbst und nahm seine Hand, die neben den Überresten seiner Hose lag. Egal, was dieses Loch in seinem Bein verursacht hatte, es hatte direkt durch den Stoff gebissen. Zum Glück hatte es keine der Hauptschlagadern verletzt.
    Seine Finger waren schlaff, kalt und klamm. Ich drückte sie. „Was wolltest du dort, Carper?“
    „Bedienung. Die Bedienung.“ Er verdrehte die Augen und fing an zu zittern. „Zähne. Sie hatten alle Zähne.“
    Ach, echt, Carp? Wer nicht? Mein Pager brummte, ich spürte die tonlose Vibration an meiner Hüfte, die mich daran erinnerte, wie verletzlich ich doch war. Ich fischte das kleine Gerät mit der freien Hand aus seiner kleinen gepolsterten Tasche heraus und betrachtete die Nummer.
    Ich kannte sie. Jemand piepste mich von meinem eigenen Haus aus an, höchstwahrscheinlich Theron. Bestimmt war er schon ganz außer sich vor Ungeduld und

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