Blutiger Freitag
getroffen. Ein weiterer Bombenanschlag so kurz danach – jeder wird nach jungen weißen Studenten Ausschau halten.“
Sie waren nur zu fünft in dem engen Hotelzimmer: Maggie, Patrick, Nick, Kunze und Wurth. Ceimo sollte später noch dazukommen. Heute schien die Sonne durchs Fenster, ein erfreulicher Anblick. Maggie musste unwillkürlich die schöne glitzernde Schneelandschaft draußen bewundern.
„Und was hat er dann Ihrer Ansicht nach vor?“, fragte Kunze, nun ehrlich interessiert.
Als Maggie sich vom Fenster abwandte und sich umdrehte, blickten sie alle erwartungsvoll an.
„Die Bombenexpertin“, warf Wurth ein, „sagte, die Zündung ähnelte der Konstruktion für eine radiologische Waffe. Sollte ich meine Leute darauf vorbereiten, dass wir es damit zu tun haben?“
Maggie verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte sich inzwischen ein Paar Hosen und einen Strickpullover angezogen, aber ihren Blazer oben im Zimmer liegen gelassen. Jetzt wünschte sie, sie hätte ihn mitgebracht. Die anderen sahen sie an, als erwarteten sie handfeste Instruktionen, eine Anleitung. Was war, wenn sie sich irrte? Selbst Kunze schien damit zu rechnen, dass sie ihnen die Richtung wies.
„Ich denke nicht, dass er eine derartige Bombe benutzt. Er ist mehr an einer psychologischen Wirkung als am größtmöglichen Blutbad interessiert. Hier im Einkaufszentrum hat er eine Chance dazu gehabt. Es hätte zweifellos ein viel größerer Schaden entstehen können, mit Hunderten von Todesopfern.“ Sie machte eine Pause, wartete auf Widerspruch. Niemand sagte etwas. „Ich tippe darauf, dass es eine Kofferbombe sein wird. Die wird er selbst mitbringen und irgendwo an einem belebten Ticketschalter oder Einchecktresen stehen lassen.“
„Wenn er den Koffer auf das Band stellt, werden wir die Bombe nicht rechtzeitig finden“, sagte Wurth und krempelte sich die Hemdsärmel hoch. „Himmel noch mal, das sieht verdammt schlecht aus.“
„Deshalb müssen wir ihn schnappen, sobald er das Flughafengebäude betritt.“
„Sie haben aber selbst zu bedenken gegeben, dass er sicher sein Aussehen verändert hat. Eine Zeichnung wird uns da nicht weiterhelfen“, sagte Kunze.
„Ich bin sicher, dass ich ihn wiedererkenne“, meldete sich Patrick plötzlich, und die anderen drehten sich überrascht zu ihm um. Er saß in einer Ecke und wartete still auf den Polizei-Zeichner, sodass alle seine Anwesenheit vollkommen vergessen hatten. „Ich muss nur irgendwo sein, wo ich alles beobachten kann.“
„Du wirst nicht mit nach Phoenix kommen“, entgegnete Maggie sofort und ärgerte sich, dass sie klang wie eine überfürsorgliche große Schwester.
Sie hatte bereits erklärt, warum Sky Harbor logischerweise das Ziel des Anschlags sein würde. Wurth hatte ihrer Schlussfolgerung nicht widersprochen, jedoch angekündigt, auch zu jedem weiteren Flughafen auf der Liste eine Mannschaft der Bundespolizei zu schicken.
„Du hast es doch selbst gesagt, Maggie: Er wird selbst kommen, weil er davon ausgeht, dass alle nach einem Studenten suchen“, widersprach Patrick. „Er wird sich dann bestimmt nicht die Mühe machen und seinen Gang verändern. Vielleicht hat er sich nicht mal richtig verkleidet. Ich sag dir, diese Augen werde ich immer und überall erkennen.“
„Es könnte nicht schaden“, räumte Wurth ein. „Ich finde, wir sollten den Jungen mitnehmen.“
68. KAPITEL
Die Luke wollte sich nicht von der Stelle rücken lassen. Verzweifelt suchte Rebecca nach einem Gegenstand, den sie ins Holz rammen konnte, nachdem sie es zuvor vergeblich mit bloßen Händen versucht hatte. Währenddessen bemühte sich Dixon, seine Nylonfesseln zu zersägen. Wenigstens hatte sie inzwischen einen Lichtschalter gefunden, obwohl die schwache Glühbirne an der Decke gerade mal die Stelle direkt darunter beleuchtete.
Dixon hatte ihr versichert, dass sie sich wegen seiner Verletzung keine Gedanken zu machen brauchte. „Nur eine Fleischwunde“, erklärte er. Rebecca musste unwillkürlich daran denken, dass er wie einer seiner Helden aus den Comicgeschichten klang, die er so gern las.
„Woher weißt du, dass sie das Haus in die Luft jagen wollen?“
„Das haben sie mir selbst gesagt. Sie fanden das offensichtlich sehr komisch.“ Er klang etwas außer Atem. „Das war, kurz nachdem mein Großvater angerufen hat, und sie das Handy die ganze Zeit einfach klingeln ließen. Sie hatten ihm versprochen, dass er noch mal mit mir reden könnte. Aber dann haben sie mich
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