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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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rutschte auf ihrem Stuhl herum, befeuchtete sich die Lippen.
    Diese Absätze würden mich umbringen. Ich wartete auf den Rest der Geschichte.
    „Er wollte das Übliche – und meine Spezialität. Am meisten aber wollte er reden. Er hatte ein schlechtes Gewissen. Das ist mein Job, ich sorge für … Disziplin.“
    Ich hatte den Eindruck, dass sie zuerst etwas anderes hatte sagen wollen. Das Glitzern in ihren Augen wurde zu einem harten kleinen Edelstein, sie wägte ab, wie viel von ihrer Geschichte ich ihr abkaufte. Ich wartete nur weiter ab. Schweigen ist die beste Waffe in solchen Gesprächen.
    „Naja“, fuhr sie fort. „Jedenfalls war er ziemlich fertig. Hat immer wieder gejammert, dass er nie einen Mord begehen wollte. Er hätte sich nur was dazu verdienen wollen – auch das Geld, um mich zu bezahlen. Aber es wuchs ihm wohl über den Kopf. Er wollte aussteigen, aber sah keinen Ausweg. Ich hab ihn mit dem Üblichen versorgt und ihn dann allein gelassen. Shen hab ich nichts davon erzählt – es schien mir nicht wichtig. Der Mann taugte nicht zum Trader – zu schuldzerfressen.“ Ihr Schulterzucken war wie ein schnulziges Gedicht, wie eine Venusfalle, die jeden Moment zuschnappen würde.
    „Heute Nacht also kreuzt dieser andere Polizist auf und fragt nach mir. Er stinkt nach Mensch und scheint keinen blassen Schimmer zu haben, dass der Klub kein sicherer Ort für ihn ist. Es hat sich rausgestellt, dass er Zugang zu den Kontoauszügen meines Kunden gehabt und mich so gefunden hat. Wir sind unabhängige Dienstleister, verstehst du, und …“
    „Ich will Namen. Den von deinem Klienten und allen, die er erwähnt hat.“
    Irenes Blick huschte nervös von links nach rechts, und eine hellrosa Zungenspitze fuhr über die glänzende Unterlippe. „Ich weiß nicht recht, wir sind zu Diskretion verpflichtet …“
    Verfluchte Scheiße, wofür hältst du dich? Einen Psychiater?! „Eure Diskretion ist mir scheißegal. Ich will Namen! Der Tisch da drinnen hält jeden Trader im Zaum, verstehst du? Bisher warst du so schön kooperativ – ich würde dich wirklich nur äußerst ungern davon überzeugen müssen, mit mir zusammenzuarbeiten.“
    Sie zuckte schon wieder mit den Schultern, und seidene Haut strich über den Samt ihrer Robe. Plötzlich hatte ich einen dieser belanglosen Flashbacks, die sich einstellen, wenn man zu lange nicht mehr geschlafen hat. Schon eine ganze Weile hatte ich überlegt, wem sie wohl ähnlich sehen wollte, und jetzt fiel es mir ein. Sie sah haargenau so aus wie Jessica Rabbit – nur eben in echt, bis hin zur hohen, breiten Stirn!
    Diesen Film hatte ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.
    „Das macht auch keinen großen Unterschied mehr. Shen wird mich so oder so töten.“ Ihre Hand, die noch immer in einem Handschuh steckte, machte eine knappe Bewegung, und auf einmal hielt Irene eine lange dünne braune Zigarette mit einem goldenen Band in den Fingern. Ihr Puls klopfte ihr schnell und hart in der Kehle, obwohl sie sich so gleichgültig gab.
    „Auf seiner Kreditkarte stand Alfred Bernardino. Ein gelackter Italiener, breit gebaut und stark behaart. Willst du wissen, was ich für ihn machen sollte?“
    Bernardino? Woher kenne ich diesen Namen? Andererseits klingen die meisten Namen von Cops vertraut, da ich ja für alle Frischlinge den obligatorischen Anfängerkurs halte. Aber der hier kam mir mehr als nur bekannt vor – ich hatte das Gefühl, als hätte ich ihn in den vergangenen Tagen schon gehört.
    Normalerweise ist auf mein Gedächtnis Verlass, ich musste mich nur kurz konzentrieren, dann fielen mir die Dinge wieder ein. Diesmal lag es mir auf der Zunge, aber ich konnte den Gedanken nicht greifen. Und dann verschwand er wieder, es war zum aus der Haut Fahren! Verfluchte Scheiße.
    „Interessiert mich nicht die Bohne“, blaffte ich sie an. „Was hat er dir über den Organhandel erzählt? Hat Shen ihre Finger mit im Spiel?“
    „Ich weiß nur, dass sie sie irgendwie ranschaffen. Verkauft werden sie dann ins Ausland. Man verpackt sie und fliegt sie von einem Privatflugplatz vor der Stadt außer Landes. Es gibt da spezielle Listen, weißt du – manche Leute sind zu reich, um sich wie der Rest von uns hinten anzustellen.“ Wieder zuckte sie mit den Schultern. Ihre Stimme zitterte, aber wer konnte ihr das verdenken? Einer schlecht gelaunten Jägerin gegenüberzustehen sollte jeden das Fürchten lehren. Vor allem, wenn man ein Trader ist und was zu verbergen hat.
    Und

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