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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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er nicht den Gangangriff auf mich angezettelt haben.“ Ich ließ die Pistolen sinken und dachte nach. Plötzlich erregte etwas meine Aufmerksamkeit.
    Und zwar etwas auf dem Bett. Es gab nur noch die Matratzen und die Federn darin, aber beide waren eindeutig neu, blau mit rosa Blümchen darauf. Bei diesem Anblick wollte mir meine Intuition irgendetwas sagen. Geschlagene dreißig Sekunden lang starrte ich mit leerem Blick auf Bernardinos übel zugerichtete Leiche, bis Leon sich rührte und anschickte, noch einmal das große Badezimmer zu untersuchen. Das Kupfer in seinen Haaren schepperte, ein tieferer Klang als der meiner Silberamulette.
    „Auch hier sind die Fliegengitter zerschnitten und das Fenster offen“, informierte Leon mich.
    „Genau wie die Fliegengitter bei der Witwe. Nur das Fenster war dort geschlossen.“ Im Geiste ging ich den Tatort im Haus der Kutchners noch einmal durch, lief durch die Räume, die ich mir gründlich eingeprägt hatte, wie ich es während meiner Ausbildung zur Jägerin gelernt hatte:
    Dort über dem Badezimmerfenster waren sie, zwei Flecken in der Tapete.
    Von einer abgerissenen Gardinenstange. Das Fliegennetz ist eilig eingeritzt worden. Zwischen dem Netz und dem Fenster ist gerade genug Platz, um …
    Ich stieß ein halblautes Stöhnen aus, öffnete die Augen. „Komm mit.“
    In der Garage standen zwei Autos: ein kotzgrüner 1971er Dodge, der schon viel, viel bessere Zeiten gesehen hatte und der mit Burgerverpackungen zugemüllt war; und ein brandneuer roter Mustang, der nichts mehr von der sportlichen Eleganz der alten Modelle hatte: ein Haufen Scheiße aus Fiberglas und ein grässlich misshandeltes Stück amerikanisches Schwermetall. Überall lag Abfall herum. Bernie war wirklich die reinste Dreckschleuder gewesen.
    Doch an der Wand neben dem Mustang lehnte eine alte schmuddelig gelbe und durchgelegene Matratze.
    „Klapp die Haube hoch und wirf mal einen Blick auf den Motor.“ Ich wies mit dem Kinn auf den Dodge und quetschte mich zwischen der Wand und dem Mustang hindurch, schaffte es bis zur Matratze und begann zu suchen.
    Zwanzig Sekunden später hatte ich es gefunden: einen langen Schlitz im Stoffbezug. Mit angehaltenem Atem griff ich hinein, während sich Leon am Motor zu schaffen machte.
    Meine Finger stießen auf etwas und griffen zu. Hartes Plastik so groß wie ein Buch und dick. „Mein Gott“, flüsterte ich.
    „Was? Was ist denn?“
    Ich zog die Kladde heraus und zerriss dabei den dicken Stoff. Es muss einige Mühe gekostet haben, das verfluchte Ding in die Matratze zu schieben, aber das Versteck hatte seinen Zweck erfüllt.
    „Leon, mein Bester, wir haben uns eine Pause verdient.“ Als ich das gute Stück in den Händen hielt, schlug ich es auf und blätterte es durch. Anschließend grapschte ich abermals in der Matratze herum und fischte ein zweites Exemplar heraus. „Soeben haben wir Jacinta Kutchners Rechnungsbücher gefunden! Die echten und die frisierten, da geh ich jede Wette ein!“
    „Tatsächlich. Hat ganz den Anschein, als hätten wir auch mit dem Auto hier Glück. Ich bin zwar kein Mechaniker, aber der Motor sieht gut aus.“ Er klappte die Haube wieder zu.
    „Dann lass uns die Schlüssel suchen und zusehen, dass wir hier höllisch schnell abhauen.“ Als ich einen Blick auf den Mustang warf, hielt mich etwas zurück. Aus irgendeinem Grund hatte ich nicht mal in Erwägung gezogen, ihn zu nehmen. Zunächst war er einfach zu rot. Aus dem gleichen Grund hatten wir auch Leons Wagen zurückgelassen – rote Gefährte sind einfach zu auffällig.
    Außerdem roch der Mustang nach Höllenbrut. Oder nach Trader.
    Wieder war es mein Instinkt, der sich zu Wort meldete, und ich suchte nach den Kennzeichen. Nada. Nicht mal eine Händlerplakette. Der Dodge dagegen war auf Bernardino zugelassen, und alle Papiere waren in Ordnung. „Jemand lügt mich an.“
    „Meinst du wirklich? Wir geraten immer tiefer in die Scheiße. Ich schau mich nach den Autoschlüsseln um.“
    Es passte mir gar nicht, aber wir mussten ins Micky’s. Ich erwartete die üblichen Werbedienungen und außerdem Theron hinter der Bar.
    Womit ich absolut nicht gerechnet hatte, war, von Werwesen belagert zu werden, sowie ich durch die Tür war. Auf den ersten Blick schien es der übliche Andrang zur Mittagszeit zu sein, aber dann sah ich unzählige Werkatzen und Wervögel. Ich wurde umarmt, mir wurde auf die Schulter geklopft, Finger berührten mein Gesicht und meine Haare. Im nächsten Moment

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