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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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restliche Zeit über zu betäuben. Wenn Budge nicht wenigstens halbwegs betrunken war, dann stand es schlimm um die Welt. Und wenn er es war, war es immerhin tröstlich, dass er ungefähr genauso oft aufs Klo musste wie eine Jägerin.
    Wenn man einen menschlichen Stoffwechsel hat, sind das die üblichen Folgen von Biergenuss. Ich dagegen kann von dem Zeug nicht mal genug trinken, um auch nur beschwipst zu werden.
    Ich fragte gar nicht erst, wen wir jetzt verfolgten. Leon hatte Carp gesehen, der eindeutig ein Mensch war und blutend in einem Höllenbrut-Schlupfwinkel gelegen hatte. Außerdem hatte er mitgekriegt, dass ich ohne Carp nicht von dort wegwollte.
    Für manche Dinge braucht es keine Worte.
    Leon drückte das Gaspedal durch, und der kleine Lieferwagen fing besorgniserregend an zu vibrieren. „Volle Fahrt voraus, gegen Wind und Wetter!“
    Als würden Wind und Wetter Tradern oder Höllenbrut was ausmachen, Leon. Ich klammerte mich mit aller Kraft fest, während er uns durch den Verkehr bugsierte. Einen Sattelzug verfehlte er nur um Haaresbreite, genauso verursachte er fast einen bösen Lackschaden an einem nagelneuen, schwarz glänzenden Geländewagen, der mit wütendem Hupen zurückwich. Leons Augen zuckten unter den Lidern, als träumte er.
    „Was soll das heißen, jemand fangt Scurf ein?“, wiederholte ich. Schlechte Nachrichten, wohin man auch sah.
    „Ich meine, jemand packt sich die kleinen Scheißer und schleust sie aus der Stadt raus – mit dem Zug oder über den Wasserweg. Ich hab’s erst nicht glauben wollen – ich meine, wer zum Teufel sollte diese Viecher wollen, hä? – Warte mal.“
    Warte mal?!
    Leon riss das Lenkrad herum. Wir schnitten zwei Fahrspuren, Leon gab Vollgas, und ich wurde leicht grün um die Nase. Es lag nicht an der Geschwindigkeit, aber der Kerl hatte noch immer die Augen zu!
    Selbst wenn man Leon kennt, ist das gruselig.
    „Vielleicht solltest du ein bisschen langsamer machen. Ich stecke bis zum Hals in Schwierigkeiten.“
    „In was für Schwierigkeiten?“
    Wo soll ich anfangen? „Da ist zunächst mal dieser Fall. Ein paar korrupte Cops. Die haben schon versucht, mich umzubringen.“
    „Heiliger Bimbam!“ Jetzt riss er die Augen doch auf – für ganze fünfzehn Sekunden, aber es war kein beruhigender Anblick. Seine dunklen Pupillen waren getrübt, als hätte er den grauen Star, und über seine Augäpfel zog etwas hinweg, das wie Wattewolken aussah. Durch das halb offene Fenster wehte tosender Wind herein. Leider hatte ich keine Hand frei, um die Scheibe hochzukurbeln. Ich war zu beschäftigt damit, mich festzukrallen.
    Aus irgendeinem Grund verliert keiner auch nur ein Sterbenswörtchen über Leons Fahrstil.
    Wieder schloss er die Augen und gab Stoff, und ich überlegte ernsthaft, ein letztes Stoßgebet zum Himmel zu schicken, als Leon urplötzlich mit absoluter Präzision in eine Gasse auf der anderen Straßenseite schoss, auf die Bremse trat und aus dem Wagen stürmte, als hätte ihn eine Tarantel gestochen.
    Ich rutschte rüber auf seinen Sitz, hüpfte aus dem Auto und folgte ihm. Er hatte die Schlüssel mitgenommen, also schlug ich die Tür zu und rannte ihm nach. Leon war nicht schneller als ein Mensch, aber menschliche Jäger können verdammt schnell sein.
    Er wetzte durch die Gasse, eine Feuerleiter hoch, sprintete im Zickzack über ein niedriges Dach, kam dann unvermittelt zum Stehen und starrte auf die Straße. Ich hielt direkt neben ihm an, schenkte der Straße einen alles überprüfenden Blick und sah dann zu dem Granit-Jesus hoch, der finster auf die Innenstadt herabstierte.
    „Verfluchte Scheiße. Sie hat ihn ins Krankenhaus gebracht?“ Eigentlich sollte das nicht wie eine Frage klingen. Naja, immerhin hab ich ihr klargemacht, dass sie dran Rauben würde, wenn Carp sterben sollte. So gesehen ist es nur logisch.
    „Das ist mal ’ne allmächtig große Statue“, stellte Leon trocken fest. Er blinzelte ein paarmal, ließ die Schultern hängen, und im nächsten Moment wurde er wieder ruhig, verlor alle Hektik.
    „Das ist das Sisters-of-Mercy-Krankenhaus. War früher mal katholisch. Ich dachte, du warst schon mal da drin, als du und Michail …“ Aber ich sprach nicht zu Ende, sondern biss mir auf die Zunge und sah mich nach einem Weg nach unten um. „Dann lass uns mal reingehen. Ich brauche diese Trader-Frau, und den Cop brauch ich auch.“
    „Er ist ein Cop?“ Was so viel hieß, wie: Ich dachte, die wollen dich umbringen?
    „Einer von meinen

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