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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Leuten, Leon. Setz deinen Arsch in Bewegung.“ Ich hielt inne. „Es tut gut, dich mal wiederzusehen.“
    Und das stimmte. Es gibt gewisse Dinge, die nur ein anderer Jäger verstehen kann, und – was noch viel wichtiger war -manchmal wollte man einfach keine Fragen beantworten. Für Leon spielte es keine Rolle, in was ich hineingeraten war – solange ich drinsteckte, würde er an meiner Seite kämpfen. Wenn es sein musste, bis zum letzten Blutstropfen, ohne Wenn und Aber.
    Und wo wir schon dabei waren, würden wir verflucht noch mal auch herausfinden, wer hier Scurf von A nach B schmuggelte.
    Ich hüpfte auf den Sims, aber Leon hielt mich am Arm fest. Das konnten nur andere Jäger – und Saul – tun, ohne dass ich mich sofort losriss. „Was denn?“
    „Geht’s dir gut, Kleine?“ Diesmal sprach er ruhig und ohne jeden Texas-Slang.
    Die Straße verschwamm, war in Lichter gebadet wie in waberndes Wasser. Erst als ich mich fest konzentrierte und klar Schiff in meinem Kopf machte, wurden die Umrisse wieder scharf. „Nein.“ Die Wahrheit verbrannte mir fast die Zunge, aber einen anderen Jäger kann man nicht anlügen.
    Es geht einfach nicht.
    Er ließ mich wieder los. „Hm. Scheiße.“
    „Da stimme ich dir von ganzem Herzen zu. Und jetzt komm.“ Ich stieß mich vom Dach ab, war im nächsten Moment in der Luft und bezog im letzten Augenblick Sphärenenergie durch meine Narbe, bevor ich auf dem Asphalt aufkam. Rauch stieg um mich herum auf, als ich die Naturgesetzte so plötzlich brach.
    Himmel, Jill, kannst du dir vorstellen, was passiert wäre, wenn das Mal dich im Stich gelassen hätte? Du würdest hier und jetzt auf dem Gehsteig verbluten.
    Ich riss mich zusammen, ließ die Schwarzmalerei und stolzierte auf den Eingang der Notaufnahme zu. Leon würde seinen eigenen Weg nach unten finden.
    Von allen Wundern, die diese Welt zu bieten hat, ist ein Trader, der am Krankenbett eines ungehobelten Kriminalbeamten ausharrt, mit Sicherheit eins der ungewöhnlichsten. Carp war übel zugerichtet. Man hatte ihn zusammengeschlagen. Sein Körper war übersät mit Prellungen, und er hatte alles vollgeblutet. Am Kopf hatte er mehrere leichte Wunden und eine schlimmere am rechten Oberschenkel. Sie sah aus wie ein riesiger Hundebiss.
    Den Trader im Blick, untersuchte ich Carp. Eine träge Filippina versorgte gerade das Loch in seinem Bein. Er wirkte mitgenommen, schien aber nicht wirklich in Gefahr, und ich machte mir stattdessen Sorgen, dass mich jemand hier sehen könnte.
    Auch Leon hatte sich mit hinter den Vorhang gequetscht, der um das Bett gezogen war. Er beäugte die Traderfrau in ihrem Abendkleid und mit dem blutfarbenen Haar genau so, wie er Ungeziefer unter seinem Stiefel betrachten würde, bevor er es zerquetschte.
    „Du dummes Arschloch“, sagte ich leise, gefasst, dumpf. „Carp, ich hätte dir zur Strafe die Haut abziehen sollen. Du Depp.“
    „Mama …“, murmelte er fröstelnd. Die Schwester – Concepcion, wenn ich mich recht erinnerte und mein geplagtes Hirn mich nicht im Stich ließ – starrte mich einfach nur an. Ich bin so oft im Mercy, dass ihnen inzwischen egal ist, wie ich aussehe, solange ich niemanden erschieße.
    Manchmal muss ich sie enttäuschen, aber in der Notaufnahme haben sie sich auch daran gewöhnt.
    „Kismet?“ Er klang viel zu verträumt, und ich warf Connie einen Blick zu. Sie zuckte nur mit den Schultern und schob mich zur Seite, während sie mir seine Brieftasche samt Dienstmarke in die Hand drückte. Ihre Schuhe quietschten auf dem Linoleum. „Schock. Kopfwunden sind eine unangenehme Sache. Und dann noch das hier. Sieht zwar sauber aus, aber die Wundränder sind ungleichmäßig. Madre, Sie bringen uns hier vielleicht ein paar Fälle ins Haus, was?“
    „Sonst gibt es keine Wunden?“ Fassungslose Ungläubigkeit vermengte sich in meiner Brust mit zurückhaltender Hoffnung. Eine Kombination, die ich echt nicht leiden kann. Für gewöhnlich nimmt es dann nämlich ein böses Ende. Die Ränder der Beinverletzung waren weder verfärbt, noch hatte die Wunde den typisch süßlichen Geruch von Fäulnis. Gott sei Dank war er nicht infiziert!
    „Sie wollten nur ein bisschen ihren Spaß mit ihm haben, solange sie auf Shen warteten.“ Irene legte den Kopf schief, und eine Strähne dieses unglaublichen Haars fiel über ihre kreidebleiche Wange. „Ich hab versucht, …“
    Leon machte eine unruhige Bewegung, als könnte er nicht fassen, dass sie blöd genug war, den Mund aufzumachen.

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