Blutiger Halloween
Wappen der Schule abgebildet. Der Ankömmling war von gedrungener Gestalt, und seine Gesichtshaut wirkte rosig. Das schüttere Haar war zurückgekämmt, und die Augen verschwanden hinter den getönten Brillengläsern.
»Hier finde ich Sie, Mr. Blake.«
»Ja, Mr. Fleet. Ich habe mich mit meinem Bekannten aus London ein wenig zurückgezogen. Ich brachte Mr. Sinclair hierher. Er wollte unbedingt einmal an einem Halloween-Fest teilnehmen, und an dieser Schule wird das beste Fest dieser Art gefeiert, das ich kenne.«
Blake war Weltmann. Er überspielte seine Sorgen perfekt, und ich erfuhr, daß Mr. Fleet der Rektor der Schule war.
Wir reichten uns die Hände.
»Ich hoffe, es gefällt Ihnen hier, Mr. Sinclair. Gäste sind immer herzlich willkommen.«
»O ja, ich finde es außergewöhnlich nett.« Als ich meine Hand zurückzog, war die Innenfläche feucht vom Schweiß des anderen. Eine unangenehme Sache.
Edward Blake griff in die Innentasche seines Jacketts und holte einen Scheck hervor. »Ein kleiner Unkostenbeitrag«, erklärte er, als er den Scheck überreichte.
»Die Schule dankt es Ihnen, Sir. Wenn Sie vielleicht zwei Minuten Zeit hätten, ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten.«
»Sogar noch länger, Mr. Fleet. Mr. Sinclair wird sich auch allein amüsieren können.«
»Das sicher.«
»Wir sehen uns dann später«, sagte Blake. »Vergessen Sie die Feier auf keinen Fall.«
»Natürlich nicht.«
Die Männer gingen. Dafür löste sich Glenda aus dem Schatten des Raumes. »Wer war dieser Knabe?« fragte sie.
»Der Direktor.«
Glenda schüttelte den Kopf. »Ich mag ihn nicht, John.«
»Hast du einen Grund?«
»Nicht direkt. Er strahlt so etwas aus, was wohl nur eine Frau fühlen kann.«
»Möglich.«
»Und was machen wir jetzt, großer Meister?«
Eine gute Frage. Da ich dienstlich hier war, wollte ich mich noch umschauen. Vor allen Dingen dort, wo bald die Halloween-Feuer lodern sollten. Vielleicht trafen wir da auch Carrie Blake. Glenda hatte nichts dagegen.
Wir schlenderten weiter und ahnten nicht, daß genau um diese Zeit der unheimliche Killer bereits unterwegs war.
***
Ronny Wilder hatte den Platz hinter sich gelassen und die Schule betreten. Noch immer beschäftigten sich seine Gedanken mit dem, was ihm die Frau gesagt hatte.
Die Worte steckten wie Speerspitzen in seiner Seele. Er würde sterben, er sollte sterben.
Noch in dieser Nacht!
Schweiß war ihm ausgebrochen. Aus jeder Pore drang er, und der junge Mann empfand die Kühle des Flurs als angenehm. Einige Schüler schauten ihn verwundert an, als er sich an die Wand lehnte und erst einmal nach Atem rang.
Ronny warf den Schülern böse Blicke zu und stellte fest, daß er zu sehr auf dem Präsentierteller stand. Er entschloß sich, hoch ins Zimmer zu gehen und dann unter die Dusche zu steigen.
Als er diesen Vorsatz gefaßt hatte, da war er auch wieder der alte und lachte innerlich über sich selbst und seine Angst. Was sollte ihm schon passieren? Er wußte sich seiner Haut zu wehren und lief mit elastischen Schritten die breiten Stufen der wuchtigen Steintreppe hoch. Die Decke wurde von dicken Steinsäulen gestützt, die sich auf jedem Treppenabsatz befanden.
Durch die großen Fenster konnte er nach außen sehen. An der Westseite des Schlosses brannte kaum Licht. Der Wald lag dunkel wie ein Vorhang vor dem in Bodenhöhe graue Gestalten schwebten - der Nebel.
Im hinteren Trakt lagen die Zimmer der Schüler. Zwei jeweils teilten sich einen Raum.
Ronny Wilder wohnte mit Jack Mitchum zusammen. Als der Schüler die Tür des Zimmers aufdrückte, fand er den Raum leer. Darüber war er froh, denn er wollte jetzt mit keinem reden.
Bett und Schrank befanden sich, von der Tür aus gesehen, auf der rechten Seite. Dort hatte Ronny seine persönlichen Sachen untergebracht. Er zog die Schranktür auf, holte seinen Bademantel, Handtücher und Seife hervor, um zur Dusche zu laufen. Diese Räume befanden sich am Ende des Ganges. Bevor er lief, zog er sich noch aus und steckte die schmutzige Wäsche in einen hellblauen Leinensack.
Niemand begegnete ihm auf dem Flur, als er in Richtung Dusche ging. Um diese Zeit hielt sich kein Schüler mehr im Zimmertrakt auf. Dafür war draußen zuviel los.
Nur die Notbeleuchtung brannte. Die Badelatschen des Schülers verursachten klackende Geräusche, die von den Wänden zurückhalten. Die Tür zur Dusche besaß einen grauen wasserfesten Anstrich. Abgeschlossen war nicht, und Ronny betrat den großen,
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