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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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hm?“ Ich beäugte das Buch nachdenklich. „Nach dem Krieg ist er nach Chicago gezogen, oder?“
    „Ich glaube schon.“ Mehr brauchte Leon nicht zu sagen.
    Ich trug Jack Karmas Lehrlingsring, der noch immer schwarz war und noch immer vibrierte aufgrund des Zwischenfalls, bei dem er getötet worden ist. Der Silberring hing an einem Lederband, zusammen mit fünf anderen, und war gut in meinem Lagerhaus versteckt. Jeder einzelne von ihnen erzählt eine Geschichte, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.
    Michail hatte nie viel von seinem Lehrer gesprochen, und das war wohl normal – nach Jägermaßstäben. Den eigenen Lehrmeister zu verlieren ist viel schlimmer als der Tod der Mutter oder des Vaters. Es ist fast so schrecklich, wie einen Schüler zu verlieren.
    Noch immer gab es mir einen Stich ins Herz, wenn ich an Michails Tod dachte. „Hm. Also wissen wir noch immer nicht, welchen Rang dieser Argoth in der Hierarchie der Hölle hat. Aber Jack hat ihn umgebracht oder zumindest zurückgeschickt, stimmt’s?“
    „Anscheinend nur zurückgeschickt, so wie dieser blonde Dämon von ihm geredet hat. Was bedeutet, dass er ein größeres Problem ist als ein beschissener Talyn. Aber in letzter Zeit war in den Nachrichten nie die Rede von irgendwas, das bedeutend genug wäre, um einen so Großen aus der Hölle zu befreien. Zumindest nicht auf diesem Kontinent.“ Leon seufzte. „Das war’s. Sonst gibt es hier nichts, das uns weiterhilft. Wie sieht’s bei dir aus?“
    Mit anderen Worten: Perry hatte uns vielleicht hinters Licht geführt. Auch wenn mir das nicht sehr wahrscheinlich schien. Doch eins nach dem anderen.
    „Rein gar nichts“, gab ich zu. „Carp hat recht. Die Akte ist voller Spuren, die nirgends hinführen. Sämtliche Zeugen werden nur mit Initialen angeführt und haben außerdem die Angewohnheit zu verschwinden. Was wettest du, dass sie alle als Scurffutter endeten?“
    „Wozu willst du einem alten Mann die Taschen leeren, Darling?“ Leon ließ die Schultern kreisen, lockerte die Verspannung darin und schob das Buch von sich weg. Dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und musterte mich.
    „Einen roten Faden gibt es allerdings – ein gewisser H. , der einen hohen Posten bei der Polizei haben muss. Pedro Ayala hat Carp erzählt, dass er wüsste, wer sich hinter H. verbirgt, dass die ganze Sache viel größere Ausmaße hätte, als Carp annehmen würde. Pedro war sich so sicher, dass er abgehört wird, dass er Carp nicht mal an einem Münzfernsprecher was darüber erzählen wollte. Kurz darauf war er tot.“ Und ich hab noch immer nicht die Zeit gefunden, seinen Mörder zu schnappen. Scheiße. „Sullivan und Badger haben vier verschiedene Spuren verfolgt, die alle darauf hindeuteten, dass es ein hochrangiger Polizist war, der in diesem Spiel die Fäden zog. Aber alle vier verliefen sich im Nichts, hauptsächlich, weil die Leute, die ihnen den Tipp gaben, sich in Luft auflösten.“
    „Irgendwo da draußen muss es also ein immens großes Massengrab geben.“
    Und einen Cop, der so viel Dreck am Stecken hat, dass Perry dagegen fast wie ein Heiliger erscheint. Ich musste schlucken. „Nicht, wenn das Scurfvirus was damit zu tun hat. Was hältst du hiervon: Zwölf illegale Einwanderer werden getötet, und man entnimmt ihnen die Organe. Plötzlich ist Schluss damit -zum gleichen Zeitpunkt, als die Sorrowschlampe letztes Jahr auftaucht. Was wollen wir wetten, dass dieser kleine Organ - händlerring einem Nachtschatten aufgefallen ist, nachdem die Sorrow anfingen, mitzumischen?“
    Ich spitzte die Ohren und lauschte. Draußen rauschte der Verkehr vorbei. Im Laden selbst war es totenstill. Alles war, wie es sein sollte, und während wir hier drinnen saßen, ging uns Stück für Stück das Sonnenlicht aus. Trotz der Klimaanlage trat mir der Schweiß auf den Rücken und kitzelte mich. Das vergangene Jahr war in mehr als nur einer Hinsicht schlimm gewesen.
    Und irgendwo da draußen in der Welt trieb sich Melisande Belisa herum, die Sorrow, die meinen Lehrer getötet hatte. Frei wie ein Vogel.
    Reiß dich zusammen, Jill. Im Moment hast du andere Probleme als Belisa. Zum Beispiel Scurf und diejenigen, die deine Leute umbringen. Nicht mal Argoth ist wichtig – noch nicht. Fang also beim Wichtigsten an.
    Ich atmete tief ein, Luft, Papiergeruch und verstaubtes Wissen. Und zwang mich, nicht die Nerven zu verlieren.
    „Hm“, ließ sich Leon alles durch den Kopf gehen. Dann nieste er zweimal leise.

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