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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Über Werwesen weiß er Bescheid, so viel ist sicher.
    Gil trat von der Frühstückstheke weg, und die Wers machten einen Durchgang für ihn frei. Leon musterte den Kleinen und schlürfte weiter an seinem Bier.
    „Er ist hier als offizieller Vertreter der 51s“, sagte Theron scheinbar gelassen, aber er wich nicht von meiner Seite. „Sie … haben ein schlechtes Gewissen, weil du angegriffen worden bist.“
    Und sie wollen es sich nicht mit einer Hexe verscheißen, die obendrein mit den Werwesen verbündet ist. „Es war nicht ihre Schuld. Es ist nicht im Gebiet der 51s passiert. Ich mache mir viel mehr Sorgen, dass sie meinetwegen in Schwierigkeiten geraten.“
    „Sie hatten Sie ausgemacht in der Sekunde, als Sie unser Revier verlassen haben, chiquita.“ Gilberto hielt inne und nahm einen Schluck. Er war hier völlig fehl am Platz – ein Menschenkind mit schlechter Haut, das der Geruch von Verwahrlosung umgab – Gilberto war wie Schimmel inmitten der strahlenden Perfektion der Werwesen. „Was meinen Sie, wie sie das angestellt haben?“
    Ich zuckte mit den Schultern und mein abgewetzter Mantel flatterte leicht. „Weil ich eine gringa bin?“
    Damit hatte ich genau das Richtige gesagt, denn es brachte ihn zum Lachen, ein näselnder leiser Klang. „Si, bruja. Aber keiner wusste, dass Sie uns besuchen wollten, außer el goto hier. Richtig?“
    Und Carper. „Noch eine andere Person wusste davon – der Cop, der mich auf die Spur von Ay gebracht hat. Gil, dein Bruder wurde von seinem eigenen Partner erschossen.“
    Gils völlige Ungerührtheit hätte einen Menschen täuschen können, aber keine Ansammlung von Werwesen. Theron seufzte. Ich hielt dem düsteren, leblosen Blick des Jungen stand und beobachtete, wie die Farbe aus seinen Wangen wich, bis er nicht mehr wie ein Hispano, sondern ganz fahl aussah.
    „Inzwischen ist auch dieser Partner tot“, fuhr ich fort. „Sein Haus war völlig auf den Kopf gestellt, aber ich habe eine ungefähre Vorstellung vom zeitlichen Ablauf der Dinge. Er hatte die Rechnungsbücher der Witwe, und …“
    „Jetzt halten Sie mal die Luft an, bruja. Ay … sein Partner, sagen Sie? Bernie soll ihn umgenietet haben?“
    Silber wogte klimpernd in meinem Haar, als ich nickte. „Es hat ganz den Anschein. Aber ich werde in der Sache weiterbohren. Solange ich nicht alle Einzelheiten kenne, ist der Fall für mich nicht abgeschlossen.“
    „Dann helfen auch die 51s solange mit.“ Er warf Theron einen Blick zu, auf seiner Stirn und Oberlippe hatte sich Schweiß gebildet. Das Haarnetz hatte er diesmal zu Hause gelassen, und sein Haar sah überraschend weich aus, es lockte sich auf eine kindliche Art. „Ich gehe zu Ramon. In unseren Reihen gibt es einen Verräter, bruja. Diese Typen haben nämlich auf gar keinen Fall wissen können, dass Sie bei uns waren.“ Wieder trat zwischen uns betretenes Schweigen ein.
    Ich musste es einfach sagen.
    „Der Verräter muss nicht unbedingt aus den Reihen der 51s stammen, Gil. Es gab noch andere, die gewusst haben, dass ich ins Barrio kommen würde. Nicht zuletzt mein Kontaktmann. Aber der ist nicht fett. Sagt dir der Name el pendejo gordo irgendwas?“
    Der Junge überlegte. „Im Barrio gibt es ’ne Menge pendejo gordos, bruja. ’ne Menge.“
    „Fangt bloß keinen Krieg mit der Polizei an!“ Das kam schroffer heraus, als geplant war, und Gil verspannte sich und zog die dürren Schultern hoch. „Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist ein Blutbad im Barrio.“
    Er zuckte mit den Schultern – es war genau die Art von Schulterzucken, die Kinder frühzeitig lernen. Doch ich ließ nicht locker. „Auf keinen Fall schießt ihr auf einen Cop, kapiert?“ Warum nur fühle ich mich wie die Rudelmami?
    Der Junge schien sich in einem Raum voller Werwesen erstaunlich wohlzufühlen. Nur Leon hatte er im Vorbeigehen den gleichen Blick wie mir zugeworfen – abwägend und kein bisschen ängstlich. Es wurde immer merkwürdiger. „Ich werde Ramon alles erzählen. Er soll entscheiden.“
    Soll mir recht sein. Ramon ist klug genug, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen – hoffe ich zumindest. „Kann ihn jemand begleiten?“
    Zwei der Werwesen – ein Welpe, dessen Gesicht sehr vertraut wirkte, und ein Wervogel mit glänzenden schwarzen Federn im glatten dunklen Haar – meldeten sich freiwillig. Gilberto ging, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    „Netter Junge“, sagte Leon sarkastisch.
    Er würde jemanden im Handumdrehen und ohne zu zögern

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