Blutiger Freitag
ihren Studentenwohnheimen durchforsten, stoßen sie womöglich auf Websites mit Anleitungen zum Bombenbau“, fuhr sie fort. „Vielleicht finden sie sogar irgendwelche Materialien, die man dafür benötigt. Aber egal, wie sehr wir uns auch bemühen, mehr über Chad Hendricks, Tyler Bennet und Patrick herauszufinden – das führt alles zu nichts. Die Helfershelfer werden uns nicht zu demjenigen führen, der wirklich dahintersteckt. Das können sie gar nicht, weil sie nicht wussten, wer das geplant hat. Sie hatten nicht die leiseste Ahnung. Es gibt keine Spur, weil der Projektmanager keine hinterlassen hat. Dafür hat er gesorgt.“
„Warte mal. Wer ist denn der Projektmanager?“
„Um das herauszubekommen, brauche ich deine Hilfe. Entweder kann ich sein Profil mit einem der Verdächtigen im Oklahoma-Fall in Verbindung bringen. Oder ich muss herausfinden, wo er als Nächstes zuschlägt.“
65. KAPITEL
Maggie schlug vor, den Fernseher einzuschalten. Sie brauchte ein paar Hintergrundgeräusche, solange es sich nicht um die hundertste Wiederholung ihrer Verfolgungsjagd oder Interviews mit Chads und Tylers Studienkollegen handelte. Nick fand eine Lösung. Er stellte den Kanal ein, der das ganze Wochenende über Weihnachtsfilme zeigte.
„Einer meiner Lieblingsfilme“, bemerkte er. Maggie sah kurz auf und erkannte Ralphie in „A Christmas Story“. Warum überraschte es sie nicht, dass die Komödie über einen kleinen Jungen im Hasenkostüm, der sich dringend ein Luftgewehr wünschte, zu Nicks Favoriten zählte?
Es blieb ihnen noch eine Stunde, bevor sie Kunze und Wurth unten trafen. Maggie hoffte immer noch, auf irgendetwas zu stoßen, das sie in die richtige Richtung führen könnte. Während sie mit Nick im Internet die Gerichtsdokumente und FBI-Akten durchstöberte, rasten ihre Gedanken. Nach welchen Kriterien hatte der Projektmanager den Flughafen ausgewählt?
Nick hatte einen wichtigen Punkt angesprochen, als er auf die Effektivität des Anschlages hinwies. Eine möglichst hohe Anzahl von Opfern schien nicht das vorrangige Anliegen zu sein. War der Projektmanager mehr an der psychologischen Wirkung interessiert? Ein überfülltes Einkaufszentrum einen Tag nach Thanksgiving. Das war eine Situation, in der sich jeder befinden konnte. Und genau das machte es so beängstigend. Es ging nicht um einen vornehmen Urlaubsort, ein Fünfsternehotel, einen Nachtklub oder ein Kasino. Ein Einkaufszentrum im Herzen Amerikas, das musste doch jeden amerikanischen Bürger tief treffen. Alle würden denken: „Das hätte mir auch passieren können.“
Maggie rief wieder die Liste der Flughäfen auf den Computerbildschirm. Gab es hier eine ähnliche Logik? Laut Henry Lee gab es kein System, es war eine bloße Aneinanderreihung von Namen:
McCarran International Airport, Las Vegas, Nevada General Mitchell International Airport, Milwaukee, Wisconsin
Salt Lake City International Airport, Salt Lake City, Utah Sky Harbor International Airport, Phoenix, Arizona Cleveland-Hopkins International Airport, Cleveland, Ohio Reagan Washington National Airport, Washington, D. C Detroit Metropolitan Wayne County Airport, Detroit, Michigan.
„Ob du’s glaubst oder nicht, auf dem Flughafen von Las Vegas ist am Wochenende nach Thanksgiving am meisten Betrieb“, unterbrach Nick ihre Grübeleien, nachdem er einen Blick auf den Bildschirm geworfen hatte. „Warum überrascht mich das nicht?“ „Ein Anschlag dort wäre ziemlich wirkungsvoll.“ Sie dachte darüber nach, dann schüttelte sie den Kopf. „Ich glaube nicht, dass er Vegas ausgewählt hat.“ „Sagt dir das dein Bauch?“, fragte Nick. Maggie ging nicht auf seinen Scherz ein. „Vegas ist nicht ganz unwahrscheinlich. Aber normalerweise geht man an einem Familienfest nicht ins Spielkasino, sondern fährt stattdessen zur Oma. Er will eine alltägliche Situation. Eine Situation, in der sich jeder befinden könnte. Denn genau damit erzielt er die größte Wirkung.“
Nick nahm die Fernbedienung und drehte Ralphie in seinem Hasenkostüm den Ton ab.
„Allzu viel Zeit bleibt ihm ja nicht. Denkst du nicht, dass er sich einen Ort in der Nähe aussuchen wird? Irgendwo im Mittleren Westen? Milwaukee ist ungefähr fünf, sechs Stunden Fahrt von hier entfernt. Detroit ein bisschen weiter. Vielleicht zehn Stunden.“
„Zu schwierig, eine Fahrt in dem Schneesturm. Ich nehme an, er ist zum Flughafen gefahren und saß schon im Flieger, bevor die ersten Verletzten in die Ambulanz gebracht
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