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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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Albrecht näherte sich der Haustür, dicht gefolgt von Anna Elisabeth, die noch einmal versuchte, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. »Bitte«, flüsterte sie angestrengt, »bedenke doch, dass du im Haus meines Vaters nicht mehr willkommen bist! Hannes ist da – er wird dich hinausweisen, denn er hat schon jetzt gewisse Rechte, und –«»Still.« Albrecht legte den Finger an den Mund. »Lass mich machen, mein Herz, und fürchte nichts. Es wird alles gut werden ...«
    »Leg das Beil nieder«, war die Stimme des Klostervogts aus der Stube zu hören, »und dann packst du alles Fleisch, das noch nicht im Kessel liegt, in die zwei Pökelfässer. Halte keine Maulaffen feil und spar dir alles Lamentieren. Wir wollen noch vor der Dunkelheit wieder im Kloster sein!«
    »Genug, Schurke«, wisperte Albrecht. Er zog sein Rapier und drückte gleichzeitig die Tür auf. Ein langer Schritt, und er stand im Wohnraum, die blanke Waffe in der Hand.
    Schon das Zischen des Stahls, der aus der Scheide glitt, hatte die Männer des Vogtes herumfahren lassen. Überrascht starrten sie Albrecht entgegen. »Wer seid denn Ihr?«, wollte der Vogt wissen, ein breitschultriger, untersetzter Kerl von etwa vierzig Jahren, dessen faltiges, wettergegerbtes Gesicht ein raues Leben verriet. »Und was habt Ihr hier zu suchen?«
    »Ich verteidige mein Eigen«, gab Albrecht trocken zurück. »Lasst von dem Fleisch ab und verschwindet – aber in Eile!«
    Der Vogt riss die Augen auf. Dann kniff er sie zu schmalen Schlitzen zusammen. »Seid Ihr von allen guten Geistern verlassen?«, knurrte er, langsam in Wut geratend. »Ihr wisst wohl nicht, mit wem Ihr es zu tun habt?«
    »Nein«, entgegnete Albrecht kalt, »und mit Verlaub – es ist mir auch vollkommen einerlei. Befiehl deinen Leuten, sich hinauszubegeben, und dann lauf ihnen schleunigst nach. Tust du es nicht, wirst du es bitter bereuen!«
    »Was fällt Euch ein?« Der Vogt war dunkelrot angelaufen und zog ebenfalls seine Waffe. »Ich bin ein Mann des Abtes von Kaltenbrunn«, brüllte er, »ich dulde keine Einmischung in dessen Beschlüsse. Das hier geschlachtete Schwein gehört dem Kloster, und Ihr lasst besser die Finger davon!«
    »Den Teufel werde ich tun«, erwiderte Albrecht mit klirrenderStimme. »Das Fleisch ist mein. Du wirst mich nicht daran hindern, in diesem Haus eine Schuld einzutreiben. Verschwinde, Pfaffenknecht – oder du sollst meine Klinge zu schmecken kriegen!«
    Noch war der Vogt nicht sonderlich beeindruckt. Er hob seine Waffe, und auch seine zwei Begleiter zogen blank. Doch Albrecht lächelte nur. Zwei, drei blitzschnelle Ausfälle, und weder der Vogt noch seine Helfer waren mehr kampffähig. Ihre Rapiere flogen im hohen Bogen durch die Luft und landeten klirrend auf dem steinernen Fußboden.
    »So viel dazu«, sagte Albrecht. »Ihr seid keinen Schuss Pulver wert. Heb dich weg, erbärmlicher Wicht!« Damit packte er den Klosterknecht, der ihm am nächsten stand, beim Kragen und schob ihn durch die offene Tür hinaus in den Hof.
    Der zweite lief von allein hinter seinem Kameraden her. Doch der Vogt gab sich noch immer nicht geschlagen. »Wenn Ihr meint, damit sei alles erledigt«, zischte er Albrecht zu, »dann irrt Ihr Euch gewaltig. Der Abt lässt nicht mit sich spaßen – er wird sich das Seine zurückholen. Ihr solltet oft hinter Euch schauen, wenn Ihr mit der Beute davonreitet!«
    Albrecht lachte. »Ich lade deinen Abt herzlich ein«, meinte er spöttisch, »wenn er Appetit hat auf eine Fehde mit dem Wolf von Weißenstein!«
    Das wirkte. Der Klostervogt schien in sich zusammenzuschrumpfen. »Ihr ... Ihr wärt ...?«, stotterte er in plötzlicher Betroffenheit.
    Albrecht würdigte ihn keiner Antwort, sondern hatte nur ein knappes Nicken für ihn übrig.
    Hannes Rebmann, der zusammen mit Anna Elisabeths Vater, dem Michel und der kleinen Gertrud bis jetzt das Geschehen wie erstarrt verfolgt hatte, wagte es, sich einzumischen. »Ganz recht«, sagte er, »er ist der Wolf von Weißenstein. Aber ich bin mir nicht bewusst, dass wir ihm –«»Schweig, Bauerntölpel«, fuhr ihm Albrecht in die Rede, »wenn du auf ein heiles Fell Wert legst.« Er hob noch einmal sein Rapier. »Diese Waffe macht hässliche Löcher. Darum hüte deine Zunge!«
    Der Vogt schaute zum ersten Mal beunruhigt drein. »Ich werde gehen«, sagte er verdrießlich, »aber dem Abt mache ich Meldung über diesen ungebührlichen Vorfall – das merkt Euch gut, Herr!«
    »Tu das nur«, gab Albrecht gelassen zurück.

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