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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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bestätigte es und sah den Michel strafend an. »An der Arbeit zu sparen lohnt sich nicht, sagt mein Vater immer.«
    Anna Elisabeth hatte schon den Melkeimer aufgenommen und ging zur Tür. »Recht hat er«, sagte sie zu Gertrud und verbiss sich ob der weisen Miene der Siebenjährigen ein Lachen.
    Albrecht hatte sein Pferd an dem dicken Eisenring angebunden, der zu diesem Zweck an der Scheunenwand angebracht war. Eben wollte er um die Ecke biegen und zur Haustür hinübergehen, als diese aufschwang. Anna Elisabeth trat ins Freie, an der Hand einen hölzernen Eimer.
    Albrecht stockte der Atem. Sie so plötzlich vor sich zu sehen – darauf war er nicht gefasst gewesen. Hastig zog er sich hinter die Scheunenwand zurück.
    Anna Elisabeth klinkte die Stalltür auf und verschwand im Innern des niedrigen Seitengebäudes. Einen Augenblick stand Albrecht still und atmete tief, damit sein hämmerndes Herz sich wieder beruhigte. Dann nahm er all seinen Mut zusammen, schritt ebenfalls zur Stalltür und drückte sie sachte auf.
    Zuerst konnte er nur wenig erkennen. Doch nachdem seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, sah er Anna Elisabeth. Sie hatte eine Forke von der Wand genommen und war dabei, einer braun gescheckten Kuh Heu vorzuwerfen. Das Tier machte sich dankbar über sein Futter her und stieß dabei ein sanftes Brummen aus.
    Anna Elisabeth hängte die Forke wieder an den Wandhaken, tätschelte der Kuh den Nacken, redete zärtlich auf sie ein. »Lass es dir schmecken, Röschen ... gleich gibst du mir noch deine Milch ... dann drückt sie dich nicht mehr ... und dann mach ich dir dein Lager sauber ... bist doch meine Brave ...«
    Albrecht konnte Anna Elisabeths helles Antlitz deutlich schimmern sehen – ihr Lächeln, als sie der Kuh noch einmal den Arm über den Rücken legte. Der Melkschemel, den sie aus einer Stallecke hervorzog und neben das Tier stellte, hatte drei Beine ... sie setzte sich, zog den Eimer heran, verschwand aus Albrechts Gesichtsfeld.
    Es tat fast ein bisschen weh, sie nicht mehr zu sehen. Albrecht schluckte und holte noch einmal tief Atem. Jetzt musste es sein. Hier im Stall würde es ihm außerdem leichter fallen als drinnen in der Stube, wo sicherlich wieder die Nachbarn saßen und mithörten, was er nur ihr allein zu sagen hatte.
    Er trat hinterrücks an sie heran und räusperte sich. »Anna«, begann er, »wollt Ihr mir für einen Augenblick Euer Ohr leihen?«
    Sie fuhr zusammen – so heftig, dass der Melkschemel kippte und sie beinahe im Stroh landete. »Wer ist da ...?«, stieß sie hervor und drehte sich zu Tode erschrocken um.
    »Albrecht ... Weißenstein«, antwortete er. »Bitte ängstigt Euch nicht – ich komme, um mit Euch zu reden und Euch –«
    »Ihr ...?« Anna Elisabeth hatte ihn erkannt und stand schon auf den Füßen. Sie starrte ihm mit aufgerissenen Augen entgegen. »Was wollt Ihr? Und was hätten wir wohl noch miteinander zu reden?«
    Sie war zornig. Gott – wie ihre dunklen Augen Feuer sprühten! All die kunstvoll gedrechselten Sätze der Entschuldigung, die Albrecht sich auf dem Ritt hierher zurechtgelegt hatte, waren plötzlich aus seinem Gedächtnis gelöscht. Er stand da wie ein Narr und hielt den Blick auf ihr Antlitz geheftet, und nur ein einziger Gedanke war noch in seinem Hirn: Ich liebe dich, Anna ... ich liebe dich ... und ich will, dass du mich auch liebst ...
    Ihre Augen weiteten sich. »Ihr wagt es, so etwas auch nur anzudeuten?«, sagte sie mit steifen Lippen. »Weggeschickt habt Ihr mich auf dem Fest – wie eine feile Straßendirne! Und nun verlangt Ihr –«
    Albrecht spürte, dass er vor Aufregung angefangen hatte zu zittern. »Ich bin nur hier, um –«, setzte er noch einmal an.
    Sie unterbrach ihn. »Ich habe Euch schon verstanden«, sagte sie. »Ihr habt Euren Spaß nicht bekommen auf dem Fest. Nun wollt Ihr nachholen, was Euch entgangen ist. Und um auch gewiss bei mir Euer Ziel zu erreichen, redet Ihr von Liebe!« Tränen glitzerten plötzlich in ihren Augen. »Einem adligen Herrn ist alles zuzutrauen«, fügte sie tonlos hinzu, »aber von Euch hätte ich es lieber nicht annehmen mögen!«
    Albrecht fiel keine Antwort darauf ein. Es ist ja auch nicht so, dachte er, ich hatte schon auf dem Fest keinerlei Pläne mehr, dich zu verführen, Anna. Ich wollte nur in deiner Nähe sein ...
    »Das soll glauben, wer will«, erwiderte sie und warf den Kopf in den Nacken. »Ich habe doch mit eigenen Ohren gehört, was Ihr zu dem anderen Junker gesagt

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