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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Und nahm einen weiteren Schluck Bier.
    Es tat gut, meine Theorie laut auszusprechen, die Teile zu einem Ganzen zusammenzufügen. Es ist immer gut, Dinge mit jemand anderem durchzuspielen. „Die Scurf, die wir gefunden haben, waren alle schon zu alt. Falls sie aus der Lagerhalle an der Cherry Lane getürmt sind, dann gehen die Morde wohl auf ihr gemeinsames Konto. Was bedeutet, dass all unsere Verschwundenen nach einem bestimmten Schema verschleppt wurden. Wenn man ein Nest voll Scurf reiferen Alters mitten in einer belebten Gegend ansiedelt, dann wird es zu genau solchen Vermisstenfällen kommen, mit denen wir es zu tun haben.“
    „Also steckt System dahinter.“ Leon nickte. „Und zwar ein verdammt gewieftes.“
    „Amen sage ich da nur.“ Denn wenn eine Taktik dahintersteckte, dann konnte man sie vorhersehen – und durchkreuzen.
    „Also machen wir uns jetzt auf die Suche nach diesem Polizisten? Diesem Bernardino?“, fragte Leon.
    Ich sprang auf die Füße und rückte den Stuhl zurück. „Ganz genau. Wollen wir hoffen, er ist inzwischen nicht nervös geworden. Oder ebenfalls vom Erdboden verschluckt worden.“
    Leon rappelte sich hoch. „Wusste ja gar nicht, dass du ein Optimist bist. – Und was machen wir wegen diesem Argoth?“
    Beten? Hoffen, dass er nicht hungrig ist? „Weiß ich noch nicht. Aber es scheint mir an der Zeit, ein paar der Höllenbrut-Absteigen abzuklappern und einigen Dämonen auf die Füße zu treten – nachdem ich herausgefunden habe, wer Scurf in die Stadt bringt.“
    „Hört sich nach ’nem Plan an. Ich geh erst mal schiffen.“
    „Schön, dass du mich informierst.“ Was uns beiden im Kopf herumspukte, sprach ich nicht aus. Wenn es zwischen der Höllenbrut und dem Scurf irgendeine Verbindung gab und der Name eines großen Höllenbrütlers die Runde machte und einer von Shens Tradern sagte, dass ein „großes Tier“ mich tot sehen wollte …
    Nun ja, unterm Strich sah es nicht gut aus. Aber wenigstens hatten wir jetzt eine Spur, statt uns mit halbseidenen, schrägen, zusammenhangslosen Ereignissen ohne Hand und Fuß herumzuschlagen.
    Während Leon austreten war, starrte ich Carps Akte an. Ich schloss die Augen, atmete tief ein und versuchte, nicht an Carper zu denken, der im Bett lag und dessen Verstand dem blanken Terror ausgeliefert war. Oder an Jacinta Kutchners Leiche, die wie eine vertrocknete Frucht an einem blauweißen Nylonseil hing. Oder an Saul und daran, wie sehr ich mir wünschte, bei ihm zu sein, um verschiedene Theorien mit ihm durchzugehen.
    Es hatte ganz den Anschein, als fiele der Kutchner-Fall doch in meinen Aufgabenbereich.

25
     
     
    Bernardino wohnte in einer ruhigen kleinen Straße, die noch nicht ganz in den Vororten lag, aber auch nicht weit davon entfernt war. Ihm gehörte ein frisch gestrichener Bungalow, und sein Rasen war grüner als der der meisten Nachbarn. Ich fragte mich, ob er wohl Gärtner beschäftigte, die eigentlich illegale Einwanderer waren, um ihn zu pflegen. Dann wurde mir bei dem Gedanken schlecht, und ich unterdrückte die Übelkeit, während wir über ein Nachbargrundstück auf seine Haustür zuschlichen.
    Wir nahmen den Weg, der am meisten Deckung bot – was nicht viel war, angesichts des Hochsommers, der alles verdorren ließ.
    Bernardinos Haus hatte keine Alarmanlage, und er selbst war vermutlich auf der Arbeit im Sittendezernat.
    Großer Gott, was für eine Ironie!
    Ich hielt die rechte Handfläche über den Türknauf und konzentrierte mich. Ein dünner Strahl Sphärenenergie kroch heraus und gabelte sich. Ein Strang schlang sich um den Knauf, der zweite tastete sich blind voran, bis er das Schlüsselloch und den Riegel darin gefunden hatte. Nach einem Moment entschlossener, aber entspannter Konzentration – ganz, wie Magie sie erforderte – glitt der Riegel beiseite, und die Tür schwang mit einem leisen Klicken einen Spaltbreit auf.
    „Du würdest einen erstklassigen Einbrecher abgeben“, flüsterte Leon fast tonlos.
    Oh ja, und das ist nur eine der vielen Karrierechancen einer Jägerin.
    „Findest du?“, wisperte ich. Dann drückte ich mich dicht an die Hauswand, schob die Tür mit dem Fuß auf, während Leon mir Feuerschutz gab, und schlüpfte in Alfred Bernardinos Heim – um sofort einen Satz zurück zu machen.
    Der Gestank war so intensiv, dass er mir im Hals brannte: totes, zerfallendes menschliches Gewebe.
    „Gott im Himmel!“, flüsterte ich mit tränenden Augen und lief nun doch ins Innere. Leon schloss die

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