Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
Vom Netzwerk:
die Vorderpfoten und begann zu winseln. Und dann waren sie auch schon da, zu dritt, gekleidet in blaue, gut sitzende Uniformen. Der Erste rümpfte die Nase. Alessio zog die Schultern hoch und hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Von seinen Haaren tropfte es ihm kalt den Rücken herunter.
    »Schnapsleichen«, sagte der eine Polizist.
    »Hey, Meister. Können wir was für Sie tun?« Der Junge, der ihm das Bier über den Kopf gekippt hatte, stand auf.
    »Ja …« Der Polizist blickte sich um. In seinem Blick stand Verachtung, und einen Moment lang sah Alessio die Gruppe mit seinen Augen. Bunte Haare, Löcher in den Strumpfhosen, magere Hunde. Nackte Oberkörper. Drogen, wenn sie welche hatten. Lauter abgewrackte Straßenkids ohne Zukunft.
    »Habt ihr einen Jungen gesehen? Ungefähr fünfzehn. Blaues Kapuzenshirt. Dunkle Haare, Locken.«
    Der Anführer spuckte ins Gebüsch. »Und warum sucht ihr den?«
    »Übler Schläger. Hat einen anderen schwer verletzt. Liegt im Koma.«
    Alessio hob den Kopf und war plötzlich sehr erleichtert. Koma war immerhin nicht tot. Der Polizist sah sich in der Runde um, schaute demonstrativ von einem zum andern. Alessio meinte, dass seine Augen an ihm kleben blieben wie Kaugummi, aber dann lenkte er sie doch weiter. »Ist so einer bei euch aufgetaucht?«
    »Ne, Mann, das sind alles unsere Leute. Das sehen Sie ja. Aber wenn wir was hören, melden wir uns.«
    »Wir haben euch im Auge«, sagte der Polizist noch einmal warnend. »Und das mit dem Feuer habe ich nicht gesehen. Beim nächsten Mal wird das anders sein.«
    »Geht klar, Mann.«
    Sie drehten ab und machten die Biege. Der Junge hockte sich mit einer fließenden Bewegung neben Alessio ins Gras und öffnete eine Bierflasche.
    »Da geht dir der Arsch auf Grundeis, Kleiner, was?«, sagte er. »Blue hat sich bei so was mal in die Hose geschifft, als sie als Kurierin …«
    Das Mädchen verpasste ihm einen Stoß in die Rippen. Er gab die Flasche an Alessio weiter, der einen großen Schluck nahm.
    »Warum habt ihr mich gedeckt?«, fragte er dann.
    »Weil wer deren Feind ist, nur unser Freund sein kann«, sagte der andere Junge und reichte ihm die Hand. »Hans-Georg. Du kannst mich Henne nennen.«

15.
    Das Letzte, was sie gestern von Fabian gesehen hatte, waren die Türen des Krankenwagens gewesen, die sich hinter ihm geschlossen hatten. Verwirrt und traurig war Leonie nach Hause zurückgekehrt und hatte nicht einmal gewusst, in welches Stuttgarter Hospital sie ihn und den verletzten Jungen gebracht hatten. Der Stadtbahnfahrer war mit dem Schrecken davongekommen.
    »Wann haben sie dich rausgelassen?«
    Er lächelte schief. »Eigentlich wollten sie mich bis Montag dabehalten, wegen des Schocks. Aber ich habe mich heut morgen selbst entlassen.«
    Sie standen mit Leander im Buggy an der Fußgängerampel. Fabians Gegenwart machte Leonie befangen. An diesem Nachmittag hatte es plötzlich, mitten in der sonntäglichen Kaffeestunde, an der Tür der Familie Hausmann geklingelt. Es war Fabian gewesen, der sich nach Leonie erkundigen wollte und natürlich prompt mit Emines köstlichem Käsekuchen verpflegt wurde. Nachher hatte Leonie einen Spaziergang zu ihrem Lieblingsspielplatz vorgeschlagen, worauf er sich bereitwillig eingelassen hatte. Gemeinsam überquerten sie die Hirschlandstraße in der nächsten Grünphase.
    »Und wie geht es dem fremden Jungen?« Die Frage brannte ihr seit gestern auf der Seele, denn sie entschied, ob Alessio zum Mörder geworden war.
    »Er lebt, aber er liegt im Koma«, sagte Fabian düster. Vor ihnen ragte der wuchtige, neoromanische Bau der Kirche St. Albertus Magnus auf.
    »Weiß man inzwischen, wer er ist?«
    Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht klärt es sich, wenn wir uns Alessios Umfeld anschauen. Der ist uns übrigens gestern mal wieder entwischt.« Sie gingen an Häusern mit Vorgärten und weiteren Häusern mit Vorgärten vorbei. Oberesslingen war gutbürgerlich geprägt und wirkte an manchen Stellen fast noch ländlich.
    »Und wo ist Jonas?«, fragte Fabian schließlich.
    »Jonas Faber?« Sie verstand nicht ganz, worauf er hinauswollte. »Auf Sri Lanka, wo er seine ›Zukunftswerkstatt Spiritualität‹ einrichtet. So eine Art Wellnesshotel mit Kursen, Yoga und Tai Chi.« Als sie mit dem Buggy den Bordstein herunterrumpelte, strampelte Leander vergnügt. Für ihn konnte es gar nicht holprig genug zugehen.
    Er sah sie prüfend von der Seite an. »Und du bist … mit dem Kleinen vor den Spinnen, Schlangen

Weitere Kostenlose Bücher